«Es hat voll eingeschlagen.» Siri Anesini ist verliebt! Thomas heisst der Mann, der das Herz der 23-Jährigen erobert hat. Kenngelernt hat sie den gebürtigen Österreicher bei einem Praktikum in Chur. Mit einer E-Mail hatte er sie beeindruckt. Und später auch ihre Mutter, Maria Walliser, 51, und ihren Vater Guido Anesini, 60: Beim ersten Treffen hat er der ehemaligen Skirennfahrerin nämlich Rosen mitgebracht. «Er ist wirklich super, nimmt Siri an, wie sie ist. Und wenn unsere Tochter glücklich ist, sind Guido und ich auch glücklich», sagt Maria Walliser in der aktuellen «Schweizer Illustrierten».
Dass Siri seit ihrer Geburt ein Handicap hat, weil sie mit einer Fehlbildung der Wirbelsäule (Spina bifida) zur Welt kam und seit jeher im Rollstuhl sitzt, spielt keine Rolle. Ebenso, dass Thomas einige Jahre älter als sie ist. «Thomas hat seine Vergangenheit, und jeder trägt seinen Rucksack mit sich», sagt sie. Männer in ihrem Alter kämen oft nicht klar mit ihrer «Spezialität», wie Siri ihre Behinderung bezeichnet.
Ihre Spezialität hatte sie nie von etwas abgehalten. Siri wusste immer genau, wie ihre Zukunft aussehen soll: unabhängig. In der 6. Klasse erklärte sie ihrer Mutter und ihrem Vater, dass sie ins Gymnasium will. Als Zwölfjährige wechselte sie ans Internat Sankt Antonius nach Appenzell - alleine. Ihre Matura schloss sie erfolgreich ab. Im September 2011 schrieb sie sich dann an der Universität Luzern als Jus-Studentin ein. Siri will Anwältin werden und paukte fortan Gestzesartikel. Bis sie an ihre Grenzen stiess.
«Ich brauchte für alles länger als meine Kommilitonen, setzte mich selbst unter Druck», erinnert sie sich. Nach dem 4. Semester hatte sie keine Kraft mehr. Diagnose: Burnout. Mit 21! Doch Siri hielt an ihrem Traum fest. Inzwischen ist sie im 8. Semester und sagt selbstbewusst: «Ich gebe nicht auf!» Nach dem Studium will sie einen guten Job finden, gut verdienen. Aber, und das ist ihr bewusst geworden, es müsse auch Platz in ihrem Leben haben für anderes. Für ihre Musik-Leidenschaft zum Beispiel. Und ihre Liebe. «Für das, was in meinem Herzen ist.»