Für einmal fand bei der Miss-Schweiz-Organisation der Wettbewerb nicht auf, sondern hinter der Bühne statt. Viele junge Modetalente wollten die Nachfolge von Designerin Lisbeth Egli, 64, antreten. Diese tritt nach 17 Jahren als offizielle Schneiderin zurück. «Lisbeths Entscheid bedauern wir natürlich, aber wir sehen es als neue Chance», sagt Karina Berger, 42, von der Miss-Schweiz-Organisation.
Gleich vier Designer haben es geschafft und dürfen für die Wahl am 24. September in Lugano für je drei Kandidatinnen ein Abendkleid entwerfen. «Das ist ganz klar ein Experiment», sagt Karina Berger. Ihr Stil unterscheidet die Designer ebenso wie ihr Werdegang. Während Ex-Miss-Schweiz Mahara McKay, 30, ihr Debüt gibt, ist Susanne Suter, 31, gelernte Couture-Schneiderin. Olga Roh, 41, hat eine eigene Produktionsfirma in Hongkong, Nicolas Aerni, 39, schneidert alles selbst. Das Ziel ist aber für alle dasselbe: Die grosse Plattform zu nutzen.
DIE VIER DESIGNER:
Nicolas Aerni kam aus Geldmangel zum Schneidern. Er tanzte an Lateinturnieren und hatte kein Geld für teure Showkostüme. So machte er seine Kleider aus Bostich und Leim selbst, bis er schliesslich den Faden entdeckte. Von seiner Nonna Giuditta, einer Schneiderin, lernte er alle «Kniffli und Trickli» und in der Schneiderschule in Bern schliesslich auch das Handwerk. «Was ein Schneider zuerst lernt, lernte ich am Schluss.» Es folgten Showkostüme für Eiskunstläufer oder für Hochzeiten. Seit 15 Jahren kreiert er für Privatkunden Deuxpièces, Anzüge oder Hochzeitskleider und gründete sein Label Studio Nicotin. «Ich habe noch nie einen Mode-Wettbewerb gewonnen, aber bin noch immer hier.»
Mahara McKay lernte Dekorationsgestalterin und war an der Kunstgewerbeschule. Da ihre Mutter Schneiderin war, hatte sie schon früh mit Mode zu tun. «Doch weil meine Mutter mir alles perfekt beibringen wollte, hatte ich keine Geduld, um selbst zu schneidern.» Bei der Kronenabgabe am Ende ihres Amtjahres als Miss Schweiz trat sie erstmals in einer Eigenkreation auf die Bühne. Mahara McKay entwarf seither all ihre Kleider für den roten Teppich selbst und Schneiderin Lisbeth Egli produzierte diese für sie. «Ich habe keine Ausbildung in Mode, aber ein Händchen dafür. Bei mir ist sehr viel Learning by Doing.»
Olga Roh stammt ursprünglich aus Moskau, wuchs in Deutschland auf, studierte in Bern Psychologie und doktorierte in Literatur. Im Alter von 20 Jahren zeigte sie ihre erste Kollektion an der Uni Bern. Später machte sie den Master of Fashiondesign am Istituto Marangoni in London, wo einst auch Armani studierte. Vor vier Jahren gründete sie ihr Label Rohmir, seit zwei Jahren bringt sie jährlich eine Winter- und eine Sommer-Kollektion heraus. Zudem hat sie das Label Rohmiracle – eine Couture-Show für Junge. Olga Roh hat eine Produktionsfirma in Hongkong und Läden in Hongkong, London und ab Juli auch in Berlin.
Susanne Suter besuchte die Frauenfachschule in Zürich und lernte Couture-Schneiderin. Im Alter von neun Jahren entwarf sie zuerst Barbie-Kleider und als Zwölfjährige bereits Kleider für sich selbst. Seit elf Jahren arbeitet sie als Couture-Schneiderin bei «Gross Couture» am Zürcher Paradeplatz. Vor fünf Jahren widmete sie sich auch intensiv Kreationen für Privatkunden und gründete ENNA SUE (wie ihr Vorname beinahe rückwärts lautet). Zudem entwirft sie Bühnenoutfits für Kirsty Bertarelli und Paloma Würth.