Zwei Pferde kutschieren Komiker Marco Rima, 53, und seine Frau Christina, 41, durch Arosa GR. Hier, in der inoffiziellen Heimat des Schweizer Humors (Humorfestival Arosa), absolviert Rima die Feuertaufe seines neuen Soloprogramms «Made in Hellwitzia». Und das unter neuem Management: Gattin Christina, mit der er seit dem ersten Gespräch in einem Lift in Melbourne 2003 durchs Leben geht, ist seit wenigen Monaten auch sein Boss. Sie, die schwäbische Betriebswirtschafterin, er der Schweizer Komiker. Vor 35 Jahren wurde Rima mit dem Duo Marcocello bekannt, danach wirkte er in «Die Wochenshow» von Sat.1 mit und feierte mit den Musicals «Keep Cool» und «Hank Hoover» Erfolge.
Schweizer Illustrierte: Herr Rima, jetzt haben auch Sie einen deutschen Boss. Wie läufts?
Marco Rima: Toll, denn ich hole mir für alle Positionen nur die besten Leute. Nun habe ich Christina in einer dreifachen Funktion: Managerin, Ehefrau und Mutter von zwei meiner vier Kinder.
Christina Rima: Dreimal die Goldmedaille! (Beide lachen.) Marco und ich kommen uns nicht in die Quere, da ich keinen Bühnendrang habe. Eifersucht oder Eitelkeit fallen weg. Aber wir haben Diskussionen betreffend Produktionskosten. Marco schlägt darüber hinaus, ich kontrolliere, dass es wirtschaftlich bleibt.
Wie trennen Sie die Aufgaben?
Marco Rima: Alles Künstlerische liegt bei mir, das Administrative bei Christina. Sie hat ein Verbot, bei der kreativen Gestaltung des Programms dabei zu sein. Erst zum Schluss erlaube ich Kritik am Stück.
Christina: Dann beurteile ich rational. Frage, ob gewisse Sprüche notwendig sind. Ich will nicht, dass er seicht oder durch Themen wie Religion angreifbar wird.
Haben Sie Ihr Stück wegen den Terror-Attacken in Paris noch angepasst?
Marco: Nein! Aber ich persönlich mache in meinem neuen Programm keine Witze über Mohammed und Jesus. Ich möchte niemanden in seinen religiösen Empfindungen verletzen.
Welche Lehren müssen wir Ihrer Meinung nach aus den jüngsten Ereignissen in Paris ziehen?
Die Politik und wir als Gesellschaft sind gefordert, den Menschen, die in einer Umgebung ohne Perspektive aufwachsen, Hand zu bieten, um sie vor den Klauen radikaler Kräfte zu beschützen. Und dieses Ziel erreicht man zum Beispiel über Bildung und menschenfreundliche Erziehung. Schliesslich ist immer alles eine Frage von Anstand, Respekt und Humor!
Sind Sie selber gläubig?
Ich glaube an den lieben Gott, an Engel, den Himmel und daran, dass mein Vater mich begleitet. Ich finde das Wort Glaube schön. Es geht um Glauben und nicht um Wissen.
Christina: Unsere Kinder sind nicht getauft. Ich möchte ihnen die christliche Religion mit ihren Geschichten und Werten weitergeben, denn sie wachsen in diesem Kulturkreis auf. Generell will ich sie zu guten Menschen erziehen, unabhängig von einem bestimmten Glaubensbekenntnis. Aber wir beten immer mal wieder mit ihnen, richten uns an den lieben Gott im Himmel, sagen freie Gebete auf.
Marco: Ich bete abends das Kindergebet «Müde bin ich, geh zur Ruh». Danach führe ich ein Gespräch mit ihm da oben.
In Arosa sind Tochter Malea, 5, und Sohn Luca, 2, nicht dabei. Gotti Gabriella schaut zu ihnen. Dreimal in der Woche oder wenn es bei den Rimas arbeitsintensiv wird, springt sie ein. «Ein Riesenglück», so Rima. Er hat aus einer früheren Beziehung Mia, 21, und Nicolas, 24, und wollte eigentlich weder heiraten noch weitere Kinder. «Du wolltest mir immer verklickern, dass es auch schön ist, Tante zu sein!», sagt Christina Rima.
