Der Älteste der drei ist der Kleinste, der Mittlere der Ruhigste, der Jüngste der Ehrgeizigste. Und doch ist es nicht ganz einfach, die Schwing-Geschwister Fankhauser aus Hasle LU – Erich, 27, Reto, 25, und Marco, 22 – auseinanderzuhalten.
Das zeigt sich auch am vergangenen Sonntag am Brünig-Schwinget, dem traditionellen Kräftemessen zwischen den Bernern und den Innerschweizern. Alle drei Geschwister sind im Einsatz. Reto steht in der Schlussrangliste auf dem geteilten 6. Rang, Marco auf dem geteilten 15.
«Wir haben alle ein bisschen gewonnen»
Und der Kleinste ist jetzt der Grösste! Erich Fankhauser triumphiert beim Bergfest. Gratulationen zum Sieg bekommt anschliessend aber auch Bruder Marco, und bei den TV-Aufzeichnungen wird im Rückblick fälschlicherweise ein Gang von Reto eingespielt. «Wir haben am Sonntag also alle ein bisschen gewonnen», sagt Marco und lacht.
Der Name Fankhauser ist in der Szene kein unbekannter. Bereits Vater Peter war ein erfolgreicher Kranzschwinger und später Jungschwingtrainer. Mit jeweils sechs bis sieben Jahren folgten ihm die ältesten Söhne Ueli und Beat ins Sägemehl, die heute nicht mehr aktiv sind.
Danach waren Erich, Reto und Marco an der Reihe. «Wir haben auch oft in der Wohnung geschwungen, nur unsere Mutter hatte nicht so Freude», sagt Reto und lacht. Die ersten Resultate kommen bald: Erich Fankhauser fällt 2007 auf, als er es als 16-jähriger und jüngster Teilnehmer ans ESAF in Aarau schafft. Sechs Jahre später, am Eidgenössischen in Burgdorf, stehen dann auch Marco und Reto auf der Startliste – und Erich holt den Kranz.
Der Sieger stand während des Schlussganges nicht im Sägemehl
Der Bergkranzfestsieg am Brünig – der erste Innerschweizer Triumph nach achtjähriger Berner Dominanz – ist Fankhausers bisher grösster Erfolg. «Zumindest auf dem Papier», sagt der Eidgenosse, «emotional ist es schon noch etwas anders, wenn du den Siegeswurf machen kannst.»
Während des Schlussganges kämpft er nämlich nicht im Sägemehl, sondern sitzt am Rand des Rings. Unwissend, dass er im Falle eines Gestellten zwischen seinem Innerschweizer Kollegen Joel Wicki, 21, und König Kilian Wenger, 28, den Sieg erben würde. Ein Fotograf informiert ihn nach ein paar Minuten.
Die nächste Fankhauser-Schwing-Generation ist im Anzug
«Reto und ich sassen bereit, um Joel im Siegesfall zu schultern.» Am Schluss wird er in die Luft gestemmt. «Den Sieg habe ich auch Joel zu verdanken, das nächste Mal revanchiere ich mich.» Nach der Feier mit Wicki und den anderen Innerschweizer Verbandskollegen gibts für die Fankhausers nur eine kurze Nacht. Der gelernte Maurer und Landwirt Erich baut zurzeit mithilfe von Plattenleger Marco und Zimmermann Reto das Elternhaus um, in dem der Älteste und der Jüngste noch wohnen.
«Und da ich nicht mit dem Sieg gerechnet hatte, bestellte ich auf Montag, sieben Uhr, Beton, um eine Wand zu betonieren.» Ohnehin hat der Brünig-Sieger momentan keine Zeit, um auszuspannen. Das nächste Highlight steht an. Denn nicht nur das Haus wird vergrössert, sondern auch die Familie: Der Schwinger und seine Daniela bekommen in zwei Wochen Nachwuchs. Und Ende des Jahres wird auch Reto Vater. Die nächste Fankhauser-Schwing-Generation ist im Anzug.