Sie wurde 90 Jahre alt. Vergangenen Sonntag ist Uriella am Nachmittag um 16.10 Uhr, nur wenige Tage nach ihrem Geburtstag verstorben. Um die Gesundheit des Fiat-Lux-Oberhauptes stand es schon länger nicht gut. Die letzten neun Jahre war Erika Bertschinger-Eicke, so Uriella bürgerlich, von der Hüfte abwärts gelähmt und musste von vier Anhängerinnen gepflegt werden. Hinzu kam eine langjährige Krebs-Erkrankung.
Nun fand am Freitagnachmittag die Abdankungsfeier für Uriella statt. Der Altar in der katholischen Pfarrkirche in Ibach, Deutschland, war mit etlichen Blumenkränzen und Gestecken geschmückt. Allesamt in weiss, die meisten davon aus Plastik. Daneben lag der Sarg, verziert mit Rüschchen und Federn. Am Fuss des Sarges prangte ein Porträt der verstorbenen Sektenführerin, das sie in ihren besten Zeiten zeigte.
Galerie: Eindrücke aus Uriellas Trauerfeier
Die Bänke in der kleinen, hellen Kirche waren bis auf den letzten Platz besetzt. Unter den trauernden Anhängern wurde noch eines der wohl letzten Fläschchen von Uriellas «Athron-Wasser» herumgereicht. Uriellas Anhänger kamen alle in Weiss und Beige gekleidet. Die hellen Farben sollen Luzifer abschrecken, so der Glaube der Sekte Fiat Lux. Einzig der Bürgermeister der Gemeinde, Helmut Kaiser, stach in seinen schwarzen Kleidern hervor.
Wie zu erwarten, war es Uriellas Ehemann Icordo, 78, der die Trauerrede zu seiner geliebten Uriella hielt. Auch Eberhard Eicke, wie Icordo bürgerlich heisst, war ganz in Weiss mit goldenen Verzierungen gekleidet. Seine Predigt war gezeichnet von Medien-Hass und unendlichem Dank an seine Ehefrau mit einem versöhnlichen Ende: «Ich bin telepathisch immer noch mit meiner heissgeliebten Uriella verbunden. Es geht ihr gut und sie ist heute auch hier unter uns».
Verschwörungstheorien und Gesangseinlagen
Dazu predigte der Witwer Verschwörungstheorien über Chemtrails oder Medikamentenmissbrauch in Altersheimen. Er zog über Atheisten her, die sich nach Uriellas Ableben über sie und den Orden Fiat Lux lustig machten.
Mehr als zwei Stunden dauerte der Gottesdienst in Fiat-Lux-Manier. Untermalt wurde die Trauerfeier mit CD-Musik von Gesängen des eigenen Chores. Zwei Stücke verfasste und sang Icordo höchstpersönlich. Eines trägt den Namen «Adios, Uriella». Dabei steht das «Adios» zum einen für «a dios», auf deutsch «zu Gott», und zum anderen für «Adieu» als Abschied.
Galerie: Uriella, die Sektenführerin
Die Trauergemeinde folgte dem Sarg aus der Kirche nach draussen auf den örtlichen Friedhof, wo Uriella neben ihrer Mutter «Mamili» begraben wurde. Weisse Blüten wurden verteilt und auf den Sarg der Verstorbenen geworfen. Einige Ordensmitglieder konnten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Mit dem Lied «Halleluja» wurde die Feier beendet.