«Schweizer Illustrierte»: Sie sind an der Baloise Session im Vorprogramm von Superstar John Legend aufgetreten. Wie fühlen Sie sich?
Nicole Bernegger: Ich empfinde das als eine grosse Ehre. Auch wenn ich backstage die Fotogalerie all der Legenden sehe, die schon an der Baloise Session gespielt haben, erfülllt es mich mit Ehrfurcht, dass ich nun die gleiche Bühne teilen darf.
Haben Sie John Legend persönlich getroffen?
Ja. Zehn Sekunden. Und ich habe sogar ein Föteli mit ihm machen können!
Ist er ein netter Mensch?
Ja, sehr sympathisch – wenn man das nach 10 Sekunden beurteilen kann. Aber er ist so, wie er sich auch auf der Bühne präsentiert hat: sehr authentisch und sympathisch.
Sehen Sie in der Galerie: Diese Stars waren vor einer Woche an der Eröffnung der Baloise Session
Sie wohnen ja in Birsfelden – also quasi gleich um die Ecke. Trotzdem hat es lange gedauert, bis Sie an der Baloise Session aufgetreten sind. Warum?
Es hat sich so ergeben. Aber ich bin froh, dass ich nicht früher gekommen bin.
Warum?
Weil ich es jetzt für den richtigen Zeitpunkt halte. Ich habe jetzt die richtigen Leute um mich herum, die richtigen Songs und die richtige Ästhetik.
Lange war es eher etwas ruhig um Sie. Was haben Sie gemacht?
Ich war viel unterwegs, habe viele Konzerte gegeben, bin im Vorprogamm von Simply Red und Joss Stone aufgetreten, zudem habe ich in London ein Album aufgenommen. Da ich aber nicht so ein Social-Media-Heini bin, hat man das von aussen aber vielleicht weniger wahrgenommen.
Für mich war es wie eine lange
‹Käfeli-Session› mit unheimlich vielen Menschen
Jedenfalls weniger, als nachdem Sie «The Voice of Switzerland» gewonnen hatten. Da war der Hype ja riesengross. Zu gross?
Nein. Jedenfalls habe ich das nie so empfunden. Für mich war es wie eine lange «Käfeli-Session» mit unheimlich vielen Menschen, die mit mir reden wollten.
Würden Sie wieder an einer Castingshow mitmachen?
Ich werde das oft gefragt und habe keine schlüssige Antwort darauf. Ich bin zufrieden mit dem, wo ich heute stehe – was auch immer für Faktoren dazu beigetragen haben.
Trotzdem stehen Sie heute wieder an einem Punkt, wo Sie angefangen haben: Bei der Soulmusik der 1960er Jahre.
Ich habe die nie wirklich verlassen. Jetzt habe ich das perfekte Team, das mich dabei unterstützt, diesen Stil, den ich so sehr liebe, äusserst professionell auszudrücken.
Man sagt, dass John Legend an die grossen US-Soul-Klassiker wie Otis Redding oder Marvin Gaye anknüpft. Was meinen Sie als Expertin dieses Genres: Hat er dieses Potenzial?
Um Himmels willen! Ich will hier nicht als Expertin auftreten. Vielleicht nur so viel: Mich hat es sehr beeindruckt, wie toll er singt. Er hat viel Soul in seiner Stimme.
Und dann haben Sie ja auch noch Ihre Familie. Sie sind Mutter von drei Kindern. Wie kriegen Sie das mit ihrer Showkarriere unter einen Hut?
Ich werde sehr stark von meinem Mann und meiner Familie unterstützt. Und ich bin sehr dankbar, dass ich beides haben darf: das Singen und die Familie. Ich kann mir ein Leben ohne Musik genauso wenig vorstellen wie ein Leben ohne Kinder. Ich glaube auch, dass diese beiden Sehnsüchte voneinander profitieren. Abgesehen davon gibt es viele andere Frauen, die jeden Tag diesen Spagat zwischen Beruf und Familie schaffen müssen. Bei mir ist das nicht anders.
Singen Sie auch mit Ihren Kindern?
Eigentlich wenig. Und wenn, dann nur die klassischen Kinderlieder. Ich glaube nicht, dass mein «Geröhre» bei ihnen im Moment gut ankommen würde. Das geht gar nicht!
Sie waren vor fünf Jahren die erste «Voice of Switzerland». Wer ist für Sie heute «The Voice of Switzerland»?
Ehrlich gesagt, bin ich gar nicht so Fan von diesem Begriff. Ich finde, dass jede Stimme ihren Platz finden kann, wo sie total zur Geltung kommt – egal, ob man einen riesigen Range hat oder ein Mordsvolumen. Darum finde ich, dass es «The Voice» eigentlich gar nicht gibt. Es gibt so viele Stimmen, die es verdienen, gehört zu werden.