Ein behelfsmässiges Tischchen, zwei Stühle, zwei Teller, zwei Weingläser. Auf dem Tisch ein Fondue, zubereitet auf einer einzelnen Herdplatte. Was aussieht wie Camping ferien, sind die ersten Tage im Eigenheim von Gotthard-Frontmann Nic Maeder, 47, und seiner Freundin Simone, 30. Vor einem Jahr haben die beiden das schmucke Haus in einem Zürcher Vorort gekauft. Vor Kurzem sind sie eingezogen.
Dazwischen liegt viel Arbeit. Denn für Nic war klar: Um aus einem Haus ein eigenes Zuhause zu machen, braucht es mehr als einen Neuanstrich. Da muss renoviert werden. Und zwar eigenhändig. So hat der Rocker in den vergangenen Monaten Wände verputzt und gestrichen, gemeinsam mit einem befreundeten Elektriker Lampen montiert und im Bad Plättli verlegt. Woher er das kann? «Ich bin so aufgewachsen. Wir wohnten ständig in einem renovierungsbedürftigen Haus, an dem mein Vater herumgebastelt hat.»
Ein Leben zwischen der Schweiz und Australien
Als Kind pendelte der Westschweizer mit seiner Familie zwischen Yverdon VD und Melbourne in Australien. Alle zwei, drei Jahre war Kofferpacken angesagt, weil die Eltern das eine oder andere Land vermissten. «In der Schule war ich immer der Neue.»
Auch als Maeder vor gut sieben Jahren zur erfolgreichsten Hardrock-Band der Schweiz stiess, hatte er keinen leichten Stand. Alle fragten sich, ob es ihm je gelingen würde, aus dem Schatten seines Vorgängers Steve Lee zu treten, der im Jahr zuvor bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen war. Am meisten wohl Nic Maeder selbst.
Heute hat der Sänger die altgedienten Gotthard-Fans überzeugt – und neue dazugewonnen. Auch wenn er längst in der Band verwurzelt ist, ändert sich mit dem Erscheinen des Live-Albums «Defrosted 2» noch einmal etwas. Es ist nämlich das erste Mal, dass die alten Gotthard-Hits mit Nic Maeders Stimme auf Platte erhältlich sind. «Das freut mich extrem. Ich singe sie live schon so lange, dass sie inzwischen auch meine sind.»
Irgendwann muss man Nägel mit Köpfen machen
In Lugano, der Heimat von Gotthard, hatte sich Nic gerade einzuleben begonnen, als er sich vor vier Jahren in eine langjährige Freundin verliebte, die Zürcherin Simone. Das Pendeln begann erneut, diesmal zwischen dem Tessin und Zürich, wo Simone auf dem Umweltamt arbeitet.
«Irgendwann muss man Nägel mit Köpfen machen», sagt Nic. Vor allem wenn man sicher ist, dass man die Frau gefunden hat, mit der man alt werden will.
Und so «campiert» das Paar heute im eigenen Haus. Und fiebert gespannt der Lieferung der neuen Küche entgegen, die in Kürze eintreffen soll. Ausgesucht wurde die gesamte Einrichtung gemeinsam. «Da gab es nie Diskussionen, wir haben den gleichen Geschmack», sagt Simone.
Auch dass sie öfter allein zu Hause sein wird, wenn ihr Partner für Proben, Songwriting oder Aufnahmen über mehrere Wochen im Tessin ist oder mit Gotthard durch die Welt tourt, ist für sie kein Problem. «Ich wusste ja von Anfang an, worauf ich mich einlasse. Und ich habe auch ein eigenes Leben und sitze nicht allein zu Hause herum, wenn Nic unterwegs ist.»
Kein Hochzeit geplant
Hin und wieder geht Simone am Wochenende mit auf ein Konzert. Und erlebt dort auf der Bühne den wilden Rocker, der so ganz anders ist als der Mann, den sie hinter den Kulissen liebt. «Mir gefällt Nics Ruhe und seine positive Art. Wäre er nur die Rampensau, die die Fans sehen, hätte ich mich kaum in ihn verliebt», meint sie.
Streit gäbe es selten zwischen ihnen. Nur in einem Punkt sind sie sich uneinig: «Ich hätte gern einen Hund. Aber im Moment wären wir mit einem Haustier zu wenig flexibel.» Damit erübrigt sich die Frage nach Hochzeit und Kindern. «So weit denken wir noch nicht», sagt Simone. «Erst muss das Haus fertig werden.»
Darauf wird angestossen. Nics Musik- und Klamottenzimmer sowie der Weinkeller sind die einzigen Räume, die schon vollständig eingerichtet sind. «Man muss Prioritäten setzen», meint der Musiker lachend.
Das hat er mit dem Umzug in die Heimat seiner Liebsten definitiv getan. Jetzt lernt der schweizerisch-australische Doppelbürger fleissig Deutsch. «Ich nehme Unterricht. Ausserdem kann Simone immer öfter Deutsch mit mir sprechen, ohne dass ich völlig planlos bin.»
Nic legt ein Stück Holz ins Cheminée und öffnet ein eigens für Gotthard gebrautes «Defrosted»-Bier. Defrosted heisst auf Deutsch aufgetaut. Nic Maeder ist nicht nur aufgetaut, sondern angekommen. In seiner Band, in seinem Zuhause, in den Herzen der Fans und vor allem im Herzen seiner Liebsten.