SI online: Herr Mosimann, die royale Hochzeit steht kurz bevor. Sind Sie sehr beschäftigt?
Anton Mosimann: Schon wochenlang, das ist richtig. Wir selbst haben am Freitag im Club zwei Dinner mit Fernseher und Kamera, damit man die ganze Show miterleben kann. Es läuft ganz gut.
Okay. Ich frage etwas konkreter. Es wird spekuliert, dass Sie das Brautpaar am grossen Tag bekochen werden.
Spekulationen sind immer schön! Was ich sagen kann, ist, dass die beiden vor sechs Wochen bei mir im Restaurant gegessen haben. Wir hatten sehr grosse Freude und waren stolz.
Das war's?
Das Paar hat daraufhin entschieden, dass sie ein allfälliges Hochzeitsessen doch näher besprechen möchten. Da fühlten wir uns geehrt. Mehr kann ich nicht sagen.
Wieso macht man ein solches Geheimnis daraus?
Es ist ja überall so. Das Kleid, der Coiffeur, alles wird geheim gehalten. Sie sagen, dass es eine Privatparty sei und nicht alles an die grosse Glocke gehängt werden muss. Klar, weil sie bei uns gegessen haben, gab's schon ein wenig Aufruhr und die britischen Medien haben darüber berichtet. Ich kann jedoch weder bestätigen noch dementieren.
Bleibt auch alles geheim aus Sicherheitsgründen?
Unbedingt. Wir haben selbst viele Besprechungen im Palast miterlebt. Da waren jeweils bis zu dreissig Personen anwesend. Die Security, die Lieferanten und viele mehr besprachen, was wann geliefert wird. Da steckt unglaublich viel Arbeit dahinter.
Wenn es heisst: Herr Mosimann kocht für die Queen oder den Prinzen. Wie viel kochen Sie wirklich selbst an einem solchen Grossanlass?
Ich bin natürlich immer dabei und sehr engagiert. Ich habe Freude daran und für mich ist es eine Ehrensache für die Königin, Prinz Charles oder überhaupt für alle zu kochen. Ich bin immer noch «Hands on».
Wie unterscheidet es sich, ob Sie für die Queen oder für einen «normalen» Gast kochen?
Gekocht wird genau gleich. Die Vorschriften sind vielleicht strenger. Wir hatten eine «Health and Safety»-Person bei uns, die kontrollierte, ob alles sauber ist und die korrekte Temperatur hat. Das ist nicht der Fall, wenn man tagtäglich kocht. Auch für den Premierminister ist es ganz strikte und streng überwacht.
Kommt auch die Security vorbei?
Natürlich. Sie klopfen alles ab und haben auch Spürhunde dabei. Als Prinz Charles vor einem Jahr hier war, untersuchten zehn Polizisten das Haus von oben bis unten.
Also gibt's keine spontanen Restaurantbesuche.
Wir wissen es immer im Voraus.
Ist die Königsfamilie selbst auch so kompliziert wie das Sicherheitspersonal?
Nein, sie sind wie andere Gäste, essen gerne köstlich und schätzen das gute einfache Essen. Es sollte möglichst organic, also biologisch sein. Die Mitglieder der Königsfamilie entscheiden sehr bewusst, was sie zu sich nehmen.
Ein 10-Gang-Menü?
Das war früher so. Heute ist alles ganz anders.
In Schweden ist ein Schweizer Chefkoch im Königshaus. Die Windsors sind von Ihnen begeistert. Wieso sind Schweizer Köche so beliebt?
Das hat mit unserer Ausbildung und unserer entsprechenden Karriere zu tun. Ich durfte eine gute und schöne Lehre absolvieren und suchte danach die für mich besten Restaurants, Küchenchefs und Hotels aus. Darauf baute ich meine Karriere auf. Aber man muss auf gut Berndeutsch auch ein bisschen «agfresse si».
Was essen denn Sie am liebsten?
Ich esse sehr gern und übrigens alles, dafür diszipliniert. Ich koche möglichst ohne viel Anke und Rahm. Eine gute, gesunde und insbesondere ehrliche Küche.
Schweizer Küche?
Natürlich. Ab und zu gibt's bei mir zu Hause eine gute Bratwurst.
Mit oder ohne Senf?
Das ist jetzt die Frage. Offiziell ohne Senf, manchmal landet jedoch ein kleines bisschen auf dem Teller. Doch wenn die Bratwurst gut ist, dann braucht es keinen Senf.
Wieso führen Sie eigentlich ein Restaurant in London?
Mit 28 durfte ich ja das renommierte «The Dorchester Hotel» mit 132 Köchen führen. Das war eine ganz tolle Herausforderung für mich und ein toller Start. Und dann: What's next? Ich hatte Angebote aus Hawaii und Hongkong, wollte jedoch in London bleiben. Da fand ich vor 23 Jahren diese alte Kirche und eröffnete mein Restaurant.
Was ist mittlerweile britisch an Ihnen?
Mein britischer Pass, den ich vor sechs Jahren erhalten habe! Und ich fühle mich sehr wohl in dieser Kultur und liebe Musicals. Das ist ein schöner Ausgleich zu meinem Berufsleben.
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