Marco Rima, wieso war eine zweite Familie für Sie zuerst tabu?
Aus Angst, meine Kinder zu verletzen.
Christina: Das musste ich akzeptieren. Aber wenn mir nach ein paar Jahren jemand begegnet wäre, der mir den Wunsch einer Familie erfüllt hätte, wäre ich wohl gegangen.
Marco: Und weil ich Christina nicht verlieren wollte, musste ich ein sehr ehrliches und offenes Gespräch mit meinen Kindern führen. Ich musste ihnen vor allem die Angst nehmen, dass sie den Papi verlieren könnten.
Sie führen nun eine Patchwork-Familie.
Christina: Das fand ich anfangs alles andere als prickelnd! Meine Vorstellung von Familie war klassisch: Kinder, Eltern, Grosseltern - fertig. Ich musste umdenken und erkennen, dass das andere auch gut sein kann, auch wenn es nicht immer einfach war. Über die Jahre hat man sich gefunden, und heute ist es echt super. Mia passt öfter auf ihre Geschwister auf, und selbst Marcos Ex-Frau dürfen wir fragen. Unser Familien-Modell funktioniert, weil alle sehr tolerant sind.
Marco: Und man braucht erwachsene Leute, die es wertschätzen, dass man aufeinander bauen kann.
Wie erziehen Sie Malea und Luca?
Marco: Wir haben grundsätzlich ein Prinzip: Vor den Kindern sind wir einer Meinung. Christina ist bestimmt konsequenter. Aber wenn es bei mir «chlöpft», dann richtig. Wir sind keine antiautoritären Eltern. Leitplanken sind wichtig. Die Anerkennung von Autoritäten vermisse ich in der heutigen Gesellschaft.
Christina: Gutes Benehmen, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und eine gepflegte Sprache sind mir wichtig. Zu Hause reden wir Hochdeutsch und Schweizerdeutsch, ihr Gotti spricht mit ihnen Ungarisch.
In Arosa dunkelt es langsam ein. Marco und Christina Rima spazieren den Hang hinauf, Hand in Hand. Das Paar berührt und hält sich oft. Den Hang hinunter solls mit dem Schlitten gehen. Nicht der optimale Sport für Rima, der gerade eine Knieoperation hinter sich hat. Zudem schlägt sein Gewicht immer wieder mal nach oben aus. Mit drei Wochen Fasten und Yoga in Thailand hat er im November 10 Kilo verloren und konnte diesen Erfolg über die Festtage sogar halten. Eine Ernährungsberaterin soll nun dabei helfen, die 8 Kilo bis zum Traumgewicht von 85 Kilo zu verlieren.
Herr Rima, spüren Sie das Alter?
Ja, es wurmt mich, dass mein Körper nicht mehr alles mitmacht. Arthrose und andere Wehwehchen, bedingt durch meinen aktiven Lebensstil auf der Bühne, machen sich bemerkbar. Es wäre cool, der Herrgott hätte es so eingerichtet, dass wir tipptopp durchs Leben kommen und er dann sagt: «So, das wars, sag noch allen Tschüss» - und dann gehst du durch die Tür.
Spüren Sie in Ihrer Beziehung, dass Marco an diesem Punkt des Älterwerdens ist und Sie, Christina, noch nicht?
Auf jeden Fall, und das ist schade. Wir sind ein Paar, das sich gerne bewegt, es liebt, zusammen Sport zu treiben. Das tut auch unserer Beziehung gut. Früher spielten wir oft Tennis, fuhren Ski. Wenn diese Dinge aber sukzessive wegfallen, gehen schöne Momente verloren. Aber Marco darf man nicht bemuttern. Das ist unser Hauptstreitpunkt. Marco: Ich versuche nun auch, mehr auf meine Gesundheit zu achten. Aber Skifahren vor einer Theatersaison verbietet mir mein Management (lacht).
Ein Chäs-Fondue nach dem Schlitteln ist trotzdem erlaubt. Zu rar sind die gemeinsamen Momente. «Mit Christina bin ich wahnsinnig angekommen», so Rima. Doch zu zweit geben sie mit dem neuen Programm wieder Gas: als Geschäftspaar - ganz «Made in Hellwitzia».
Tourstart: 18. Februar, Info: www.marcorima.ch