Schiedsrichter Pascal Erlachner, 37, legt im heutigen «Sonntagsblick» ein mutiges Bekenntnis ab: Als erster Aktiver im Schweizer Fussball outet sich der Solothurner als schwul. Der erfahrene Schiedsrichter will mit seinem Outing eine öffentliche Diskussion anregen.
Er brauchte lange, um sich jemandem anzuvertrauen
Auch heute sei die Homosexualität im Fussball immer noch ein riesengrosses Tabu, sagt Erlachner im Interview mit der Zeitung. Der 37-Jährige hatte lange mit seiner sexuellen Orientierung gekämpft. «Eigentlich ab der Pubertät bis zu meinem 30. Geburtstag. Da habe ich endlich all meinen Mut zusammengenommen und mit meinen Eltern geredet», sagt Erlachner. Sie hätten damals total offen und positiv auf sein Outing reagiert.
Dennoch dauerte es weitere sieben Jahre bis sich der ehemalige Fussball-Spieler nun auch öffentlich zur Homosexualität bekennt. Nach dem Zeitpunkt seines Outings gefragt, antwortet Erlachner: «Weil für mich persönlich und mein nächstes Umfeld meine Homosexualität mittlerweile normal ist. Ich bin gefestigt, habe eine tolle Beziehung, eine tolle Familie.» Zudem fühle er sich unter den Schiedsrichtern sehr wohl und habe gute Kollegen, gibt Erlachner zu Protokoll.
Bis 2004 war Erlachner selbst Fussballer. Zuletzt in der 1. Liga. Dann fing er die Schiri-Ausbildung an und wechselte die Fronten. Am 31. Juli 2010 debütierte er in Chiasso in der Challenge League. Zwei Jahre später pfiff er sein erstes Spiel in der Super League. Bis heute zählt der Solothurner 73 Einsätze in der Super League und 80 in der Challenge League.
«Ich kenne auch schwule Fussballer»
Laut Statistik soll jeder zehnte Mann homosexuell sein. Das würde bedeuten, dass in der Super League mehrere Spieler schwul sind. Danach gefragt, ob er schwule Fussballer kenne, antwortert Erlachner: «Ich kenne zwar schwule Fussballer, würde aber damit nie an die Öffentlichkeit gehen.» Das müsse jeder selbst entscheiden.
«Alle wichtigen Personen stehen hinter mir»
Privat wohnt der Spitzen-Schiedsrichter zusammen mit seinem Partner in Wangen bei Olten. Die beiden haben sich im Haus seiner Grosseltern eingenistet. Für seinen Partner ist Erlachners Gang an die Öffentlichkeit speziell: «Er sagt aber, dass dies mein Entscheid, meine Geschichte sei und er mich dabei unterstütze. Alle wichtigen Personen in meinem Umfeld stehen hinter dem, was ich tue.»
Erlachner wünscht sich auf dem Platz Toleranz
Erlachner hofft, dass die Reaktionen im Stadion positiv ausfallen werden: «Mein Wunsch ist, dass mir Trainer und Spieler am Ende für meinen Einsatz im Spiel danken und auf Wiedersehen sagen, so wie sie das bis jetzt auch getan haben.»
Neben seiner Tätigkeit als Schiedsrichter arbeitet Erlachner in einem 75-Prozent-Pensum als Turn-und Schwimmlehrer an der Sek I in Wangen bei Olten. Dass die Schüler am kommenden Montag komisch auf ihn reagieren werden, glaubt er nicht: «Mein Verhältnis zu den Schülerinnen und Schülern ist gut. Die gegenseitige Wertschätzung ist da. Und wird auch nach dem Outing da sein, da bin ich überzeugt.»