Lächeln? Nein! «Das ist mein Gesicht!» Patti Basler, 42, verbiegt sich für nichts und niemanden. Vor dem Tell-Denkmal in Altdorf UR wechselt sie lieber zwischen Schützen- und Denkerpose. Das passt. Gedanken macht sich die Kabarettistin viele: zur Ungerechtigkeit der Welt, zur Abschottung in der Flüchtlingskrise oder über verkehrte Sprache. «Zum Beispiel werden die Begriffe Arbeitnehmer und Arbeitgeber falsch verwendet. Wer arbeitet, gibt seine Arbeit. Wer sie bekommt, müsste demnach nicht Arbeitgeber, sondern Arbeitnehmer heissen. Eine Politikerin hat mich darauf aufmerksam gemacht.»
Sprache formt die Welt und die Gedanken, das will die frühere Sek-Lehrerin zeigen. Verpackt in Ironie und Satire. Dabei ist Basler weniger auf hehrer Mission, nimmt sich selbst nicht so ernst.
«Salzburger Stier zu Aargauer Kuh, das passt!»
Sie wächst in Zeihen AG auf einem Bauernhof auf. «Salzburger Stier zu Aargauer Kuh, das passt!», frotzelt sie über den Gewinn des wichtigsten Kabarettpreises im deutschsprachigen Raum. Es freut sie, dass sie ihren Eltern nun einen richtigen Stier nach Hause bringt, auch wenn die Verleihung erst im Mai 2019 stattfindet.
Die Spätzünderin beginnt ihre Bühnenkarriere als Slam-Poetin mit 33. Und schwimmt zurzeit auf einer Erfolgswelle. 2018 wird sie Schweizer Vize-Meisterin im Poetry-Slam, tritt in der «Arena» auf und ist mit ihrem Solo-Programm «Frontalunterricht» ausgebucht. Der Stier überrascht sie dennoch: «Bisher gewann ich nichts als Whiskey beim Poetry-Slam. Nun bin ich traumlos geworden und könnte aufhören.»
Tut sie aber nicht! Nächstes Zwischenziel: Vom 6. bis 10. November tritt sie an den Poetry-Slam-Meisterschaften in Zürich an. Sie bleibt realistisch: «Ich will in der Vorrunde nicht abkacken.» Der Einzug ins Halbfinale ist Patti Basler schon mal gelungen. Heute Samstagabend geht es für die Slam-Poetin um alles: Nach dem Halbfinale um 17 Uhr folgt um 19 Uhr das Finale im Hallenstadion.
Reime gegen Langeweile
Die Assoziationsmaschine macht aus ihrer Aufschieberitis eine Tugend und entwickelt das Instant-Protokoll: In Echtzeit fasst sie, etwa in der SRF-«Arena», Diskussionen zusammen. «Und damit ich mich nicht langweile, reime ich das Ganze sofort und versehe es mit Pointen.» Das sei ihr Alleinstellungsmerkmal. Seit drei Jahren kann sie von ihrer Kunst leben. Der Idealismus, ein Leben lang Lehrerin zu sein, sei ihr abhandengekommen. «Ich gehe nun manchmal extra neben dem Fussgängerstreifen über die Strasse. Einfach weil ichs kann.»
Sonst verrät die studierte Erziehungswissenschaftlerin wenig. Sie lebt idyllisch in Baden, hat tolle Nachbarn und schwimmt gern in der Limmat. Neuerdings mit einem gefrässigen Biber. «Da kann ich Leute verstehen, die solche Tiere erschiessen wollen. Würde ich nie tun. Ich erwürge ihn eigenhändig», sagt sie – wie fast immer im Ironiemodus.