Frisch verliebte Paare kennen es: Das Herzklopfen, wenn man den anderen sieht. Normalerweise nimmt dieses Flattern mit den Jahren ab. Nicht so bei Emil Steinberger, 85, und seiner Frau Niccel, 53.
Die Buchautorin erlebt auch nach 19 Jahren Ehe immer wieder solche Momente, wie sie im Interview mit «Sonntagsblick» sagt: «Als mich Emil kürzlich am Bahnhof abgeholt hat – mir zerriss es fast das Herz, als ich ihn von weitem gesehen habe. Wow, das ist mein Mann, ich kann es gar nicht erwarten, ihm in die Arme zu fallen, dachte ich.»
Die beiden waren noch keine zwei Wochen getrennt
Das Paar ist es sich nicht gewohnt, lange ohne den anderen zu sein. Daher sei der Moment am Bahnhof speziell gewesen, so Niccel Steinberger. Überhaupt waren der gebürtige Luzerner und die Deutsche seit der Heirat noch keine zwei Wochen am Stück auseinander. Danach gefragt, wie lange sie bis jetzt maximal getrennt waren, antwortet Niccel: «Zehn Tage, als mein Bruder im Sterben lag und ich ihn in Wien besucht habe. Das war die längste Pause, sonst sind wir immer zusammen.»
«So separate Männer- und Frauenabende interessieren uns nicht»
Die beiden verbringen so gerne Zeit miteinander, dass sie selten etwas ohne den anderen unternehmen. «So separate Männer- und Frauenabende, das kennen wir nicht, das interessiert uns beide nicht», sagt Niccel.
Emil meint dazu: «Ich finde es eher komisch, wenn ich von Kollegen eingeladen werde, aber meine Frau nicht mitbringen darf. So unter Männern zusammen in der Beiz zu hocken, das hat mich auch nie interessiert, als ich jung war.» Schon damals in der Kunstgewerbeschule sei er lieber heim und habe gearbeitet, so der Kabarettist.
Statt mit Kollegen in der Festwirtschaft zu hocken, geht er lieber mit seiner Ehefrau shoppen. Als er und Niccel sich vor mehr als 20 Jahren in New York dateten, hatte er sie neu eingekleidet. Die Buchautorin bereut die Typveränderung bis heute nicht. Im Gegenteil: «Das war ein wichtiger Wandel für mich. Bis dahin trug ich eher weite Kleider, immer flache Schuhe und benutzte keine Schminke. Ich wollte nicht so richtig eine Frau sein und hatte Mühe, das zu zeigen. Vielleicht, weil ich mit vier Brüdern aufgewachsen bin und sein wollte wie sie.»
«Man kann nie wissen, wer zuerst gehen muss»
Trotz aller Euphorie, einen traurigen Umstand bringt der grosse Altersunterschied mit sich: Da Emil 32 Jahre älter ist, ist es statistisch gesehen wahrscheinlicher, dass er einmal vor Niccel sterben wird. Niccel Steinberger sagt über dieses Szenario: «Darüber reden wir, das ist kein Tabu. Aber es kann auch umgekehrt sein. Mein Bruder ist vor zehn Monaten an Krebs gestorben, er war erst 53. Man kann nie wissen, wer zuerst gehen muss.»
Emil fügt an: «Aber das ist kein Thema, das uns laufend beschäftigen würde.»
Niccel wäre gerne Mutter geworden
Eine Sache, die Niccel aber bis heute beschäftigt, ist ihr unerfüllter Kinderwunsch. «Ich hätte gerne Kinder gehabt, am liebsten so drei oder vier. Aber für Emil war das kein Thema mehr, er hatte schon erwachsene Söhne. Das ist etwas, wo wir uns nicht einig geworden sind, und es war nicht ganz einfach für mich.»
Sie habe aber ihren Weg gefunden, so Niccel. Sie entschied sich für die Liebe: «Ich stand damals vor der Wahl: glücklich mit Emil oder Kinder. Aber dafür die Beziehung aufgeben, das wollte ich nicht.»
Mehr über die Liebesgeschichte des Paares und wie sich Emil und Niccel Steinberger genau kennenlernten, lesen Sie hier.