In der Regel treffen wir uns in Gstaad oder am Genfer Autosalon. Endlich aber ist Bernie Ecclestone, 87, einmal nicht nur am Flughafen in Kloten, sondern für zwei Tage auch richtig in Town. «Es war an der Zeit, dass wir uns diese wunderschöne Stadt einmal etwas näher ansehen», erzählt der Urgrossvater auf dem Hintersitz mit seiner ruhigen Stimme seiner charmanten dritten Ehefrau Fabiana, 40. Sie hat sich soeben vergewissert, ob ihre Eltern heil in ihrer Heimatstadt São Paolo angekommen sind: «Alles gut! So schön, Mama und Papa waren seit April den ganzen Sommer über bei uns in Europa.»
Die Limmatstadt schmackhaft gemacht
Was für ein freudiges Wiedersehen! Formel-1-Zampano Roger Benoit, am kommenden 1. Mai 50 Jahre bei Blick und 731 (!) Grand Prix «schwer», hat die Ecclestones von einer Visite überzeugt. Mit dem tarnfarbenen PC12, dem Privatjet aus dem Stanser Pilatus-Flugzeugwerk von Verwaltungsratspräsident Oscar J. Schwenk, sind sie aus Gstaad gekommen und werden nach London weiterfliegen. Ist Bernie denn wirklich immer und ausnahmslos so ruhig? Benoit saugt an seiner Zigarre und sagt: «Aber sicher. Ich habe den Mann noch nie schreien oder explodieren gesehen.»
Jetzt erzähle ich Fabiana von meiner ersten Begegnung mit Bernie. Das war vor fast 30 Jahren - Skifahren in Gstaad! Bernard Charles Ecclestone, genannt Bernie, fährt Benoit (auch in den tief verschneiten Alpen ohne Socken an den Füssen) und mich von seinem Chalet zum Skilift. Beim «Olden» sage ich: «Hier hast du sicher schon gut gegessen, ja?» Bernie: «Was heisst hier gut gegessen? Gestern Abend habe ich das Hotel gekauft.»
Er zeigt, was er hat
An der Skiliftkasse zückt Bernie fünf Tausendernoten für drei Tageskarten. Die nette, ältere Frau hinter dem kleinen Fenster ist ratlos: «Sorry, ich kann nicht genug zurückgeben.» Bernie lächelt nur: «Kein Problem. Geben Sie mir einfach so viele Tageskarten, bis sie auf diesen einen Tausender hier herausgeben können. Vielen Dank!» Ecclestone kommt mit einem grossen Bündel, verteilt es an Kind und Kegel - Jubelstimmung!
Auf dem Skilift erlaube ich mir die Bemerkung: «Gehen Sie immer so locker um mit der Kohle?» Es folgt eine heftige Belehrung, ein Mini-Referat, welch sparsamer Mensch er sei. Schlussbemerkung: «Ich gebe Ihnen jetzt noch ein Beispiel, junger Mann: Letzten Monat habe ich meine fünf Jumbo-Jets verkauft. Ich werde sie in Zukunft nur noch leasen.»
Okay, lieber Bernie, ich habe verstanden: Du bist ein sparsamer Mensch!