Wasser, Strom, Heizung, Versicherung: Die Nebenkosten für ein Haus sind immens. Das musste auch Nadia Brönimann, 42, feststellen. Seit ihr Ex-Freund ausgezogen ist, konnte sie sich ihr Zuhause in Einsiedeln kaum mehr leisten. «Hinzu kommt die Energieverschwendung. Ich sitze in einem dreistöckigen Haus und bräuchte eigentlich so wenig Platz für mich allein», sagt sie gegenüber SI online. Die wohl bekannteste Transsexuelle der Schweiz hat nun einen Schlussstrich gezogen und ihr «Häuschen», wie sie es liebevoll nennt, verlassen. Am Wochenende ist sie in eine Wohnung gezogen, ebenfalls in Einsiedeln. «Und es fiel mir erstaunlich leicht. Eine Etage reicht mir völlig.»
Der Umzug war nicht die einzige drastische Veränderung in Brönimanns Leben - sie sattelte auch beruflich um, fast zeitgleich. Vergangene Woche hat sie einen Online-Shop für Naturkosmetik-Artikel eröffnet und sich damit einen lang gehegten Wunsch erfüllt. «Meine Begeisterung für Kosmetik existiert seit jeher. Und schon lange wollte ich einen eigenen Laden besitzen.» Bislang habe sie aber immer «zu gross geträumt»: Sie stellte sich ein Geschäft im klassischen Sinne vor, in dem die Kunden ein- und ausgehen. Jetzt backt sie kleinere Brötchen und ist «happy» damit. «Ein Online-Store ist ja eigentlich auch ein Laden.»
Auf ihrer Website Goorganics.ch vertreibt Brönimann Produkte von acht verschiedenen Biokosmetik-Marken. Im Herbst kommen zwei weitere ins Sortiment. Sie sei überzeugt, dass sie mit ihrem Angebot eine Nische abdecke. «Naturkosmetik haftet ein biederes Seide-Wolle-Bast-Image an. Meine Produktpalette zeigt aber, dass Naturkosmetik auch trendig und stylisch sein kann. Und dass sich Nachhaltigkeit und Luxus nicht beissen müssen.»
In ihrer neuen Wohnung will sie sich ein Büro einrichten und dort vom Bestellwesen bis zum Rechnungsversand alles selbst abwickeln - eine «One-Woman-Show», wie sie sagt. Bis dahin ist aber noch einiges zu tun, eine Menge Zügelkisten warten darauf, ausgepackt zu werden. Zurzeit müsse sie sogar ihre Zahnbürste im Chaos suchen, sagt Brönimann lachend.