Endlich ist es so weit: Kino-Premiere! Sabrina Kern, 30, sitzt kerzengerade auf einem Schminkstuhl in ihrem Hotelzimmer in Beverly Hills. Ihr Freund, Stee Gfeller, 31, vom Duo Zibbz, den letztjährigen Schweizer Vertretern am Eurovision Song Contest, verdrückt zur Stärkung eine Portion Room-Service-Rosenkohl. Im TV läuft «Pretty Woman».
Das passt: Der Schauplatz des Films, der Julia Roberts berühmt machte, liegt nur zwei Kilometer weiter westlich. Am gleichen Boulevard, wo die Zürcherin jetzt mit «St. Agatha» ihren ersten Erfolg als Schauspielerin in Hollywood feiert.
«Ein bisschen nervös bin ich schon», sagt Kern. «Aber super happy, denn die Fachzeitschrift ‹The Hollywood Reporter› hat sehr positiv über mich geschrieben.» Ein eindrückliches Spielfilm-Debüt liefere Kern und ihre Rolle verkörpere sie glaubhaft und nachvollziehbar.
Der Horror-Film spielt in Georgia in den 1950er-Jahren: Die Schweizerin mit Wohnsitz in Los Angeles, mimt die verzweifelte schwangere Mary. Die sucht Zuflucht in einem von Nonnen geführten Heim für unverheiratete Mütter. Doch statt Hilfe bekommt sie von der bösen Oberin den Namen Agatha verpasst und wird psychisch und physisch gefoltert.
Sabrina ist ein Horror-Fan
Sabrinas Freund Stee hat den Horrorstreifen bereits gesehen und war bei den Dreharbeiten in Atlanta dabei. Er weiss, was sein Schatz im Film erleiden muss. «Es zog mich richtig rein, ich nahm Sabi gar nicht mehr wahr. Nur die Figur, die sie spielte», sagt der Musiker. «Wir schauen ab und zu Horrorfilme, denn Sabi ist ein Fan. Da muss ich mithalten können.»
Als Schauspielerin hätte sich die Tochter aus der Zürcher Gastro-Familie Kern eher in Komödien gesehen: «Da fühle ich mich am wohlsten.» Oder in Musicals. Sabrina absolviert die Stage Art Musical & Theatre School in Zürich.
2018 tritt sie als Background-Sängerin mit Zibbz beim Eurovision Song Contest in Lissabon auf. Ab November wird sie im Zürcher Bernhard Theater als Ruthli in «Die kleine Niederdorfoper» zu sehen sein.
Von der unbekannten Schauspielerin zur Muse
Der Horror ereilt sie durch Zufall. Sabrina Kern meldet sich auf ein Inserat für ein Theaterprojekt. Daraufhin erhält sie einen Anruf von Darren Lynn Bousman, dem Regisseur der Horrorhits «Saw II–IV». Er meinte, er habe ein Filmscript, das nur mit Sabrina in der Titelrolle Sinn macht. «Ja klar, dachte ich, wers glaubt!
Aber Bousman hält Wort, kämpft bei den Produzenten für Kern. «Die hätten lieber eine bekannte Schauspielerin gehabt», erinnert sich Kern. Sie ist inzwischen Bousmans Muse.
Weitere Projekte für Theater und Film sind in Planung. «Ich werde sie von jetzt an für alle Projekte casten», schwärmt der Filmemacher. «Ich liebe ihre Energie und ihre Leidenschaft. Wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt.»
Unterstützt wird Kern an der Premiere auch von anderen Schweizern: Die in Los Angeles erfolgreiche Berner Designerin Laura Basci stellt Sabrina einen grünen Jumpsuit zur Verfügung, Schmuckdesignerin Ann Perica ein Goldcollier.
Stees Schwester Co Gfeller und deren Mann Yves Nicollier fiebern im Publikum mit: «Es ist nicht einfach, eine so gute Freundin in solchen Horrorsituationen zu sehen. Ich wollte oft schreien, sie sollen aufhören», schaudert es Co, die Zibbz-Sängerin, im Anschluss an den Film. «Einen solchen Schritt schaffen die wenigsten in Hollywood. Wir sind megastolz, dass Sabrina zu unserer Familie gehört.»