Clooney reckt seine Ohren, als würde er verstehen, was Martin Fuchs, 26, gerade erzählt. Die WM-Silbermedaille, sagt der Springreiter, hätte er in Tryon im amerikanischen North Carolina insbesondere auch für sein bestes Pferd im Stall gewonnen, den zwölfjährigen Schimmelwallach. «Der bekommt den Erfolg durchaus mit. In Form von besonderer Aufmerksamkeit. Da wird ihm schon das eine oder andere Extra-Rüebli zugesteckt.»
Sich selbst belohnt Fuchs für den grössten Erfolg seiner bisherigen Karriere ebenfalls kulinarisch. Vergangenen Montag lädt er seine besten Kumpel auf eine fröhliche Feier ans Oktoberfest im Zürcher Hauptbahnhof ein. «Bei solchen Gelegenheiten lassen wir Reiter es jeweils schon ziemlich krachen», umschreibt der Zürcher Vize-Weltmeister die abendliche Party vielsagend.
Gerne hätte er sich zuvor noch ein anderes Silber-Geschenk gemacht, doch das klappte leider nicht: «Ausnahmsweise wollte ich aus den USA Businessclass statt Economy nach Europa zurückfliegen, doch es gab keine freien Plätze mehr.»
Höhenflug mit der Familie
Das Minus an Bequemlichkeit macht Martin Fuchs in der «Holzklasse» über dem Atlantik mit einem Plus an emotionalem Wohlbefinden wett. Neben ihm im Flugzeug sitzen nicht nur die Eltern Renata, 59, und Thomas Fuchs, 61, sondern auch Paris Ann Sellon. Seit gut einem Jahr ist die 26-jährige Amerikanerin aus Kalifornien seine Lebenspartnerin.
Zwar reitet auch sie Wettkämpfe auf höchstem Niveau. Doch im Gegensatz zu Martin Fuchs, dessen Eltern ebenso Top-Reiter waren wie sein Onkel Markus Fuchs oder Alois Fuchs, der Cousin von Papa Thomas, stammt Paris aus einem völlig anderen Milieu. Ihr Vater James Burrows ist Regisseur von «Friends», einer der erfolgreichsten TV-Sitcoms der Geschichte. Und Mama Debbie produziert unter anderem den Serien-Hit «The Big Bang Theory».
Paris Sellon ist zwar quasi in Hollywood gross geworden, doch ihr Herz gehört von klein auf den Pferden. «Ich begann mit drei Jahren zu reiten, und es war nie die Frage, ob es mich mehr ins Movie-Business oder in den Pferdesport zieht. Meine Eltern haben mich auch immer sehr unterstützt beim Reiten.» Vor rund vier Jahren zieht sie um auf ein Gestüt in den englischen Midlands, wo sie sich bessere Trainingsbedingungen und damit einen Schub in ihrer Karriere erhofft.
Bei der Global Champions Tour in Hamburg lernt sie im Mai 2017 auf dem Abreitplatz einen jungen Schweizer Reiter kennen, er zu Fuss unterwegs, sie auf dem Pferd. Martin Fuchs? Kennt sie nicht, aber man kommt trotzdem ins Gespräch. «Nach einer Weile fragte ich sie, ob sie mit mir essen geht. Und dann machten wir zusammen Hamburg unsicher, haben in fünf Bars getanzt.» Es ist Liebe fast auf den ersten Blick.
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Umzug in die Schweiz
Vorerst leben Martin und Paris eine Fernbeziehung, doch weil sie sich in England auf dem Land nicht glücklich fühlt und auch sportlich zu wenig vorankommt, kommt bald einmal der Gedanke an einen Umzug in die Schweiz auf. Fuchs fragt seinen guten Freund Steve Guerdat, ob der auf seinem unlängst bezogenen Reiterhof in Elgg ZH Platz hätte, um Paris Sellons fünf Pferde einzuquartieren. Der Olympiasieger, der vor Wochenfrist Martins WM-Silber mit seinem Bronzegewinn noch versüsst, sagt zu. Seither lebt die US-Amazone bei Fuchs in der Schweiz und trainiert in Elgg – meist unter Anleitung von Martins Vater Thomas Fuchs. Bei Wettkämpfen wird Paris wenn immer möglich durch ihren Liebsten betreut.
Auch Silber-Held Martin und seine Tiere haben einen Umzug hinter sich. Papa Thomas kauft Cousin Alois im Frühjahr 2017 den Reiterhof im thurgauischen Wängi ab, und Martin zieht vom elterlichen Hof in Bietenholz ZH auf das Gestüt zwischen Murg und Autobahn A1. Vor wenigen Wochen wird ein zusätzlicher neuer, geräumiger Stall- und Service-Bau in Betrieb genommen. Seine sieben eigenen Wettkampfpferde quartiert Martin Fuchs dort in modernen Boxen ein, zwei Dutzend weitere wohnen für kürzere oder längere Trainingsaufenthalte im ursprünglichen Stallgebäude. Ein 90 mal 70 Meter grosser Rasen-Springplatz und eine grosse, helle Reithalle gehören ebenfalls zur Infrastruktur.
Gäbe es da nicht auch Platz für die Tiere von Paris? «Nicht nötig», sagt sie, «ich habe bei Steve beste Voraussetzungen. Und Elgg und Wängi sind ja nur etwa zehn Autominuten voneinander entfernt.» Sie lacht und ergänzt: «Zudem ist es für unsere Beziehung sicher gut, dass wir nicht auch noch bei der täglichen Arbeit dauernd zusammen sind.» Das Einzige, was der Amerikanerin in der beschaulichen Schweiz noch etwas Mühe bereitet, «sind die strengen Öffnungszeiten der Geschäfte». Ansonsten fühlt sie sich in der Ruhe ihrer neuen Heimat «extrem wohl».
Konkrete Pläne für das Haus
Irgendwann möchten Martin und Paris auch das fertige Projekt eines Wohnhaus-Neubaus auf dem Hof in Wängi umsetzen. Aber das eilt nicht. Martin Fuchs möchte sich «nächstes Jahr in den Welt-Top-Ten etablieren». Und beim dreimonatigen Wettkampfaufenthalt Anfang kommenden Jahres in Wellington (Florida) will er die Heimat seiner Liebsten besser kennenlernen.
Bei ihnen wird am Tisch über Filme diskutiert, bei uns über Pferde. Da kann ich schon besser mitreden
Ein bisschen Hollywood-Luft hat er auf Besuchen bei den Eltern von Paris bereits geschnuppert und auch schon Dreharbeiten im Studio verfolgt. Das Metier tauschen wird er trotzdem nicht. «Bei ihnen wird am Tisch über Filme diskutiert, bei uns über Pferde. Da kann ich schon besser mitreden.» Wobei: Auch Martin Fuchs und Clooney sind nun als prämierte Hauptdarsteller definitiv im Rampenlicht angekommen.