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Übers Packen, Ferienflirts & ihr «Nuschi»

Der indiskrete Travel-Talk mit Dominique Gisin

In der Luft freut sich Dominique Gisin aufs Biberli und wandelt sich zum Murmeltierli. Im Wasser mutiert die Abfahrts-Olympiasiegerin zum Angsthasen: «Lieber ein Puma als ein Fisch.» 

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Dominique Gisin Facebook Freund ETH Physik im Travel-Talk Reisen

«Strand ja, Meer nein: «Am liebsten mag ich Wasser im gefrorenen Zustand», so Dominique Gisin.

Marcel Nöcker

Als Ski-Profi hat Dominique Gisin, 30, die halbe Welt bereist. Ein Jahr nach ihrem Abfahrts-Olympiasieg in Sotschi 2014 gibt die Engelbergerin ihren Rücktritt bekannt und widmet sich seither wieder ihrem Physikstudium an der ETH Zürich. Doch auch nach Ende der Ski-Karriere erlebt die Schweizer Sportlerin des Jahres 2014 viele Höhenflüge - als Privatpilotin «flüügerlet» sie gern von Stadt zu Stadt.

SI Travel: Dominique Gisin, woher stammt Ihr letzter Pass-Stempel?
Dominique Gisin: Aus Bolivien. Als Botschafterin des Schweizerischen Roten Kreuzes war ich dort im Einsatz. Zum Glück kannte ich die lateinamerikanische Kultur schon. Als Skifahrerin trainierte ich in Ushuaia und La Parva. «Mañana, mañana», heisst es dort oft. Dieses Aufschieben ist nicht so meins. Als Athletin bin ich Pünktlichkeit gewohnt. In Lateinamerika bedeutet acht Uhr vielleicht Viertel nach acht, zehn Uhr oder morgen.

Sprechen Sie Spanisch?
Ich kann mich durchschlagen, indem ich Italienisch rede und bei jedem Wort einfach «os» hinten anhänge (lacht). Richtig spreche ich Englisch, Italienisch und ein bisschen Französisch.

Wie verreisen Sie am liebsten?
Mit wenig Gepäck. Ich bin eine Hardcore-systematische Packerin. Als Skifahrerin musste ich mir angewöhnen, nur das Nötigste mitzunehmen.

Und wie funktioniert das?
Frei nach der Kombinatorik-Methode meines Physiklehrers, der sagte: «Wer überlegt, wie viele verschiedene Outfits man mit ein paar Basics produzieren kann, muss nicht viel mitnehmen.» Meine Mannschaft war immer beeindruckt, dass ich stets was anderes anhatte. Ich kleidete mich auch nach Farben, wählte ein Basic-Teil aus, zu dem alles passen musste.

Was darf ja nicht vergessen gehen?
Früher hätte ich gesagt: die Skischuhe. Ein Paar nahm ich immer im Handgepäck mit. Heute ist es wohl der Pass.

Ihr liebstes Transportmittel?
Ich liebe Flugzeuge und Flughäfen und könnte stundenlang dort sitzen. Für mich waren lange Stopovers nie eine Last. Leute anschauen, die Atmosphäre geniessen, Flughäfen entdecken.

Wo sitzen Sie am liebsten im Flugzeug?
Im Cockpit (lacht). Nach meinem Olympiasieg in Sotschi wurde ich ständig nach vorne eingeladen! Ansonsten ist mir der Sitzplatz egal, da ich ohnehin schlafe. Ich bin ein Murmeltierli.

Hotel oder Massenschlag?
Alles. Wir übernachteten in Sechser-Zimmern, wunderschönen Hotels und im Zelt. Ich bin flexibel, kann auch auf dem Boden schlafen. In Neuseeland am Lake Tekapo war unsere Unterkunft eine Art Hexenhäuschen ohne Heizung. Morgens um vier standen wir halb erfroren auf, hackten Holz und feuerten ein.

Das Wichtigste im Hotelzimmer?
Ich habe immer eine beige Decke dabei. Es ist eine Art «Nuschi», ein Stück Heimat.

Mit wem gehen Sie in die Ferien?
Oft mit meiner Familie. Aber ich war nicht viel in den Ferien, höchstens einmal pro Jahr und nie länger als eine, maximal zwei Wochen.

Wohin verreisten Sie?
Je nach Saison und Bedürfnis. Meine Eltern gehen seit jeher immer nach Norditalien an den Gardasee, da mein Papi und meine Schwester angefressene Windsurfer sind. Immer der gleiche Ort, immer das gleiche Hotel. Wenn ich nach einer Saison völlig ausgebrannt war, gönnte ich mir eine Woche Malediven. Nur essen, schlafen, lesen.

Ihre ersten Ferien ohne Eltern?
Als 14-Jährige reiste ich nach Sarajevo an mein erstes internationales Kinderrennen. Richtig Ferien ohne Eltern machte ich 2009, als ich nach Vancouver Island und zum Heliskiing ging.

