Schon in seiner Kindheit steckte Lucas Fischer alles für das Kunstturnen zurück. «Ich konnte nur ein einziges Mal an einem Kindergeburtstag teilnehmen», erinnert sich der 26-Jährige im Interview mit dem «Blick». Als er etwas älter ist, geht er für seine Sportler-Karriere ins Leistungszentrum nach Magglingen. Doch dort fühlt sich Fischer nicht wohl: «Ich war anders als die anderen. Quirlig und emotional.» Auch dass er gerne gesungen habe, habe «nichts mit dem klassischen Turner gemeinsam, der stark und cool ist, den nichts umwerfen kann». Fischer zieht sich zurück, versteckt seine andere Seite, wird zum Ausnahmetalent.
2013 sichert er sich mit dem Gewinn der Silbermedaille am Barren bei den Europameisterschaften in Moskau seinen grössten sportlichen Erfolg. Und das trotz Epilepsieerkrankung, die ihm «den Boden unter den Füssen wegriss». Auf dem Höhepunkt seiner Karriere zwingt ihn eine chronische Handverletzung zum Rücktritt. Es folgt ein Leidensweg, den der Sportler in seiner Biografie «Tigerherz» festgehalten hat. Nach seinem Rücktritt findet sich Fischer vor dem Nichts wieder. Er wird depressiv, entwickelt eine Esstörung. «Weshalb sollte ich essen, ich brauchte ja keine Kraft mehr, um zu trainieren», erinnert er sich.
Erst als Lucas merkt, wie sehr sein soziales Umfeld unter seinem Zustand leidet, findet er die Kraft sich aufzuraffen. Dennoch geht die Beziehung zu seiner Freundin in die Brüche. Mit seinem Buch will er «anderen Menschen Mut machen. Es lohnt sich immer wieder aufzustehen und seine Träume nicht aufzugeben».