Er heisst Troy, hat grosse dunkle Augen und glänzendes schwarzes Haar, antwortet Stefanie Dettling, 19, schelmisch auf die Frage, ob ein Mann ihr Herz erobert hätte. Es ist jedoch ein zweijähriger Labrador-Rüde, der die Miss Handicap von 2011 derzeit zum Strahlen bringt. Seit vergangenen Dienstag ist sie stolze Halterin eines Assistenzhundes und froh, durch ihren neuen Vierbeiner ein weiteres Stück Unabhängigkeit gewonnen zu haben. Dies, nachdem sie sich im letzten Jahr von ihrem ersten Hund Iveco schon nach ein paar Monaten wieder trennen musste: Er litt unter Epilepsie und war der jungen Frau, die seit einem Impfschaden im Babyalter im Rollstuhl sitzt, keine grosse Hilfe. «Er sprang über Gullideckel, hatte Angst vor dunklen Gegenständen und wollte nicht ins Auto einsteigen», erzählte sie damals im Interview mit SI online.
Heute tönt Stefanie positiver als je zuvor. Sie freut sich auf die gemeinsame Zeit mit Troy. «Er ist ein super Hund und hört auf mich. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob wir zusammenpassen.» Doch sei er sicher anpassungsfähiger als sie, sagt sie selbstironisch. «Er ist gutmütig und mag eigentlich jeden. Nur bei Fremden ist er noch etwas unsicher.» Zum Beispiel dann, wenn morgens immer ein anderer Spitex-Betreuer kommt. «Dann bellt er kurz, geht aber unmittelbar ins Schwanzwedeln über.» Ausserdem schlafe er viel. «Das ist mir ganz recht», lacht Stefanie. «Dann muss ich nicht ganz so viel Action machen.»
Trotzdem aber kommt so einiges auf sie zu. «Ich muss mit ihm drei bis vier Mal pro Tag raus, und ein Spaziergang sollte dann schon ein langer sein.» Das mache ihr jedoch viel Spass, erzählt sie. Nur streicheln sollten ihn Fremde auf den gemeinsamen Touren nicht. «Wenn er im Dienst und angeleint ist, würde ihn das nur ablenken», klärt Stefanie auf, die eine Woche lang eine Einführung von der Fides Assistenzhunde-Instruktorin Natalie Corman der Blindenführhundeschule Allschwil bekommen hat. Wenn er aber von der Leine losgemacht ist, sei das überhaupt kein Problem. Dann habe er «Freizeit» und dürfe selbstverständlich auch spielen.
Eigentlich sollte Troy ja zum Blindenführhund ausgebildet werden, doch das klappte nicht, wie es sollte. «Er hat zu wenige Eigeninitiative gezeigt, ist vor Hindernissen stehen geblieben und hat keine Entscheidungen getroffen. Daraufhin bekam er dann seine Ausbildung zum Assistenzhund und den Platz bei mir. In seiner jetzigen Funktion soll er nämlich keine eigenen Entscheidungen treffen», erzählt Stefanie, die trotz den klar verteilten Rollen ein gewisse Ähnlichkeit zwischen sich und Troy feststellt. «Er ist ruhig, gemütlich, ausgeglichen, kann aber auch mal aufdrehen. Das passt», sagt Stefanie. Und er frisst extrem gerne. Auch eine Gemeinsamkeit? «Also ganz so schlimm bin ich nicht», lacht sie.