«Schweizer Illustrierte»: Mona Vetsch, welches Gemüse sollte verboten werden? Was wären Sie für ein Gemüse?
Ich habe mit allen Frieden geschlossen, sogar mit Fenchel. Pilze würde ich nachnominieren. Ich wäre ein Rhabarberstängel. Manchmal sauer und immer zäh. Sauer bin ich aber nicht oft. Ich rege mich so schnell ab wie auf.
Um wie viel Prozent müssten Sie Ihr Arbeitspensum reduzieren, damit Sie massiv glücklicher wären?
Gar nicht. Ich bin massiv glücklich. Meine Haushaltsprozente würde ich gerne reduzieren (lacht). Wäsche zusammenlegen, Abfluss entkalken, Spülmaschine ausräumen würde ich delegieren.
Wo am Körper tuts Ihnen weh?
Gerade nirgendwo. Ich komme aber jetzt wohl in die Lebensphase, in der ich das bald nicht mehr sagen kann. Ich geniesse es gerade noch.
Sie dürfen Ihren Wohnort neu designen: Aus welchen Landschaften setzen Sie ihn zusammen?
Aus einem Regenwald mit einer Hängematte. Dazu irische Klippen, steil und schroff. Und wohnen würde ich in einem nordischen Holzhaus. Das Ganze müsste aber den ÖV von Zürich haben.
Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie den Teller nicht leeressen?
Nein. Ich habe nur ein schlechtes Gewissen, wenn alle am Tisch nicht aufessen. Dann weiss ich, dass es wirklich nicht fein war.
Haben Sie einen Organspendeausweis?
Ja, aus Überzeugung. Für die letztjährige DOK-Serie «Fortsetzung folgt» habe ich Menschen getroffen, die auf eine Organspende warteten. Jeder sollte die Entscheidung dafür oder dagegen beizeiten treffen. Sonst macht man es auch seinen Angehörigen wahnsinnig schwer.
Welche Musik soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
«Wonderful Life» von Smith and Burrows. Ein melancholisches Liebeslied ans Leben. Bittersüss.
Können Sie sich vorstellen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen?
Ja. Ich würde es gut finden, wenn ich sie nicht brauchen müsste. Aber ganz ausschliessen will ich es nicht. Im Sterben sind wir alle Anfänger, das hat keiner im Griff.
Über welche Tat oder Aussage von Ihnen wird man noch lange nach Ihrem Ableben reden?
Gott bewahre. Flüchtigkeit ist ein schönes Prinzip. Deshalb mache ich gerne Radio. Ich habe nicht den Anspruch, der Welt etwas zu hinterlassen. Ich will im Jetzt sein, und nachher sollen die anderen für Gesprächsstoff sorgen. Das Einzige, was über meinen Tod hinausgeht, sind meine Kinder.
Die bisher beste Idee Ihres Lebens? Die dümmste?
Dass ich mich mit 21 Jahren blind beim Fernsehen beworben habe. Das war tatsächlich eine gute Idee, entgegen aller Wahrscheinlichkeit. Die dümmste Idee war, WC-Papier mit fiesem Weihnachtsduft zu kaufen (lacht).
Welchen Wunsch haben Sie endgültig begraben?
Ins Kloster mit Schweigegelübde zu gehen. Eine Zeitlang fand ich diese selbst gewählte Abgeschiedenheit sehr anziehend. Asketische Menschen sind das Gegenteil von mir und faszinieren mich.
Was würden Sie Ihren Kindern gerne vererben und was nicht?
Meine Fähigkeit, gut seitwärts parkieren zu können. Nicht erben sollen sie, dass ich so unstrukturiert bin. Ich mag mein Chaos, aber man kommt mit mehr Ordnung wohl leichter durchs Leben.
Angenommen, der liebe Gott würde Sie neu designen: Mit den Eigenschaften welcher Berühmtheiten soll er Sie erschaffen?
Mit dem Humor von Illustrator Tomi Ungerer. Mit der Rossnatur von Lemmy Kilmister, der jetzt zwar auch tot ist, aber vorher Zeug überlebt hat, das wohl jeden umgebracht hätte. Und mit dem Leuchten der Pipilotti Rist.
Welcher Film hat Ihr Leben massiv beeinflusst?
«Pingu». Das war das Erste, was ich im Fernsehen sah. Diese Pinguine haben keine richtige Sprache, aber man versteht sie trotzdem. Meine Faszination für Wortspielereien hat da wohl angefangen.
Wie sah Ihr Zimmer mit 16 aus?
Wie ein Familiengrab in den rumänischen Karpaten. Sehr düster. Es hat meine Eltern zumindest wirkungsvoll davon abgehalten, sich zu lange darin aufzuhalten.
Falls Ihr Leben verfilmt wird, wer soll die Hauptrolle spielen?
Iggy Pop. Er ist ein Mann, viel älter, aber eben der Iggy Pop. Mein Leben ist dermassen uninteressant, dass einer wie er mich spielen müsste, um einen Grund zu liefern, den Film zu machen.
Der beste Ratschlag Ihres Lebens?
«Don’t hope, cope!» Das stimmt für mich und stammt von Tomi Ungerer. Also nicht hoffen, sondern selbst damit klarkommen.
Über welches Geschenk haben Sie sich zuletzt sehr gefreut?
Über eine Machete zum Gärtnern. Ein Geschenk von Freunden, die am Rande des Regenwaldes wohnen. Enorm praktisch, denn mein Garten hat eher eine Machete nötig als eine kleine Harke.