Ihr erster Ferienflirt?
Der kann noch kommen! Erst kürzlich sah ich eine Werbung dazu und merkte, dass ich nie einen gehabt habe. Ich glaube, dass mir während meiner Aktivzeit die Energie in den Ferien fehlte, um mich sozial auszutauschen (lacht)!

Und wenn Sie mit den Ski unterwegs waren, haben Sie da geflirtet?
Ja, klar! Profi-Sportler sind auch nur Menschen. Wir haben unsere Jugend nicht geopfert, sondern gingen überall auf der Welt in den Ausgang. So gesehen, hatten wir sogar mehr Freiheiten. Wir mussten nicht im eigenen Dorf feiern, wo die Eltern alles mitkriegen.

Welche Reisen haben kulinarisch einen bleibenden Eindruck hinterlassen?
Südkorea war speziell. Ein Highlight dieser sonst meist vegetarischen Erfahrung war ein schönes Stück Fleisch. Meine Kollegin und ich hatten uns so darauf gefreut. Dazu gabs eine feine Pilzsauce. Ein Funktionär schob diese jedoch beiseite und meinte am Schluss: «Euch ist schon bewusst, dass dies Schnecken waren?» Mir wurde so schlecht!

Ich glaube, dass ich seekrank werden würde, bisher war ich aber noch nie lange auf einem Boot

Irgendwelche Reisekrankheiten?
In Bolivien erwischte uns ein Bakterium, das jedoch mit Antibiotika schnell zu bekämpfen war. Ich glaube aber, dass ich seekrank werden würde. Bisher war ich noch nie lange auf einem Boot, da Schiffe gar nicht mein Transportmittel sind und ich Wasser im gefrorenen Zustand bevorzuge.

Haben Sie Angst vor tiefen Gewässern?
Vor dem Meer habe ich grossen Respekt. Es ist für mich ein Mysterium, so weit weg von meiner Bergheimat. Wasser hat eine Kraft, die mir sehr fremd ist, und ich will nicht wissen, was alles unter der Oberfläche ist. Berührt mich etwas, werde ich zur Tussi! Ich hätte wohl weniger Probleme, einem Puma zu begegnen als einem solch grossen Fisch (zeigt ungefähr 30 Zentimeter).

Sind Sie während der Ferien aktiv auf Social Media?
Überhaupt nicht. Ferien sind Energie-Ladezonen.

Kultur- oder Abenteuerreisen?
Alles kombiniert. Ich entdecke gern Orte, aber ohne Reiseführer. Vom Louvre zum Eiffelturm «secklä» muss nicht sein. Lieber erkunde ich Seitengässli und rede mit den Leuten.

Kaufen Sie Souvenirs?
Ein Magnetli für meinen Schuhschrank kommt immer mit sowie ein mit dem entsprechenden Ort angeschriebenes «Chuchitüechli». Da hat man während des Putzens stets schöne Erinnerungen.

Welche Herkunft hat man Ihnen auf Reisen schon zugewiesen?
Sibirien! Die Begründung war, dass ich einen den nordasiatischen Inuit ähnlichen Einschlag hätte.

Ihr Sonnenschutzfaktor?
Die Narben, das Gesicht und das Dekolleté reibe ich vielleicht mit 30, den Rest mit 15 oder 20 ein. Oft creme ich mich auch gar nicht ein, da ich eine sehr unproblematische Haut habe.

Ihre Lieblings-Airline?
Ich fliege sehr gern mit Swiss und Edelweiss, nur schon wegen dem Schöggeli! Wenn du lange unterwegs gewesen bist, freust du dich auf das heimische Essen. Kommt dann im Flieger ein feines Gipfeli zum Zmorge, ein Müesli, Schokolade oder ein Biberli - dann ist die Welt für mich in Ordnung.

Was haben Sie in der Reise-Apotheke?
Hui, ganz viel. Einen Mix von Naturheilsalben und -mitteln, da ich als Athletin vieles nicht nehmen durfte. In Zukunft packe ich auch Antibiotika ein.

Ihre Lieblingsdestination?
Der schönste Fleck, den ich ausserhalb der Schweiz gesehen habe, ist Vancouver Island. Das Panorama des Pazifiks mit den Schneebergen im Hintergrund ist fantastisch.

Was wollen Sie unbedingt noch sehen?
Ich will in Japan Ski fahren, mit der Transsibirischen Eisenbahn fahren, die Antarktis sehen, ebenso Skandinavien und Kanada im Sommer. Zudem träume ich davon, selber durch Schweden oder England «z’flüügerle» und auf jedem Golfplatz, auf dem ich ankomme, zu spielen.

Zurück daheim, wann werden die Koffer ausgepackt?
Früher habe ich nie aus-, sondern stets in eine andere Tasche umgepackt. Heute bin ich eine Sofort-Auspackerin: waschen, einräumen, fertig!

Von Aurelia Robles am 17. Januar 2016 - 06:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:30 Uhr