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Pepe Lienhard und Gattin Christine

Grosses Liebesinterview zum Geburtstag des Bandleaders

70 Jahre Pepe Lienhard! Im grossen Interview schlagen der Bandleader und seine Frau Christine leise Töne an. Weshalb sie ihn zu alt fand. Warum ihr erster Kuss danebenging. Und wie sie jeden Abend wieder Frieden machen.

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Schweizer Illustrierte: Wie haben Sie sich kennengelernt?
Christine Lienhard: Bei einem Charity-Anlass sollten Prominente T-Shirts bemalen, die dann versteigert werden.
Pepe Lienhard: Sie hat nicht gewusst, wer ich bin.
 

Ein grosser Vorteil eigentlich...
Er: Für mich auf jeden Fall. Sie hat mich überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Ich sie schon. Ich war schon geschieden, hatte meine beiden Töchter bei mir. Sie hat eine kurze Rede gehalten, ich hab mich gleich total verliebt, wusste aber nicht so recht, was tun.
 

Passiert doch bei einem Musiker einmal pro Monat, dieses Verlieben, oder?
Ja, wenn man jünger ist vielleicht schon, aber da war ich in einer Phase, wo ich nicht speziell eine Frau gesucht habe. Im Gegenteil. Ich hatte die Schnauze voll. Aber hier hatte ich das Gefühl, diese Frau ist etwas Besonderes.
 

Und dann?
Dann habe ich mir überlegt, was tun, an Selbstbewusstsein fehlt es mir ja nicht, aber ich wollte nicht plump wirken und sagen, Fräulein, könnte ich Ihre Adresse haben oder so. Ich wollte es ganz fein anstellen, nicht den Musiker spielen, der meint, er könne jede haben. Dann ist Gott sei Dank ein Dankesschreiben an alle Teilnehmer gekommen. Ich habe zurückgeschrieben, dass ich auch gerne ein anderes Mal etwas für die Stiftung machen würde, ich sähe schon Möglichkeiten. Man könnte sich doch zu einem Kaffee treffen.

Ich wusste gar nicht mehr, wer von den vielen er war

Und sie hat sofort reagiert?
Sie: Ich habe mich gemeldet, weil ich fand, dass das total lieb ist von dem.

Und er ist Ihnen überhaupt nicht aufgefallen?
Ich wusste gar nicht mehr, wer von den vielen er war.

Hatten Sie denn einen festen Freund?
Nein, ich kam auch gerade aus einem Scherbenhaufen. Und wollte keinen Mann mehr.
Er: Dann hat sie sich gemeldet, und wir haben abgemacht, auf dem «Sonnenberg» oben, bei Jacky Donatz, um ein bisschen Eindruck zu schinden.
Sie: Und dort hat er mir immer von Tieren erzählt. Und von Reisen und von seinen Kindern.

Es haben nicht alle einen solchen ersten Kuss


Und was haben Sie ihm erzählt?
Ich habe vor allem erzählt, dass mein Leben ein Chaos ist und ich keinen Mann mehr will.
Er (lacht): Sie hat mir extrem Hoffnungen gemacht!
Sie: Ich habe wirklich alles Negative gesagt, es liegt mir auch nicht so, Eigenmarketing zu machen.
Er: Aber das war mir egal, ich wusste, das ist sie.
Sie: Ich habe mich wohlgefühlt. Und auf der Heimfahrt habe ich meine beste Freundin angerufen und ihr gesagt, jetzt habe ich den Mann meines Lebens getroffen, aber er ist viel zu alt, wir werden nie wieder von ihm reden. Das serviert sie mir jetzt jedes Mal, wenn wir uns sehen.

Aber das war kein Witz, «der Mann meines Lebens»?
Sie: Nein, nein, ich habe es so gesagt und hatte das Gefühl, der würde jetzt richtig passen.
Er: Habs also doch nicht so schlecht gemacht!
Sie: Wir sind dann mehrmals zusammen ausgegangen.
Er: Aber ganz korrekt. Nur einmal wollte ich ihr durchs Autofenster einen Abschiedskuss geben, da hat sie die Scheibe raufgelassen!
Sie: Das war der erste Kuss, durchs Fenster hindurch, ich war so baff, dass ich den Finger voll auf der Fenstertaste gelassen habe.

Sie haben ihn fast erwürgt mit dem Fenster?
Sie: Es haben nicht alle einen solchen ersten Kuss (lacht).

Und es war wirklich der erste Kuss?
Er: Ja, ja, wir sind wirklich wie zwei Teenager an die Sache rangegangen. Wir haben es beide wichtig gefunden und wollten nicht so forsch loslegen. Ich wollte auch einen guten Eindruck machen, vielleicht dachte sie ja, was ist das für ein Tubel...
Sie: Wir wollten ja beide nicht ein kurzes Abenteuer.
Er: Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass das etwas ganz Besonderes ist.

