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Kevin Fiala

Beim Eishockey-Wunderkind in Schweden

Schweden ist für Kevin Fiala nur Zwischenhalt auf dem Weg in die NHL. Doch der Eishockey-Spieler lernt beim HV71 in Jönköping mehr als nur Sportliches. Die «Schweizer Illustrierte» hat den 17-jährigen Nominierten der Sports Awards besucht.

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Pfiffig und unerschrocken. So ist der achtjährige Filmheld Kevin McCallister in der Familienkomödie um einen alleingelassenen Buben. Mit List verteidigt er das Haus seiner Eltern gegen dummdreiste Einbrecher. Die Hollywood-Fantasie passt auch prima zu Kevin Fiala. Gerade mal 18 Jahre ist der alt. Doch in der Svenska Hockeyligan zeigt er den viel älteren Gegenspielern frech, wo der Schweizer Bartli den schwedischen Most holt: direkt auf deren weltmeisterlichen Eisfeldern.

In seinem ersten vollen Jahr bei den Profis gehört Fiala als Jüngster des Teams von HV71 Jönköping bereits zu den Stars. In 16 Spielen (Stand 28.11.) hat er schon 14 Skorerpunkte erzielt, belegt im teaminternen Klassement Rang 4. Dass es einmal so weit kommen könnte, deutet Kevin in frühester Jugend an. Der Bub aus dem sanktgallischen Zuzwil gilt als Junior beim EHC Uzwil als Ausnahmeerscheinung, schiesst schon mal an einem Novizenturnier 50 von 60 Toren seines Teams.

So einer stösst bald an die Grenzen der Möglichkeiten. Nicht seiner eigenen, sondern jener seines Umfelds. Also wechselt Kevin mit 14 in den Nachwuchs der ZSC Lions. Doch auch da wird das Megatalent zu wenig gefordert. Die Eltern - Vater Jan war selbst NLA-Hockeyaner - beschliessen mit Kevin, dass er dorthin geht, wo es Europas beste Juniorenförderung gibt: nach Schweden. Erst 16 ist Kevin Fiala, als er nach dem Sekundarschul-Abschluss nach Malmö wechselt. Mutter Renata begleitet ihn in den Norden. Nach einem halben Jahr gehts weiter nach Jönköping in Smaland, wo alles nochmals eine Spur grösser und professioneller ist. Bald spielt er dort bei den Profis.

Und von da an gilt auch für ihn: «Kevin home alone.» Mama kehrt in die Schweiz zurück, Fiala übernimmt im Zentrum der 100'000-Seelenstadt eine Zweizimmerwohnung. Putzt selber, kocht selber, macht den Haushalt. «Es ist super hier. Mir fehlts an nichts - ausser vielleicht an Fondue, Spätzli und französischer Salatsauce.» Mit seiner Familie hält er fast täglich Kontakt. Die Selbstständigkeit tut ihm gut. «Ich musste einiges lernen, zum Beispiel auch, aufzustehen, wenn der Wecker schellt, ohne dass Mama nachhilft.»

Den Schritt zum Mann hat Kevin Fiala aber vor allem auf dem Eis gemacht. In Jönköping verläuft sein Aufstieg vom Junior zum Stammspieler bei den Profis so überzeugend, dass Kevin innert weniger Wochen nach der U20-WM auch gleich noch die A-WM für die Schweiz bestreiten darf. Nur noch wenige überrascht es, dass er mit 17 auch da so positiv auffällt, dass im Juni 2014 die Krönung folgt: Im NHL-Draft wird er von den Nashville Predators, wo auch Landsmann Roman Josi inzwischen Star-Status hat, als Nummer 11 weltweit gezogen. Einzig Nino Niederreiter wurde einst noch früher ausgewählt.

Dass Kevin im Sommer beim Vorbereitungscamp mit Nashville als letzter Spieler aus dem Kader aussortiert wird, ist ein erster Dämpfer in Fialas kometenhaftem Aufstieg. Entsprechend unzufrieden kehrt er nach Schweden zurück. Nach einigen Frustreaktionen im ersten Spiel für HV71 wird er vom Trainer unter die Dusche geschickt. «Er hatte recht. Ich habe die Lektion begriffen. Ich musste meine Enttäuschung sofort in positive Energie umwandeln.»

Das gelingt. Fiala entschuldigt sich beim Team, legt praktisch nach jedem Teamtraining freiwillige Sonderschichten ein und macht in der Folge nur noch mit Topleistungen von sich reden. «Ich gebe alles, dass es nächstes Jahr für die NHL reicht.» Wovon auch Trainer Andreas Johansson überzeugt ist: «Wenn es Kevin mit seinem Jahrzehnte-Talent nicht zu einer grossen NHL-Karriere reicht, haben wir hier alle versagt.»

Traurig über den schnellen Wechsel Fialas nach Tennessee wäre wohl nur eine: Seit acht Monaten ist Kevin mit der 19-jährigen Jessica liiert. Die Einheimische, die der Youngster via Facebook kennengelernt hat, will zuerst ihr Jus-Studium in Angriff nehmen, ehe sie ihrem Schatz allenfalls nach Übersee folgt. Von Eishockey hatte sie keine Ahnung, ehe sie Kevin kennenlernte. Und jetzt? Interessiert sie die Sportart inzwischen? Jessica denkt kurz nach, lacht und sagt: «Kevin interessiert mich.»

Ziemlich wahrscheinlich, dass Kevin Fiala ab nächstem Sommer in den USA allein zu Haus ist. «Ich würds fürs Erste verkraften», lacht er. Er hat längst in jeder Hinsicht alle Furcht abgelegt.

Fiala als Newcomer 2014?
Bei den Credit Suisse Sports Awards 2014 wird auch der Newcomer des Jahres ausgezeichnet. Zur Auswahl stehen nebst Fiala Elisa Gasparin, 22, und Kariem Hussein, 25. Alle Nominierten finden Sie hier.

Von Iso Niedermann am 7. Dezember 2014 - 02:54 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:41 Uhr