Klein, hell, gemütlich. Das Häuschen mitten im Dörfchen Contone im Tessin hat wirklich alle Qualitäten eines heimeligen Nests. Auch wenn es derzeit eine Baustelle ist. «Die Fensterläden fallen auseinander. Und mit dem Gasherd hätten wir neulich fast die Küche in die Luft gejagt», erzählt die Zuger Musicaldarstellerin Eveline Suter, 39, und schenkt ihrem Partner Danny Stillman einen Kaffee ein.
Schon schwänzelt Hund Jack um dessen Beine. Der kleiner Terrier hat den Amerikaner sofort ins Herz geschlossen. «Obwohl Danny strenger zu ihm ist als ich», meint sie. «Ab ins Chörbli!» So viel Mundart kann der gebürtige New Yorker schon.
Sonst produziert er Filmhits wie «Maze Runner» oder «Mission: Impossible», hier geniesst die Hollywood-Grösse mit Eveline lieber die Schönheit der Natur. «So klares Wasser wie in der Schweiz sah ich zuvor noch nie», schwärmt er.
Eine späte Liebe
Obs an den Schmetterlingen im Bauch liegt? Seit über einem Jahr sind sie nun ein Paar. Eine späte Liebe, denn die Schauspielerin und Sängerin, die seit Jahren in New York lebt, lernte den Filmproduzenten schon 2010 am Set von «Verblendung» kennen. Anfang 2017 trafen sie sich wieder. «Wir hatten gleich ein langes, intensives Gespräch. Es war so, als hätten wir uns schon immer gekannt. Ich weiss, dass das kitschig klingt, aber so empfand ich es wirklich», erinnert sich Eveline.
Ihre Zuneigung wuchs, obwohl sie anfangs nicht mehr Distanz hätte trennen können. Danny lebte in L. A., produzierte im Sommer 2017 einen Film in Südafrika, sie spielte in der Schweiz und wohnte in New York. Aber blind vor Liebe einem Mann hinterherreisen? Das kam für Powerfrau Eveline nicht infrage. Am liebsten hätte sich das junge Paar in der Mitte getroffen. «Ich zeichnete ihr eine kleine Karte. Zeig mir die Mitte!? Da ist nichts, nur Ozean», lacht Danny heute.
Zwei Leben mussten erst zusammenwachsen
Schliesslich besuchte Eveline ihn am Set in Kapstadt. Alles fühlte sich richtig an. Nach dem Dreh kam er zu ihr nach Schaffhausen, wo sie ein Engagement hatte. «Er hielt sein Wort und blieb sieben Wochen. Kann man sich das vorstellen? Von L. A.ins kleine Schaffhausen. Seitdem weiss ich, dass wir eine ausgeglichene, gleichberechtigte Beziehung haben», sagt Eveline. Sie gaben sich genug Zeit, zwei Leben mussten erst zusammenwachsen. Zudem steckten beide gerade in einer Scheidung. «Es war Liebe auf den zweiten Blick. Aber Danny bedeutete mir sofort sehr viel.»
Eveline gibt aber auch zu, dass sie als Geschiedene natürlich die Angst vor neuen Verletzungen kennt. Ihre Trennung von Koch Marcel Schilliger, 33, nach sieben gemeinsamen Jahren, davon drei verheiratet, musste sie erst verarbeiten. Auch Danny will die alten Fehler nicht wiederholen. Das hielt das Paar aber nicht davon ab, Nägel mit Köpfen zu machen.
Zwischen New York und dem Tessin
Zurück in New York, zogen sie in eine gemeinsame Wohnung an der Upper West Side, fünf Gehminuten vom Central Park entfernt. «Vorher lebte ich dort in einer winzigen Schuhschachtel», sagt Eveline. Nun geht sie viel joggen, oder das Paar spaziert gemeinsam. «Der perfekte Ort für uns», schwärmt sie. Der Grossteil von Dannys Familie lebt da, er hat zwei erwachsene Töchter.
Neben dem Zuhause in New York richten sie auch ihr Tessiner Nest ein. Eveline hat hier das ehemalige Ferienhaus ihrer verstorbenen Eltern sorgfältig renoviert. In der Altstadt von Locarno gehts deshalb öfter in ihr Lieblingsantiquitätengeschäft. Heute können sie sich an antiken Lampen und einem Landschaftsgemälde kaum sattsehen. Schliesslich verhandelt Danny einen guten Preis.
Der Räuber und die «schöni Frou»
An seiner Eveline liebt er aber, dass sie die kleinen Dinge schätzt: «Sie erfreut sich an Gerüchen, die ich normalerweise nicht mal wahrnehme. Neulich roch sie an Gewürzen. Das hat sie echt glücklich gemacht. Sie zeigt mir, wie einfach man glücklich sein kann.» Als kleine Liebesbeweise malt Danny für sie.
Ausserdem schreibt das Paar sich lange Briefe. Mit der Zeitverschiebung ist es manchmal schwierig, in Verbindung zu bleiben. «Dann liebe ich es, aufzuwachen, und Danny hat mir eine Nachricht hinterlassen.»
Obwohl beide in der Showbranche arbeiten, forcieren sie kein gemeinsames Projekt. Durch ihren Partner sich eine Rolle zu beschaffen, ist nicht Evelines Ding. «So bin ich nicht. Aber wenn eine Rolle wirklich perfekt für mich passen würde und wir so zusammen anstatt getrennt sein könnten, wäre das eine Option.»
Sie ist für Danny einfach die «schöni Frou», sie nennt ihn manchmal «Robber» – «Räuber». «Weil er derb sein kann», lacht Eveline und wirft Danny einen verschmitzten Blick zu. Ganz so wie Lauren Bacall ihrem Humphrey Bogart.