SI online: Simone Casanova, vor sechs Jahren haben Sie Ihre Mutter verloren. Sie starb an Krebs. Wie erlebten Sie den Moment, als sie die Diagnose Hirntumor erhielt?
Simone Casanova: Es war ein Schock, auch wenn wir aufgrund ihrer Symptome wussten, dass etwas nicht stimmte. Zunächst haben wir nicht gewusst, wie wir reagieren sollen. Meine Mutter musste sofort im Spital bleiben. Ein halbes Jahr später erlag sie der Krankheit.
Wie gingen Sie mit der Trauer um?
Ich fragte mich ständig: Warum gerade sie? Eine Antwort darauf bekam ich nicht, aber mir wurde klar, dass das Leben weiter gehen muss. Ich habe auch für sie weitergemacht.
Inwiefern?
Bei den vielen Besuchen im Spital wusste ich, welchen Beruf ich wählen würde: Ich wollte in die Krankenpflege. Dass ich meiner Mutter noch vor ihrem Tod von meinen Plänen erzählen konnte, hat mir viel bedeutet. Denn sie war ein Mensch, der sich zuerst um andere Menschen gekümmert hat als um sich selbst. In meiner Ausbildung wollte ich dann alles über Hirntumore wissen, die Hintergründe und Mechanismen verstehen. Ich habe die Konfrontation mit dem Thema gesucht. Inzwischen konnte ich ihren Tod akzeptieren.
Was gab Ihnen noch Trost?
Das Singen. Ich hatte zwar schon vorher gesungen, aber in dieser Zeit nahm ich Gesangsunterricht. Das hat mir sehr geholfen.
Der Tod eines nahestehenden Menschen verändert einen.
Ja, das ist richtig. Ich bin zwar heute noch ein humorvoller Mensch voller Lebensfreude. Aber der Verlust meiner Mutter hat mich schon sehr geprägt. Plötzlich war sie weg und in mir kam das Gefühl auf, jetzt ganz besonders stark sein zu müssen - auch für meine Familie.
Und in dieser geht jeder anders mit der Trauer um ...
... deshalb versuchte ich, auch Rücksicht auf sie zu nehmen und sprach viel mit engen Freunden darüber.
Können Sie dem Erlebten auch etwas Positives abgewinnen?
Es war eine Lebensschule, durch die ich musste, wenn auch sehr früh. Ich habe danach alles aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, mich gefragt, wer zu mir steht, wer zu mir gehört. Das hätte ich vorher vielleicht nicht gemacht. Ausserdem kann ich meine Erfahrungen in meine Arbeit als Pflegefachfrau einbringen, weil ich mich in die Lage der Angehörigen hineinversetzen kann.
Mit Ihrem Bruder sind Sie kurz nach dem Tod zusammengezogen - und er war es auch, der Ihnen ein Fotoshooting schenkte und Sie zur Miss-Schweiz-Wahl ermutigte.
Und er ist unheimlich stolz auf mich. Genau wie es meine Mutter wäre. Wir redeten früher immer viel über Mode, da sie selbst hobbymässig als Schneiderin arbeitete und einmal über den Catwalk lief. Darum widme ich die Teilnahme auch ihr.