Mia Aegerter, an welche Orte hat Sie Ihre Reise bis jetzt geführt?
Ich habe die Mission «Around the world in 18 songs» Anfang des Jahres in Afrika gestartet. Mittlerweile bin ich durch 17 Länder gereist: Südafrika, Namibia, Sambia, Tansania, Äthiopien, Mali, Gambia, Senegal, Marokko, Indien, Nepal, Russland, Mongolei, China, Japan, Vietnam, Kambodscha. Als Nächstes stehen Indonesien, Papua Neu Guinea, Australien, Neuseeland und Südamerika auf dem Plan. Aber ich lasse mich gern von meinen Followern auf Instagram und Facebook inspirieren und mache dann gegebenenfalls einen Abstecher in ein empfohlenes Land. Ich bin besonders an Gebieten interessiert, die touristisch noch nicht so erschlossen sind.
Was hat Ihnen Ihr Trip emotional abverlangt?
Manchmal ist es schon abenteuerlich. Vor allem, weil ich mich vorab nicht sonderlich auf die jeweiligen Länder vorbereite. Was ich aber immer wieder emotional aufreibend finde, ist zu sehen, wie ungleich die Frauen in vielen der Länder, die ich bis jetzt bereist habe, behandelt werden. Mädchen bekommen keine Schulausbildung oder werden vernachlässigt. Frauen erfahren Gewalt. Als ich in Tansania war, hat der Präsident in der lokalen Zeitung die Männer öffentlich dazu aufgefordert, mehr als eine Frau zu heiraten. Dasselbe Recht gilt natürlich nicht für Frauen. Ich selbst spüre die Reduktion auf mein Geschlecht in manchen Ländern durch Sprüche und starrende Blicke. Auf der anderen Seite werde ich aber völlig unsichtbar, wenn ich zusammen mit einem männlichen Partner reise. Da heißt es meistens: «Hello sir, how are you, sir, can I help you, sir?» Ich hab schon mehr als einmal erlebt, dass der Kassierer meine Kreditkarte nach der Bezahlung meinem Reisepartner zurückgab anstatt mir, der Besitzerin der Karte.
Ich reise mit meinem Kreativpartner
Mit wem reisen Sie?
Momentan bin ich alleine unterwegs. In ein paar Tagen treffe ich zwei Freunde und dann reisen wir zu dritt. Den größten Teil der Reise bestreite ich mit meinem Kreativpartner Martin Fliegenschmidt. Die Mission, um die Welt zu reisen und dabei 18 Songs zu schreiben, erfüllen wir gemeinsam.
Was verbindet Sie und Ihren Reisepartner?
Wir sind beide als Singer-Songwriter tätig. Und wir haben zusammen meine letzte Platte «Nichts für Feiglinge» herausgebracht. Wir haben dabei das Album selbst produziert, finanziert und veröffentlicht.
Erzählen Sie etwas mehr über den Grund Ihrer Reise?
Mit wenig Gepäck um die Welt zu reisen, war immer mein Traum. Zu reisen bedeutet für mich, die Komfortzone zu verlassen und mein Bewusstsein zu erweitern. Erst, wenn man sich mit fremden Kulturen konfrontiert, bemerkt man die eigene soziale Prägung und fängt an, zu hinterfragen. Reisen baut Vorurteile ab und man verliert die Angst vor dem Fremden. Ich finde das sehr wichtig. Gerade in einer Zeit, in der sich viele Länder politisch nach rechts bewegen. Dass ich mein Reisefieber mit Musik verbinde, ist eine natürliche Konsequenz. Musik ist ein Herzöffner. Als wir zum Beispiel in Gambia mit den Einheimischen am Lagerfeuer sassen und Bob-Marley-Songs spielten, haben wir die sprachlichen, kulturellen und sozialen Unterschiede sozusagen spielend überwunden.
Wie weit ist das neue Album Ihrer Mission «Around the world in 18 Songs»?
Wir haben sechs fertige Songs, die wir auf der Reise immer mal wieder spielen. Zuletzt in Japan bei einem Konzert auf einer Dachterrasse. An vier neuen Liedern bin ich gerade dran. Wenn wir einen Song fertig haben, nehmen wir ihn mit der kleinen Reisegitarre auf und veröffentlichen ihn auf meinem Blog. Anders als früher will ich meine Fans an der Entstehung der Songs teilhaben lassen.
Die kulturelle Vielfalt, die wir in dieser Welt haben, ist überwältigend
Was hat Sie bis jetzt am meisten beeindruckt?
Es gibt ein paar Orte, die landschaftlich so atemberaubend sind, dass es einem regelrecht die Sprache verschlägt. Namibia und die Mongolei haben mich hinsichtlich der Landschaftsbilder bis jetzt am meisten beeindruckt. Aber auch die kulturelle Vielfalt, die wir in dieser Welt haben, ist überwältigend. Allein, wie unterschiedlich Menschen mit dem Tod umgehen. Ich denke zum Beispiel daran, wie ich inmitten der Leichenverbrennungen am Ganges in Varanasi stand oder als wir in Äthiopien spontan zu einer Trauerfeier eingeladen wurden. Manche gehen offen und geradezu öffentlich mit diesem Thema um.
Was hat Sie besonders berührt?
Am anderen Ende der Welt Gastfreundschaft zu erfahren, berührt mich immer sehr. Besonders, wenn die Leute so arm sind, dass sie selbst kaum über die Runden kommen. Von ihnen lerne ich am meisten. Schön sind auch die Begegnungen mit den Kindern. Sie sind fast in jedem Land immer die Ersten, die auf einen zugehen — völlig unbefangen und vorurteilslos.
Wie sieht es in der Liebe aus?
Kein Kommentar.
Wann werden Sie wieder zurück sein?
Ich werde im Frühling 2019 wieder zurückkommen, um ein paar Konzerte zu geben. Da werde ich auch ein paar der neuen Songs spielen.
Was ist nach Ihrer Rückkehr geplant?
Wenn ich zurück bin, möchte ich die neuen Songs fertig produzieren und in die Welt hinaus schicken. Und natürlich so viel wie möglich live spielen. Ich will die Geschichten, die ich auf der Reise erlebt habe, mit den Leuten teilen.
Sie leben, wenn Sie nicht auf Reisen sind, in Berlin. Denken Sie daran, in die Schweiz zurückzukehren?
Ehrlich gesagt denke ich gerade darüber nach, nirgendwo mehr zu wohnen. Man könnte ja einen Bus kaufen, ein kleines Musikstudio einbauen und dann unterwegs zu Hause sein.