Er gilt als treffsicherer Stürmer - und riesiges Eishockey-Talent. Kevin Fiala, 21. Mit seinem Klub Nashville Predators spielte er in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL bis vor kurzem noch um den begehrten Stanley Cup. Erst vor wenigen Tagen war Schluss für die Nashville Predators. Zum Glück für die Schweiz. Dank des Ausscheidens konnte auch Fiala noch nach Kopenhagen reisen und unterstützt dort die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft.
SI Sport hat Kevin Fiala vor wenigen Wochen in Nashville besucht, ganz am Anfang der Playoffs. Lesen Sie aus Anlass des Finalspiels der Schweiz gegen Schweden heute Sonntagabend an der Eishockey-WM nochmals, wie Kevin Fiala in der US-Stadt lebt und wie er sich mit seinem Team-Kollegen versteht.
«Wir sind die Nummer eins in der Stadt»
«Es ist schon richtig, im Vergleich zu New York ist Nashville ein Kaff. Aber ich bin sowieso nicht der Big City Guy. 650 000 Einwohner sind für mich eine grosse Stadt. Ich komme aus Zuzwil. Das hat nur 5000 Einwohner. Es ist alles eine Frage der Perspektive. Für mich zählt, dass wir hier eine starke Gruppe zusammenhaben, welche die Leute begeistert.
Nashville hat ja mit den Tennessee Titans noch ein Team aus der National Football League. Aber seit wir im vergangenen Jahr die Playoffs erreichten und es bis in den Final schafften, sind wir die Nummer 1 der Stadt. Das Stadion war über hundertmal in Folge ausverkauft.
Ich verstehe mich mit allen gut
Und während den Playoffs herrscht Ausnahmezustand. Vor einem Jahr wurde jeweils ein altes Auto in den Farben des Gegners bemalt, das die Fans demolieren durften. Immerhin für einen guten Zweck. Aber die spüren sich wirklich nicht mehr. Es ist jedenfalls aufregend.
Ich weiss nicht, wie es in anderen Teams ist, aber wir sind wie eine grosse Familie. Ich verstehe mich mit allen gut. Auch wenn ich meist mit den Schweden und den Schweizern essen gehe. Bin ich mit den Schweden unterwegs, reden wir Schwedisch, weil ich früher in Jönköping spielte und die Sprache dank meiner Freundin Jessica beherrsche.
Wenn Roman Josi und Yannick Weber auch dabei sind, wechseln wir ins Englische. Ich bin froh, dass nicht nur ich im Team richtig angekommen bin, sondern sich auch Jessica wohler fühlt. Vor einem Jahr hatte sie noch oft Heimweh. Dagegen helfen auch Besuche, die wir mehrmals im Jahr bekommen. Meine Schwester Laura, die Jura studiert, besuchte uns beispielsweise für mehrere Wochen.
Nach der Saison fliegen wir zuerst für ein bis zwei Wochen in die Schweiz, dann nach Schweden. Ich trainiere da jeweils bei meinem Konditionstrainer Andreas Larsson in Göteborg. Die Wochenenden verbringen wir bei ihrer Familie. Aber daran will ich noch gar nicht denken. Wir haben eine Superchance, den Stanley Cup zu gewinnen. Wir hatten zwar 82 Qualifikationsspiele, aber auch eine Woche Pause. Die Batterien sind geladen.»