Herrlich!», sagt Lina Button, 35, als sie vom Ufer über den Bodensee schaut und ihr der Wind die Locken verwirbelt. Abends färbt sich der Himmel über dem See langsam rosa. Lina Button sitzt in der ehemaligen Frauenbadi in Frasnacht TG, ein wunderbarer kleiner Badestrand mit Feuerstelle, der heute für alle frei zugänglich ist.
Direkt am Bodensee-Veloweg zwischen Rorschach SG und Romanshorn TG gelegen und nur 100 Meter entfernt vom Strohhotel auf dem Hof der Familie Stäheli, wo sie heute übernachten wird. «Einmal eine neue Landschaft erleben, andere Leute sehen, das wirkt so belebend.» Die Musikerin gönnt sich gerade eine kreative Pause.
Nach ihrem Debütalbum 2011 geht nämlich alles Schlag auf Schlag: Mit «Homesick» schafft sie es gleich in die Schweizer Hitparade, wird «SRF 3 Best Talent» und ist für einen Swiss Music Award nominiert. Es folgen ihre erste Livetour und weitere Alben: 2013 «Copy & Paste» und 2015 «Misty Mind». «Danach war ich müde», erinnert sich Lina Button. «Immerzu liefern und unterhalten, das hatte an meinen Kräften gezehrt.» Deswegen entschied sie sich für eine Konzertpause. «Ich wollte Raum finden für meine Kreativität», erklärt sie. «So wie wohl jede und jeder in seinem Job mal eine Weiterbildung macht, brauchte auch ich neue Inputs.» Immerhin lebte sie damals schon seit vielen Jahren von und für die Musik.
Alles fing mit einem Klavier aus dem Brocki an
In ihrer Jugend in Pfyn TG kauft sich Brigitt Zuberbühler, wie sie im privaten Leben heisst, als Teenie im Brocki ein Klavier und schreibt ihre ersten eigenen Songs. Fürs Studium der Musikund Bewegungspädagogik an der Zürcher Hochschule der Künste zieht die Thurgauerin in die Limmatstadt. Nach dem Abschluss unterrichtet sie Kinder in Musik und hegt den Plan, nebenbei ihre Projekte als freischaffende Musikerin voranzutreiben. «Aber am Feierabend fehlten mir die Energie und die Kreativität, noch eigene Songs zu schreiben.»
2011 entscheidet sie sich deshalb, voll auf die Musik zu setzen. Zu der Zeit entsteht ihr Künstlername Lina Button: «Ich wollte lieber einen Namen für meine Musik finden, als Musik machen, die zu meinem Namen passt!» Seither lebt sie als freischaffende Musikerin. Als Lina Button mixt sie in ihren Songs Pop, Blues, Soul und Folk, mit ihrer zweiten Formation, der Kinderband Silberbüx, bringt sie kleine Musikfans zum Strahlen.
Aber auch Silberbüx macht aktuell Spielpause. Und so hat Lina Button die vergangenen Monate für kleinere Ausflüge genutzt oder grössere Reisen unternommen, etwa nach Island mit ihrer besten Freundin, der Musikerin Katy Winter, oder mit einem Musikerkollegen durch die USA. Oder wie heute an den Bodensee.
Auf dem Hof der Stähelis in Frasnacht hat Button tagsüber Gitarre gespielt, Ideen für neue Songs notiert und einfach am See ausgespannt. Am späteren Nachmittag haben sich Lukas Gasser, 35, Schlagzeuger in ihrer Band, sowie sein Schlagzeugbauer Christoph Anlauf, 34, dazugesellt. Und ihr beim Kuhmelken zugeschaut. «Das habe ich hier zum ersten Mal gemacht», erzählt Lina. «Die Kuh war superzahm.» – «Genug Milch für unser Frühstück morgen hat sie aber nicht in den Kessel gekriegt», meint Lukas lachend.
Das ist auch nicht nötig, denn zum Zmorge gibts ein Buffet mit hausgemachten Köstlichkeiten: Joghurt, Brot und Konfis und selbst gepflückte Johannisbeeren vom Hof. Auf Bestellung servieren die Gastgeber ihren Gästen auch ein üppiges Bauernznacht.
Die Kreativpause zeigt Wirkung
Am folgenden Tag wollen die drei nochmals am See ausspannen und schwimmen, um am Abend erfrischt nach Zürich heimzukehren. Die Kreativpause zeigt Wirkung: Im Herbst veröffentlicht Lina Button neue Musik. Die Songs hat sie zusammen mit Luca Burkhalter von der Band Baba Shrimps produziert.
Die erste Single heisst «Hidden Land» und handelt davon, wie es ist, wenn man sich Zeit nimmt, jemanden richtig kennenzulernen. «Davon, was für eine idyllische Welt sich einem dann eröffnen kann», erklärt Lina Button und schaut über die grüne Sommerlandschaft. «So ähnlich wie an einem Tag wie heute hier am Bodensee.»