Die Statistiken von Martina Hingis' Karriere sind beeindruckend. 25 Grand-Slam-Titel (5 im Einzel, 13 im Frauendoppel, 7 im Mixed-Doppel) gewinnt die St.Gallerin, alleine seit ihrer abermaligen Rückkehr 2013 holt sie 10 weitere Grand-Slam-Titel, die an den bedeutendsten Turnieren in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York vergeben werden.
Neben den total 43 Einzel- und 64 Doppeltiteln sichert sie sich im Sommer 2016 eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Rio im Frauendoppel mit Timea Bacsinszky. Sie war die Nummer 1 der Welt im Einzel und Doppel, gewann über 24,6 Millionen Dollar an Preisgeld.
1.5 Millionen Dollar Preisgeld
Alleine 2017 triumphiert sie bei 9 Turnieren und spielt damit über 1,5 Millionen Dollar an Preisgeld ein - davon können viele Einzelspieler nur träumen.
Es ist Mitte Juli 2013, als Martina Hingis in Newport im US-Bundesstaat Rhode Island in die Tennis Hall of Fame aufgenommen wird. Eine Ehre, die nur aussergewöhnlich Erfolgreichen zuteil wird. Und nur Zurückgetretenen. Fast sechs Jahre lang hat sie zu diesem Zeitpunkt kein professionelles Tennis auf WTA-Stufe mehr gespielt.
«Die Hochs und Tiefs fehlen»
Als sie sich an diesem Sommerabend im Jahr 2013 für ein Interview in den Garten ihres Hotels setzt, redet sie darüber, wie stolz sie die Auszeichnung macht. Und die Zukunft? «Ich habe noch nie weit in die Zukunft geplant. Tennis ist immer noch ein wichtiger Teil. Ich liebe den Sport. Ich bin gern in dieser Tennis-Welt. Auch ich brauche Anerkennung, den Respekt. Wie jeder Mensch.»
Auf die Frage, ob sie es nachvollziehen kann, dass viele Sportler nach ihrem Rücktritt in ein emotionales Loch fallen, sagt sie: «Absolut. Es fehlen diese Hochs und Tiefs, das Adrenalin, die Emotionen. Als Sportler hat man einen Grund aufzustehen. Man weiss, man geht sechs Stunden trainieren, hat einen Tagesablauf, einen Plan. Und plötzlich fällt alles weg. Dann ist es seltsam, wenn man aufsteht und sich fragt, was man tun soll. Darum muss man schnell wieder etwas suchen, das einen reizt, um wieder Halt zu finden.» Es scheint, dass auch sie die bekannte Struktur wieder sucht.
Rückkehr im Jahr 2006
Keine zwei Wochen später gibt Hingis ihr Comeback im Frauendoppel. An der Seite von Daniela Hantuchova spielt sie im kalifornischen Carlsbad. Es ist ihr zweites Comeback, nachdem sie 2003 wegen Verletzungen ihren ersten Rücktritt erklärt und 2006 eine äusserst erfolgreiche Rückkehr startete.
Hingis, die sich ab 2013 auch als Coach versucht, sieht im Training mit Anastasia Pawljutschenkowa, «dass ich das nötige Niveau habe. Ich wusste, dann kann ich mit den Besten der Welt mithalten.»
«Goodbye» nach über 1300 Spielen
Die Partnerinnen an ihrer Seite wechseln in der Folge, der Erfolg bleibt. Die Deutsche Sabine Lisicki und die Italienerin Flavia Pennetta rotieren bis im Sommer 2015 neben Hingis, dann folgt eine äusserst erfolgreiche Periode mit der Inderin Sania Mirza, mit der sie die Konkurrenz ein Jahr lang nach Belieben dominiert.
Es folgt die sportliche Kurz-Liaison mit der Amerikanerin CoCo Vandeweghe, ehe sich Hingis 2017 die Taiwanesin Chan Yung-jan an die Seite holt. Mit der Power der 28-jährigen gewinnt sie in Indian Wells, Madrid, Rom, Mallorca, Eastbourne, Cincinnati, Wuhan und Peking, dazwischen rundet sie ihrem Karriere mit dem 25. Grand-Slam-Titel bei den US Open in New York ab.
Ich muss niemandem etwas beweisen
Hingis, die als neunjährige schon vor 5000 Zuschauern spielte und als 16-jährige die jüngste Nummer 1 der Tennisgeschichte wurde, sagt nach über 1300 Spielen und 107 Titeln mit 37 Jahren «Goodbye».
2015 sagt sie in einem Interview mit SI SPORT: «All das, was jetzt noch passiert, jeder Turniersieg, ist nur noch ein Bonus. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Es geht nur noch darum, dass ich an meinem Dasein Freude habe.»
Sie wird bald über ihre Zukunft reden. Wie die aussehen mag? Und ob das Kapitel Tennis als Profi-Spielerin wirklich abgeschlossen ist? Fortsetzung folgt.