Giulia Steingruber hat es an der Kunstturn-WM in Montreal allen gezeigt: Die 23-Jährige holt Bronze im Sprung und erreicht damit einen Meilenstein in ihrer Karriere. Die WM-Bronze von Steingruber ist erst die zweite WM-Medaille in der Geschichte der Schweizer Kunstturnerinnen. Vor acht Jahren war Ariella Kaeslin, 29, in London zu WM-Silber gesprungen.
Steingruber zählt mit ihren bisher neun EM-Medaillen mehr europäische Auszeichnungen als Kaeslin. Bei der Siegerehrung in Montreal zeigte sich Giulia Steingruber überglücklich. Nach der ganzen Anspannung wirkt sie sichtlich erleichtert, wie auf dem Foto auf ihrem Facebook-Profil zu sehen ist:
Der Zeitpunkt überrascht
Dass Steingruber in diesem Jahr ihre erste WM-Medaille holt, hat einige Experten erstaunt. An ihrem Können hatte niemand gezweifelt, aber der Zeitpunkt überrascht. Denn 2017 war ein schwieriges Jahr für die St. Gallerin. Wegen einer Verletzung musste sie im Januar ihren Fuss operieren lassen. Danach konnte sie mehrere Monate nicht richtig trainieren. Ihr Fuss war erst nach den Sommerferien wieder voll belastbar.
Die 23-Jährige hatte aber nicht nur körperlich zu kämpfen. Sie hatte auch einen Schicksalschlag zu verarbeiten: Am 10. Februar 2017 verstarb ihre Schwester Desirée im Alter von 26 Jahren an den Folgen einer viralen Lungenentzündung.
Aufgrund ihrer längeren Verletzungspause und der schwierigen Umstände hatte die Athletin denn auch ihre Erwartungen an die Kunstturn-WM in Montreal gedämpft. Doch spätestens in der Qualifikation und im Mehrkampf-Final knapp einen Tag vor dem WM-Bronzegewinn stand fest: Giulia Steingruber ist zurück. Die Kunstturnerin bekräftigt mit ihrem Podestplatz an der WM einmal mehr, dass sie eben ein echter Wettkampftyp ist.