Und Sie haben nie gedacht, so eine schöne, junge Frau kommt mir schnell wieder abhanden?
Nein, ehrlich gesagt nicht. So viel Selbstvertrauen hatte ich schon. Ich gab mir auch Mühe, jeden Tag! Sie hat mir auch das Gefühl gegeben, dass sie nicht eine ist, die rumflirtet und jeden Tag die Bestätigung haben muss, dass sie schön und gut ist. Sie hat mich in dieser Beziehung auch nie verunsichert.

Das erste Mal habe ich nur geweint, ich war derart beeindruckt


Und Sie hatten keine Bedenken, dass er als Musiker nie zu Hause sein würde?
Sie: Ich hatte ja selbst immer Jobs, wo ich viel unterwegs war. Habe gerne gearbeitet, liebte meine Freiheit. Das habe ich ihm am ersten Abend auch erzählt, dann ist er drei Monate auf Tournee gegangen, und da bin ich böse auf die Welt gekommen, upsla, das ist gerade etwas happig. Weil ich einfach gerne mit ihm zusammen war.

Wie haben Sie ihn denn auf der Bühne erlebt. Wie war es das erste Mal?
Das erste Mal habe ich nur geweint, ich war derart beeindruckt. Seine Musik gefällt mir sehr gut, und auch sonst, als Person, finde ich ihn wahnsinnig sympathisch, er hat eine Wahnsinnsaura!

Was kann man sonst noch Gutes über ihn sagen?
Sie: Ganz viel.
Er: Ich habe es natürlich super gefunden, dass sie kein Fan ist, das war mir wertvoll, weil ich nicht gerne den Showstar mache, der im glänzenden Blazer herumgeht zu Hause. Ich liebe die Bühne, aber privat bin ich lieber im Hühnerstall. Eine Frau, die erwartet, dass es mit mir hollywoodmässig hergeht, wäre für mich ein grosser Stress.

Sie hatten sicher viele Kandidatinnen? Als man wusste, dass Sie wieder frei sind?
Ja klar.

Wurden Sie echt bearbeitet?
Ja logisch. Aber ich habe gar keine gesucht. Ich war auch mit den Kindern beschäftigt, hatte schon Freundinnen, on and off, nichts Festes.

Dann haben Sie zwei also sofort mit Ihren zwei Töchtern zusammengelebt?
Sie: Nein, nicht sofort. Wir haben uns ein Jahr gekannt, dann bist du mit den Kindern nach Zürich gezogen, und ich bin erst ein Jahr später nach Zürich gekommen.
Er: Christine war seit meiner Trennung von Anita die erste Frau, die ich zu den Töchtern mitgenommen habe. Vorher habe ich meinen Töchtern nie eine Frau vorgestellt.

Und die Töchter haben gut reagiert? Meistens stehen die Kinder ja ganz auf der Seite der Mutter?
Er: Am Anfang sehr gut.
Sie: Das Problem war, dass sie sich seit acht Jahren gewohnt waren, bei Pepe zu machen, was sie gerade wollten.
Er: Die kamen und gingen, wann sie wollten. Und wenn sie morgens um zwei nach Hause kamen und Spaghetti gekocht haben, war mir das egal. Und dann war da plötzlich eine Frau, die Ordnung hält.
Sie: Man durfte nicht einmal fragen, wann sie da sind. Gut, sie waren 17, 18, aber das war eine Wohnung, wo man alles hörte, und dann hat man morgens früh plötzlich im Badezimmer Unbekannte getroffen. Man musste sich einfach ein bisschen abstimmen.

Also Christine hat Ordnung in Ihr Leben gebracht?
Er: Ja, definitiv, und Ruhe. Ich hatte schon Phasen, wo es mir nicht so gut gegangen ist. Eine gewisse Unsicherheit und nervlich nicht so gut zwäg. Mit Christine kam plötzlich Ordnung ins Leben.
Sie: Für mich war es ja auch wie ein Ankommen. Plötzlich Ruhe in meinem Leben. Es war dieses Gefühl, mit einer Person wohl zu sein. Und gerne mit ihr zu bleiben.

