Für Vera Purtscher, 56, fängt ihr Glück mit dem britischen Königshaus mittels Scherben an. Es ist ein befreundeter österreichischer Gastronom, der vor gut drei Jahren der gebürtigen Vorarlbergerin, die in Heerbrugg SG lebt, sein Leid über häufig zu Bruch gehende, teure Gläser klagt – und fragt: «Vera, kannst Du nicht etwas designen, das dieses Problem löst?»
Vera kann! Sie macht sich Gedanken, was sie selbst von einem guten Champagner-Glas erwartet, fertigt erste Skizzen, bespricht die mit ihrem Glasmacher-Meister in Salzburg, lässt dessen Hinweise und Anregungen bezüglich Materialbeschaffenheit und -eigenschaften einfliessen, zeichnet neu – und so nimmt auf dem Papier ihre «SinStella»-Champagnerflöte nach und nach immer mehr Gestalt an.
Ihre Kelche sind robust und stylisch
«Der Grundgedanke meiner Gläser besteht darin, den Fuss und Stiel vom Trinkkelch zu trennen», sagt Purtscher. Der relativ schwere Sockel bricht das Licht, funkelt ähnlich wie ein Edelstein in schönsten Regenbogenfarben. Der Kelch lässt sich praktisch ein- und ausstecken und nach Gebrauch in der Spülmaschine reinigen. Kurzum: Funktional, robust – und stylisch dazu.
Sogar die New York Post lobt «das wunderschöne Tisch-Accessoire» und wählt Purtschers Glas 2017 zum «Dish of the Year». Für die Wahl-Schweizerin eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. «Ein Wunder», wie sie selbst in ihrer bescheidenen Art findet.
Und das Wunder geht weiter. Als Vera Purtscher vor einem halben Jahr einen Anruf des britischen Automobilherstellers Rolls Royce erhält, glaubt sie zunächst, «dass sich da jemand verwählt hat». Es geht um den «Rolls-Royce Enthusiasts’ Club International», der heuer sein 90-jähriges Bestehen feiert – und dabei mit Champagner-Gläsern von «Vera Pure», wie Purtscher ihr Familienunternehmen getauft hat, anstossen möchte.
«Sie waren im Internet auf mich gestossen», erinnert sich die Designerin. Sie lässt für den Event die Rolls-Royce-Initialen in einer Serie Kelche gravieren, was offenbar so gut ankommt bei den Gästen, das auf wundersame Art und Weise eine ganze Anzahl Gläser nach dem Event verschwunden sind. «Ich sehe das als Kompliment», sagt Purtscher lachend.
Ihre Gläser sind im Hochzeitsalbum von Harry & Meghan verewigt
Und nun das Königshaus! Im offiziellen Wedding-Album des Herzogs und der Herzogin von Sussex alias Prinz Harry und seiner Meghan ist Vera Purtscher eine ganze Doppelseite gewidmet: ein Foto, dazu Text zu ihrem Glas und Unternehmen. «Die Anfrage kam sehr kurz vor etwa sechs Wochen vom St James House», erinnert sich Purtscher.
Die Londoner Firma ist vom Palast mit der Erstellung des Hochzeitsalbums für das royale Brautpaar betraut worden. «Da sagt man natürlich nicht Nein.» Für Harry und Meghan lässt sie in den Trinkkelch die britische Krone sowie die Initialen der Brautleute eingravieren. Ein ganz persönliches Geschenk aus Heerbrugg für die Royals.
«Ich bin ein Glückskind»
Scherben bringen Glück! Im Falle von Vera Purtscher hat sich die Redewendung bewahrheitet. Ursprünglich studierte sie Architektur – und arbeitet auch bis heute als Architektin. «Design ist für mich eher ein Hobby», sagt sie. Allerdings ein sehr erfolgreiches Hobby. Selbst Design-Papst Alberto Alessi ist vor Jahren von der Vorarlbergerin angetan. Als sie ihn für ein Architekturmagazin interviewt, bittet er sie beim Abschied, ihm eine Designprobe zuzusenden.
Ihr Stövchen geht in den 1990er Jahren bei der «Design-Fabrik» Alessi in Produktion und hält sich 15 Jahre in der Kollektion. «Ich bin ein Glückskind», sagt Purtscher lachend. Sie ist der Beweis, dass nicht nur Scherben Glück bringen – aber auch!