Lisa Brühlmann, wo steht Ihr erster Filmpreis jetzt?
In meiner Küche.
«Blue My Mind» war Ihr Regie-Debüt und wurde gleich ausgezeichnet. Segen oder Fluch?
Natürlich ist die Erwartungshaltung jetzt gross, aber ich lasse mich nicht unter Druck setzen.
Früher standen Sie als Schauspielerin vor der Kamera, jetzt als Regisseurin dahinter. Wenn Sie sich entscheiden müssten – für was?
Die Entscheidung ist schon gefallen, sonst hätte ich nicht so viele Jahre in die Ausbildung gesteckt, um als Regisseurin zu arbeiten.
Sie dürfen Ihren Wohnort neu designen: Aus welchen Städten, Dörfern und Landschaften setzen Sie ihn zusammen?
Ein autofreies Zürich, dazu geförderte Blockrandbauten – und leer stehende Luxuswohnungen und Bürogebäude würde ich gratis an Kunst- und Kulturschaffende vergeben.
Wie würden Sie als Bub heissen?
Luca.
Welches Gemüse gehört verboten?
Ich liebe Gemüse! Kümmel mag ich nicht, aber das ist ein Gewürz.
Um wie viel Prozent müssten Sie Ihr Arbeitspensum reduzieren, damit Sie massiv glücklicher wären?
Filmemachen ist meine Passion. Ich wäre noch glücklicher, wenn ich noch mehr arbeiten könnte.
Wann haben Sie zuletzt etwas Selbstgebasteltes geschenkt?
Ich bastle oft mit meinen Kindern. Zuletzt bemalten wir Steine und schenkten sie meinem Schwiegervater zum 60. Geburtstag.
Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie den Teller nicht leer essen?
Kommt drauf an, wer gekocht hat.
Galerie: Verleihung des Schweizer Filmpreises 2018
Welche Musik soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
Die Lieder, die die Hinterbliebenen an mich erinnern.
Über welche Tat oder Aussage von Ihnen wird man noch lange nach Ihrem Ableben reden?
Die Vorstellung, dass jemand nach meinem Tod meinen Film schauen kann, ist sehr besonders.
Die bisher beste Idee Ihres Lebens?
Film zu studieren – obwohl ich da schon Ende 20 war.
Und Ihre dümmste?
Habe ich erfolgreich verdrängt.
Welchen Wunsch haben Sie endgültig begraben?
Stadtplanerin zu werden.
Was würden Sie Ihren Kindern mit auf den Weg geben wollen?
Kinder sind eigenständige Wesen, keine Kopie meiner selbst. Ich wünsche mir, dass sie glückliche und soziale Menschen werden, die auf eigenen Beinen stehen.
Angenommen, der liebe Gott würde Sie neu erschaffen: Mit den Eigenschaften welcher Berühmtheiten soll er Sie erschaffen?
Singen zu können wie Beyoncé oder Adele. Musik geht direkt ins Herz der Menschen. Es ist die emotionalste Kunst von allen.
Welche Bücher, Musik und Filme haben Ihr Leben beeinflusst?
Das würde den Rahmen sprengen – alle sind ein so grosser Teil meines Lebens, ich kann es mir ohne nicht vorstellen.
Was wird man in hundert Jahren über die aktuelle Epoche sagen?
Verurteilen wird man uns, weil wir so sorglos mit dem Klima und der Umwelt umgegangen sind. Wir leben in einer sehr narzisstischen Zeit. Vielen ist die eigene Befindlichkeit und Befriedigung wichtig – wie es dabei der Natur und schlechter gestellten Menschen geht, interessiert nicht.
Ihr Spitzname als Kind?
Ich sträubte mich immer gegen einen Spitznamen und bestand auf meinem richtigen. Da wollte wohl die Regisseurin in mir schon alles kontrollieren.
Als Sie 16 Jahre alt waren, wie sah da Ihr Zimmer aus?
Zitate von Tracy Chapman, Janis Joplin und Bob Marley – für Poster war man schon zu cool. Meine Freunde und ich mochten daran die Nostalgie, die mitschwang.
Falls Ihr Leben verfilmt wird, welcher Schauspieler soll die Hauptrolle spielen?
Brad Pitt.
Was in Ihrem Alltag müssten Sie aus ökologischer Sicht dringend verändern?
Ich verreise zwar wieder öfter mit dem Zug, aber wenn ich doch ein Flugzeug nehmen muss, plagt mich das schlechte Gewissen.
Der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
Setz dir hohe Ziele, und schäme dich nicht dafür.
Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Ja, in der 5. Klasse. Er war genau so schüchtern wie ich, und wir trauten uns nie, uns zu küssen. Ein anderes Mädchen in der Klasse küsste ihn dann. Das wars mit unserer zweiwöchigen Beziehung.
Über welches Geschenk haben Sie sich zuletzt gefreut?
Über eine Zeichnung meiner Tochter.