Wie hat sich für Euch die Kinderfrage gestellt? Christine, Sie waren ja noch jung.
Er: Das war ein schwieriges Thema. Ich …
Sie: Es ist so, es war klar, dass er keine Kinder mehr will. Das wusste ich am Anfang noch nicht.
Er: Man kommt ja nicht zusammen und plant gerade Kinder. Aber für sie ist das ein richtiger Wunsch geworden.
Sie: Wenn du das Gefühl hast, das ist der Richtige, dann wird dieser Wunsch noch viel stärker. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich einmal Kinder möchte. Meine Geschwister haben alle viele Kinder. Eigentlich musste ich dann entscheiden.
Er: Ich habe gewusst, dass ich keine Kinder mehr will, ich war ja ein später Vater, mit 42 und 44, und habe es total genossen, es war eine Phase, wo ich viel Zeit hatte, ich habe sie gewickelt, alles mit Leidenschaft gemacht. Aber mit 60 nochmals anfangen, nein. Ich will nicht mit 70 mit meiner Tochter in den Kindergarten gehen und mit 80 den Sohn in die RS begleiten. Das war für uns ein schwieriges Thema. In einer relativ frühen Phase.

Haben Sie Pepe Vorwürfe gemacht?
Nein, für mich war klar, dass ich mich entscheiden musste, entweder bin ich mit diesem Mann, den ich liebe, zusammen, ohne Kinder, oder ich trenne mich und probiere jemanden kennenzulernen, der mit mir Kinder wünscht.
Er: Ich bin einfach zu alt, das ist der Knackpunkt. Christine war deswegen oft sehr traurig.
Sie: Ich habe dann versucht, alle Vorteile aufzulisten, die man ohne Kinder hat, wie spontan verreisen oder so. Rational ist das klar, aber das Emotionale spielt anders. Und es ging lange, bis ich das verarbeitet hatte. Es gibt immer noch Momente, wo ich denke, ich hätte gerne Kinder mit ihm.

Was haben Sie von Pepe gelernt?
Sehr viel.

Was kommt Ihnen spontan in den Sinn?
Ganz spontan? (Lacht.) Sehr viel über Tiere. Er ist eine Enzyklopädie. Er weiss alles über die Vögel, jeden lateinischen Namen, jeden französischen Namen, wie jeder frisst, wie er balzt, alles.
Er: Böse Zungen behaupten, ich verstehe mehr von den Vögeln als von der Musik.

Und was haben Sie von Christine gelernt?
Sie hat mir auch viele kleine Sachen beigebracht. Ich war daran gewöhnt, dass mir alle Leute die Steine aus dem Weg räumen. Ich bin nicht arrogant, aber sie schaut immer auf Respekt und Anstand. Da habe ich viel von ihr lernen können.

Sie sind überhaupt nicht arrogant, Sie verkaufen sich sogar unter Ihrem Wert. In einem Interview sagten Sie, Sie seien kein Überflieger am Saxofon.
Er: Es ist einfach so, dass die Musiker in meiner Band sicher alle viel besser spielen als ich.

Nein...
Er: Doch, doch, ich habe wahnsinnige Musiker. Aber das sind Leute, die einen ganz anderen Job machen, ich könnte ja kraft meiner Position als Bandleader mit dem goldenen Kittel vorne stehen und alle Solos selber spielen, da würde kein Musiker etwas sagen, aber ich habe eine ganz andere Funktion, ich weiss, wer wie gut spielt und wie ich ihn darstellen kann, und da bin ich genauso happy, wie wenn ich selber solo spiele.

Was für eine Feier gibt es zu Ihrem Siebzigsten?
Ich lade Freunde zu einem Konzert ein, aber sonst mache ich nichts, die Party machen wir zu Hause, mein Schatz kocht für die Familie und die engsten Freunde.

Ich muss sagen, ich bin ein schlechter Streiter

Kocht immer Christine? Sie können nicht kochen?
Er: Nein. Sie kocht ja so gut.
Sie: Er würde schon überleben.

Wenn Sie streiten, wer hört zuerst auf?
Er: Ich denke, ich.
Sie: Du denkst das...
Er: Ja! Ich muss sagen, ich bin ein schlechter Streiter.
Sie: Wir sind beide nicht gut im Streiten. Wir brauchen beide Harmonie, aber wir mussten lernen, etwas anders miteinander zu reden...das müssen alle.
Er: Und es ist so, dass wir immer, bevor wir einschlafen, wieder Frieden machen.

Was wünschen Sie Pepe zum Siebzigsten?
Zufriedenheit, Gesundheit und dass er noch ganz lange Musik machen kann.

Und was wünschen Sie sich selber?
Dass wir zwei es schön haben können zusammen, das ist die Basis für alles andere. Und dass ich noch lange spielen kann. Dass ich dieses wertvolle Leben noch geniessen kann. Mit dieser Frau und diesem schönen Haus.

Sind Sie eigentlich ein zufriedener Mensch?
Er: Ja, sehr zufrieden.
Sie: Sehr.

Von Peter Rothenbühler am 23. März 2016 - 04:50 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:19 Uhr