«Smoothie gefällig?» Schauspielerin Sabina Schneebeli, 54, schaut ihrem Mann Paul Kurath, 55, tief in die Augen. Verliebt wie am ersten Tag.
In der Küche ihres gemütlichen Hauses in Feldmeilen ZH bricht Schneebeli beim Apfelschneiden immer wieder spontan in lautes Lachen aus. Dabei kennen die TV-Zuschauer sie ganz anders: Die Zürcherin brillierte vor Kurzem noch als geheimnisvolle Bundesanwältin Barbara Rossi in der Erfolgsserie «Wilder». Und im Kultstück «Der Schwarze Hecht» steht sie nun als Fabrikantengattin Karline Oberholzer bis Anfang Februar auf der Bühne des Zürcher Bernhard Theaters.
Die Schauspielerin hat ein Händchen für Schönes
Im Haus ists wohlig warm, Sabina Schneebeli hat üppige Blumensträusse aufgestellt, Kerzenlicht sorgt für Gemütlichkeit. Sie zeigt ihre Liebe gerne mit kleinen Gesten. So bastelt die Schauspielerin, die durch ihre Rollen in «Die Direktorin» und «Tag und Nacht» schweizweit bekannt wurde, jedem Familienmitglied Geschenkkörbe. In Pauls war heute Morgen ein Abholschein: für ein Bündel Kamin-Holz. Sabina Schneebeli hat ein Händchen für Schönes. Dieses setzt sie auch in ihrem Laden Epilog am Dorfplatz von Herrliberg ein.
Steht sie nicht vor der Kamera oder auf der Bühne, steht Schneebeli hinter der Ladentheke und verkauft Mode, Accessoires und Geschenkartikel. «Mein Baby», nennt sie ihr zweites Standbein stolz und zupft ein Designer-Seidentuch zurecht. Im Geschäft spielen für einmal die Waren die Hauptrolle. Denn privat steht Schneebeli nicht gerne im Mittelpunkt.
Sie beschreibt sich als zurückhaltend und harmoniebedürftig. So ist ihre Karriere seit über 30 Jahren auch ein wenig Selbsttherapie. Sie liebt es, in eine vielschichtige Figur einzutauchen und Geschichten zu erzählen. Aber als sie selbst auf der Bühne stehen? «Ungern. Ich brauche eine Figur», sagt Schneebeli.
Beim Spaziergang mit ihrem Paul drückt sie den wärmenden Mantel samt Schal fest an sich. «Jetzt bloss nicht krank werden. Wir haben keine Zweitbesetzungen», sagt sie. Früher litt die Schauspielerin unter extremem Lampenfieber. Die Angst umklammerte sie. Inzwischen fühlt sie sich wohl und lässt Rollenangebote auf sich zukommen. «Es bringt nichts, etwas zu erzwingen. Alles fügt sich zusammen, wie es muss.»
«Loslassen ist mein grosses Thema geworden»
Schneebeli übt sich in Achtsamkeit, will im Hier und Jetzt leben. Das ist nicht immer einfach und fordert eine gewisse Disziplin. Um dieses gelassene Lebensgefühl zu erreichen, musste sie viel tun. Lernen, Nein zu sagen, zu wissen, was man will, nicht zu perfektionistisch sein. «Loslassen ist mein grosses Thema geworden», sagt sie zu ihrer Wandlung.
In der Meditation findet sie Ruhe und Kraft
Um ihre innere Mitte immer wieder zu justieren, meditiert die Schauspielerin. Nicht unbedingt vor der Buddha-Statue in ihrem Garten, sondern auch hinter der Bühne oder im Tram. Trotz Rummel nimmt sie sich ihre zwei Minuten, macht Atemübungen. Dennoch ist es anstrengend, sechs- bis achtmal in der Woche auf der Bühne zu stehen. «Während der Spielzeit mit der Nachtarbeit werde ich ein bisschen asozial», beschreibt sich Schneebeli. «Bei meinen Freunden melde ich mich dann für drei Monate ab.»
Paul unterstützt sie und kocht nach der Vorstellung um 23 Uhr noch für seine Liebste. «Er gibt mir einfach ein supergutes Grundgefühl.» Der Unternehmer mit Liegenschaftsservice ist ihr Fels in der Brandung. Er bringt handwerkliches Geschick und Bodenständigkeit mit, Sabina Spontanität und Humor. Er nennt sie «Schätzeli», sie balanciert auf Zehenspitzen, um ihren Paul zu küssen. «Wir sind nun viereinhalb Jahre zusammen. Und es wird immer schöner», schwärmt die Schauspielerin. Ihren Paul lernte sie beim Coiffeur kennen: «Er kam herein, um seine Mutter abzuholen. Ich dachte sofort: «Was ist das für ein toller Mann?»
Schneebeli und Kurath sind seit 2016 verheiratet
Doch zu Anfang der Beziehung trafen bei ihnen zwei Leben aufeinander. «Man bringt einen Rucksack mit», resümiert Schneebeli, die sich 2014 vom deutschen Schauspieler Bernhard Bettermann scheiden liess. Mit einer zweiten Hochzeit hatte Schneebeli für sich gar nicht gerechnet. «Aber nach Pauls Antrag konnte ich nicht Nein sagen.» 2016 heirateten sie am Comersee.
Beide haben ein Faible für gutes Essen. Paul ist der Fleischkenner, sie kocht Pasta und Gemüse. Regelmässig gehts zum Lieblingsitaliener. Ausserdem eint das Paar eine weitere Leidenschaft: Serien schauen. «Wir sind Netflix-Junkies.» Für sie gibt es fast nichts Schöneres, als sich mit selbst gekochtem Essen einzukuscheln und gleich sechs Folgen der Lieblingsserie am Stück wegzugucken. Grosser Favorit: skandinavische Krimis und Dramen wie zum Beispiel «Borgen». Ob Sabina Schneebeli 2018 wieder im TV auftritt, verrät sie noch nicht. Ein super Serienjahr kann jedenfalls kommen.