BERNHARD RUSSI, 64, SKI ALPIN: WACHSLOS ZUM GROSSEN GLÜCK
Der Andermatter gewann zehn Weltcuprennen, zweimal den Abfahrtsweltcup, Olympia-Gold 1972 in Sapporo und Silber 1976 in Innsbruck. Davor aber passierte das, was er als «völlig überraschend» bezeichnete, «als würde man bei einem Haus zuerst das Dach und erst dann das Fundament erstellen», sagte der gelernte Hochbauzeichner. Tatort: Val Gardena, Abfahrts-WM 1970. Die Schweizer jammerten unten am Ziel über grausam langsame Ski. Verwachst! Oben beim Start war Bernhard Russi zum Handeln gezwungen. Sein Trainer, Paul Berlinger, kratzte im letzten Moment den Wachs von den Ski. 2 Minuten 24,57 Sekunden später hatte die Schweiz wieder einen Abfahrts-Weltmeister. Bernhard Russi, 21-jährig, Neuling im Schweizer Team, ohne Weltcupsieg. Mit Ausnahme des Wachslieferanten freute sich die ganze Schweiz.
DONGHUA LI, 44, KUNSTTURNEN: DIE ÜBUNG SEINES LEBENS
Er ist bereits 29 und damit der mit Abstand älteste Turner, der im Kunstturnen bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta an den Start geht. Im mit 40 000 Zuschauern ausverkauften Georgia Dome gelingt Donghua Li am Pauschenpferd die Übung seines Lebens. Der Wahl-Luzerner, der 1989 nach der Heirat mit einer Schweizerin aus China in die Schweiz zieht und 1994 den Schweizer Pass bekommt, siegt mit 9,875 Punkten überlegen. «Ich hatte 22 Jahre lang für diesen Traum gearbeitet und war plötzlich am Ziel», sagt er. «Als ich auf dem Podest stand, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Es war ein unvergesslicher Moment.» Heute lebt Li mit seiner neuen Partnerin Qian Huang in Adligenswil. Sie gebar dieses Jahr Sohn Janis. Aus erster Ehe hat Li die Tochter Jasmin (15).
PIRMIN ZURBRIGGEN, 49, SKI ALPIN: DIE UNHEIMLICHE FAHRT
1988, als die Olympischen Spiele in Calgary stattfanden, war die Schweiz unbestritten die Skimacht Nummer eins. Bei den Speed-Rennen war in der Regel nicht die Frage, ob ein Schweizer gewinnt, sondern welcher. Das war auch bei der Olympiaabfahrt nicht anders. Und sie schien für die Dauer von 12 Läufern beantwortet. So viele Fahrer kamen nach Peter Müller mit riesigen Rückständen ins Ziel. Die Bestzeit des Unterländers, aufgestellt mit Startnummer 1, schien unantastbar. Bis Pirmin Zurbriggen startete. Und nochmals 51 Hundertstel weniger brauchte. Müllers Gold war weg, Silber für ihn Altmetall. «Ich wusste vor meinem Start von Pitschs Zeit», erzählte Zurbriggen im Ziel. «Mir war unheimlich, und ich dachte, dass ich um Silber kämpfen würde, so überlegen war seine Bestzeit.» Zurbriggen hatte sich getäuscht. Müller, seiner letzten Chance auf Olympiagold beraubt, gratulierte dem Walliser mit versteinerter Miene.
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