Es ist eine kleine Rolle, die Giuseppe Bausilio, 15, im aktuellen Film «Dead Man Down» an der Seite von Noomi Rapace und Colin Farrell hat. Und doch ist es ein grosser Schritt in Richtung Zukunft. «Ich möchte ein Schauspieler sein, der tanzen kann. Nicht ein Tänzer, der auch schauspielert», sagt der gebürtige Berner im Interview mit der «Schweizer Illustrierten». Vor zwei Jahren hat er sich gegen 1500 Bewerber durchgesetzt und in der Rolle als Billy Elliot auf der Musicalbühne in Chicago die Zuschauer begeistert.
Zusammen mit seiner Mutter Sônia Melo, 57, wohnt der Tänzer in New York. Sie teilen sich eine Zweizimmerwohnung hoch über dem Times Square. Mutter und Sohn sind ein eingespieltes Team: «Ich mache die Wäsche, und meine Mutter putzt das Bad.» Ausserdem ist der Sohn eines Italieners ein guter Koch, wie er von sich selbst behauptet: «Ich koche Gnocchi, und zusammen räumen wir die Küche auf.»
Die beiden verlassen Bern vor vier Jahren, um die Tanzkarriere des Juniors voranzutreiben. Seine Liebe zum Tanz hat der dunkelhaarige Teenager bereits in die Wiege gelegt bekommen: Sowohl seine brasilianische Mutter als auch sein Vater sind Tänzer - das Paar führt eine Ballettschule in Bern. Naheliegend also, dass seine Mutter auch ihn unterrichtet. Das geschieht nicht unweit ihrer Wohnung, wo Sônia Melo ein Ballettstudio betreibt. Die Lust zum täglichen Training fehlt dem Teenager zwar manchmal, aber es gibt eine Regel, die Mama Sônia aufgestellt hat: «Das Tanzen hat ihn bis hierhin gebracht, und bis er volljährig ist, wird weitergetanzt. Danach kann er machen, was er will.»
Damit kann «Guisi» leben, schliesslich ist er sehr ehrgeizig: Mit zehn Jahren gewinnt er bereits die ersten internationalen Preise, mit elf kommt er in die USA und mit dreizehn ist er der Star in «Billy Elliot». Vergangenen Herbst folgt das Engagement im Rock-Musical «Spring Awakening», in dem der Tänzer seinen ersten Bühnenkuss bekam. Und das von einer Zwanzigjährigen! Nervös sei er aber nicht gewesen. Zu «Billy Elliot»-Zeiten warten ganze Scharen Girls beim Bühnenausgang auf ihn. «Ein Mädchen hat sogar vor der Bühne hyperventiliert», erzählt er. Aber Mama Sonia hat ein Auge auf ihren Sohn und stellte schon damals ein paar Flirt-Regeln auf: Die Mädchen in ihrer Ballettschule etwa sind tabu. Da würde getanzt, nicht Herzen gebrochen.
Das Schweizer Fernsehen SRF 1 begleitete Guiseppe Bausilio während der letzten vier Jahre und zeigt am Donnerstag, 2. Mai, um 20.05 Uhr einen Dok-Film über seinen schwierigen Weg an die Spitze.