Wenn Giorgos Palamaris, 31, seine Tochter in seinen grossen Bildhauer-Händen hält, sieht sie winzig klein aus. «Er kann sie fast darin verstecken», sagt Lauriane Sallin, 24, mit liebevollem Blick auf ihren Ehemann. Vor vier Wochen, genau am Muttertag, sind die Miss Schweiz 2016 und der griechische Künstler Eltern geworden: Madeleine heisst die Kleine. Und sie ist gar nicht mehr so winzig. «Sie wächst schon bald aus der 56 raus, das ist bereits ihre zweite Kleidergrösse!»
Ihre süssen Speckröllchen verdankt Madeleine Laurianes nahrhafter Muttermilch. «Alle Frauen in meiner Familie haben gestillt, für mich stand es nie zur Diskussion, das nicht ebenfalls zu tun», sagt Lauriane. Mindestens sechs Monate wolle sie ihrem Kind die Brust geben, denn so empfehle es die Weltgesundheitsorganisation.
Madeleine, die bislang friedlich in den Händen ihres Vaters geschlummert hat, beginnt sich zu regen und öffnet bald neugierig ihre Augen: Die Iris ist noch blau gefärbt, wie bei vielen Neugeborenen. «Ob sie Giorgos' grüne oder meine braunen Augen haben wird, ist noch offen.» Ganz sicher hat sie Laurianes dichtes schwarzes Schneewittchenhaar geerbt. «Dass habe ich schon zwischen meinen Beinen gesehen, noch bevor ich wusste, welches Geschlecht mein Baby hat.»
Ich hatte ein sehr schönes Geburtserlebnis
Zur Welt gebracht hat Lauriane ihre Kleine im Geburtshaus Le Petit Prince in Villars-sur-Glâne. «Ich hatte ein sehr schönes Geburtserlebnis. Alles passierte ohne Angst und Druck.» Giorgos sei schon während der Geburtsvorbereitung durch die vom Paar praktizierte Haptonomie (alternativmedizinische Geburtsbegleitung durch Berührung) stark mit einbezogen gewesen. «Es fühlte sich an, als würden wir Madeleine im Team gebären. Ich war zwar aktiv, aber er hat mich körperlich sehr unterstützt. Etwa, indem er mir geholfen hat, das Gewicht meines Bauches zu stützen.»
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Auch jetzt übernimmt Giorgos alle Aufgaben, die er seiner Frau abnehmen kann. Der Grieche hat Zeit. Noch ist nicht klar, wann er seine junge Familie mit in sein Heimatland nehmen und endlich auch seinen Eltern ihr erstes Enkelkind vorstellen kann. Derzeit bewohnt das Paar mit seinem Neugeborenen ein Zimmer auf dem Bauernhof von Laurianes Grossvater. «Das Bett ist ziemlich klein, also haben wir für Madeleine ein Canapé an die Seite gestellt, das wie ein Babybalkon funktioniert.»
Das Erleichtert Lauriane das nächtliche Stillen. «Madeleine isst etwa sechs Mal am Tag und weckt mich meistens auch einmal in der Nacht, etwa gegen halb vier Uhr morgens.» Übernächtigt fühle sie sich nicht, sagt die junge Mutter. «Ich geniesse das Stillen. Es ist erwiesen, dass diese Ernährungsweise nicht nur für die Gesundheit des Kindes, sondern auch für die mütterliche Bindung das Beste ist.»
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Nach der Geburt habe sie jedoch festgestellt, dass diese Ansicht nicht alle Mütter teilten, sagt Lauriane. «Ein häufiges Argument gegen das Stillen besteht darin, dass Frauen nach der Schwangerschaft ihre persönliche Freiheit schnell zurückgewinnen wollen.» Bei ihr verhalte es sich genau anders herum. «Mir gibt es vor allem Freiheiten: ich muss nichts einpacken und habe doch immer eine vollwertige und gesunde Mahlzeit in der richtigen Menge und Temperatur dabei.» Und bei der Ernährung lasse sie sich nicht einschränken: «Natürlich würde ich etwas weglassen, wenn ich merken würde, dass Madeleine das überhaupt nicht verträgt. Aber ihr kleiner Körper muss ja auch lernen, alles zu verdauen.»
Wohin mit der überschüssigen Muttermilch?
Auch an diesem Nachmittag, den Lauriane mit ihrem Mann und Baby in der ländlichen Auberge Aux 4 Vents am Freiburger Stadtrand verbringt, hat die junge Mutter weder Fläschchen noch Milchpulver dabei. «Ich habe zum Glück mehr als genügend Muttermilch. Und ich könnte mir sogar vorstellen, mich darüber zu informieren, wie ich den Überschuss einer Mama zukommen lassen kann, die Stillen möchte, jedoch dazu nicht in der Lage ist.»
Auch ihrem Körpergefühl tue das Stillen gut, sagt Lauriane. «Zum ersten Mal in meinem Leben nehme ich die Brust weder ästhetisch noch erotisch wahr, sondern als hilfreiches Werkzeug um meinem Kind das Beste zu geben.»