Für einmal sollte es ein ganz persönlicher «Happy Day» werden. Weit weg vom TV-Rummel. Röbi Koller, 59, auf den Spuren seiner Kindheit in Serrières NE. Ja, Röbi Koller ist ein Welscher. Wenn man es locker nimmt, sogar ein bisschen Türke! Er hat zwei Muttersprachen, Deutsch und Französisch, sein Vater kam in Istanbul zur Welt. Bei den Kollers gabs – zurück in der Schweiz – jahrelang Lammfleisch, Oliven und Baklava, als hier noch niemand wusste, was das ist.
Die erste Schulreise von Klein Röbi ging von Serrières, wo Philippe Suchard seine Schokoladenfabrik gegründet hatte, rauf auf den Creux du Van, diesen enormen Felsenkrater im Neuenburger Jura. Hier will Röbi Koller auch heute die Aussicht geniessen – weit weg von den vielen Fans in der Deutschschweiz.
Doch schon der Esel auf der Weide kommt auf ihn zu und möchte hinter den Ohren gekrault werden. Dann entdeckt eine Wandergruppe den TV-Star: «Das ist ja der Röbi Koller!» Schon umringen sie ihn. Röbi fragt, woher sie kommen, macht Sprüche und freut sich. «He ja, das ist doch schön, dass die Leute Freude haben. Stört mich nicht.»
Auch die Schulklasse weiter oben ruft: «Dürfen wir was wünschen?» Koller ist happy: «Eine typische Familiensendung, da hast du den Beweis!» Rekordquoten von 40 Prozent Marktanteil macht man nur, wenn mehrere Generationen vor dem TV sitzen.
Woher hat er nur diese offene, freundliche Art, auf die Leute zuzugehen, im Nu die Herzen zu gewinnen? Das positive Wesen komme sicher von Mutter Gretel, meint er. Eine temperamentvolle Frau, fröhlich und herzlich und immer positiv, obschon oder gerade weil sie Schweres zu erdulden hatte, mit zehn Jahren an Kinderlähmung erkrankt war. Die Ordensschwestern des Zuger Spitals prophezeiten ihr, sie werde nie mehr gehen können und mit 14 einen Buckel kriegen.
Die weitere Geschichte dieser tapferen Mutter, die sich mit viel Optimismus ins Leben zurückgekämpft und alles getan hat, um wieder gehen und eine Familie gründen zu können, ist in Kollers Buch «Umwege» nachzulesen, das dieser Tage erscheint, eine Art Biografie, in der auch erstmals zu lesen ist, wo er herkommt, wo überall er gelebt hat, wie er zu Radio und Fernsehen gekommen ist und weshalb er längere Zeit in Spitälern verbracht hat.
Röbi Koller verdankt seinen Charme auch dem frühen Eintauchen in die etwas lieblichere französische Kultur. Aus dem Welschland hat er etwa das beste Fondue-Rezept mitgebracht: einfach alles gleichzeitig ins Caquelon schmeissen, Käse moitié-moitié, Maizena, Knoblauch, Weisswein. Und dann rühren. Das hat ihm ein Käser aus dem Greyerzerland gesagt. «All die spitzfindigen Fonduerezepte von guten Freunden, die genau sagen, in welcher Abfolge man welche Zutaten mischen muss, sind überflüssig.»
Wie sieht sonst ein persönlicher «Happy Day» von ihm aus? «Ein Tag ohne Termine und abends zusammen mit meiner Frau Esther Della Pietra (Regisseurin beim SRF), Freunde einladen und bekochen.» Oder in einer fremden Stadt etwas entdecken. Gerade kamen Kollers von sechs Wochen Costa Rica und Panama zurück, «jeder Tag ein Happy Day». Reisen ist eine Leidenschaft, selbst Nordkorea lockt ihn.
Träumt der erfolgreichste Moderator von SRF vom grossen Auftritt in Deutschland? «Nein, das schaffen nur Leute, die lustig sind, ich bin nicht lustig. Und für Quizsendungen bin ich nicht geeignet, das habe ich mit dem Flop ‹Zart oder Bart› bewiesen. Es ist sowieso zu spät für solche Sprünge.»
Und wie lange noch «Happy Day»? Sind zehn Jahre nicht genug? Röbi protestiert: «Nein, nochmals zehn Jahre!» Er liebt das Konzept, diese Mischung aus leichten und schweren Themen, mit rührenden Geschichten von Menschen im Mittelpunkt.
Und was gibts als Nächstes? Vielleicht eine Sendung mit Wetterfrosch Thomas Bucheli? Die beiden machten auf einer Kreuzfahrt in die Arktis jeden Abend eine Talkshow, die derart lustig wurde, dass ein Passagier, der im Emmental ein kleines Theater betreibt, fragte, ob sie das nicht mal auf seiner Bühne machen wollten. Im Oktober steigt ein Versuchsballon. «Thomas ist echt lustig, das wissen die Leute gar nicht.»
In Serrières entdeckt Röbi Koller ein wunderschönes goldenes Minarett, das ihm in der Jugend gar nicht aufgefallen ist. «Was ist das?» Es ist das älteste Minarett der Schweiz, das der Schokoladenpionier Philippe Suchard, der für den Orient schwärmte, vor 150 Jahren auf sein Wohnhaus gesetzt hat, allerdings nur als Dekoration, darunter befindet sich ein Rauchzimmer.
«Hier hat sich eigentlich nicht viel geändert», stellt Röbi Koller gegen Ende seines Happy Day am Ort seiner Kindheit fest. «Die Trolleybusse sind immer noch gelb.» Er verabschiedet sich vom Welschland mit einem Besuch in der «historischen Gaststätte des Jahres 2017», dem schmucken «Cardinal» in der Neuenburger Altstadt. Das kannte er nicht. «Als Kind lebt man ja nur in der näheren Umgebung, und das war für mich Serrières.»