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  4. Pädophiliedebatte: Zoë Jenny über sexuellen Missbrauch der Lehrer
Zoë Jenny

Sie beschuldigt ihre ehemaligen Lehrer der Pädophilie

Sie sahen sich als Weltverbesserer, machten den Naturschutz zum politischen Thema und lebten in Kommunen. Und: Sie waren pädophil. Die Schweizer Schriftstellerin Zoë Jenny erhebt schwere Vorwürfe gegen ihre Lehrer aus einer jener reformpädagogischen Schulen, «wie sie im Zuge der links-grünen Bewegung der Achzigerjahre Mode waren».

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Bislang gehörten Umweltschutz und die Grünen einfach zusammen. Doch vor ein paar Wochen kam aus, dass sich einige Mitglieder der politischen Partei nicht nur für die Abschaffung der Atomkraftwerke einsetzen. Sondern auch für straffreie sexuelle Handlungen mit Kindern - sofern diese gewaltlos geschehen. Der Spitzenkandidat der Grünen für die deutsche Bundestagswahl 2013, Jürgen Trittin, winkte in den 80er-Jahren ein solches Gesetz durch. Die Aufarbeitung entfachte die Pädophiliedebatte über ein Vierteljahrhundert später.

Die Aussage, dass die Angelegenheit schon Jahre her sei, sei ein Schlag ins Gesicht all jener, die damals Missbrauch erleben mussten, schreibt Zoë Jenny, 39. In einem Beitrag für Welt.de schildert die Basler Bestseller-Autorin, wie sie mit Kindsmissbrauch in ihrer Schulzeit konfrontiert wurde. «Die Lehrer rannten in Latzhosen und mit Stirnbändern herum, und von überall lachte mich die rote Sonne der Atomkraft? Nein danke-Anstecker an. Doch so harmlos, wie alle aussahen, waren sie dann leider nicht», heisst es in einer Passage. «Im Zuge der sexuellen Revolution wurden die Erwachsenen vor allem von einem befreit: von ihrer Verantwortung.»

Als Achtjährige sei sie 1982 in die Freie Volksschule Basel eingetreten. Tolerant sei man damals gewesen, befreit von Scham und Grenzen. Und so hätte sich auch niemand daran gestört, dass ein Lehrer beispielsweise den Mädchen im Unterricht in den Haaren wühlte oder «auf dem Schulausflug ins Badezimmer reinkam und uns beim Abtrocken half». Und Themen wie Selbstbefriedigung seien nicht etwa tabu gewesen, sondern wurden im Kreise besprochen. Zoë Jenny schreibt: «Wir wurden genötigt, über etwas Intimes zu sprechen, das wir nicht mal kannten.»  

Übergriffe hätten nicht nur vereinzelt stattgefunden, sondern flächendeckend, berichtet sie weiter. Schwere Vorwürfe, die sie an die Adresse der heute geschlossenen Schule und die links-grüne Bewegung der Achziger richtet. Auf Anfrage von SI online wollte sie nun aber keine Stellung dazu nehmen. «Leider gibt Zoë Jenny bis auf Weiteres keine Interviews mehr, da sie sich in Schreibklausur befindet», heisst es.

Von RS am 16. Oktober 2013 - 14:52 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 18:14 Uhr