«Feierabend? Den gibts nicht!» Lachend steht Gaby Wenger, 46, zwischen den Wäschebergen im Keller ihres Hauses in Waldenburg BL. Fussballtrikots, Hotpants, kleine Einhornpyjamas. Jede Woche füllt die Wäsche ihrer 13-köpfigen Familie 15 bis 18 Maschinen. Viel Arbeit für die zierliche Frau, die seit 1992 mit ihrem Mann Peter, 54, verheiratet ist. Muttersein ist ihre Passion.
In 20 Jahren hat sie elf Kinder zur Welt gebracht. Elf mal stillen, elf mal Trotzphase, elf mal Teenielaunen. Warum tut man sich das freiwillig an? «In Gemeinschaft aufzuwachsen, ist für die Kinder toll. Das erleben heute nur noch wenige. Und mit nur zwei oder drei Kindern hätte ich mich definitiv gelangweilt», sagt die Grossfamilien-Mutter.
«Manchmal kommen dumme Sprüche»
Gaby Wenger ist bewusst, dass sie mit ihrem Kinderreichtum oft aneckt. «Manchmal kommen dumme Sprüche, und ich spüre, wie die Leute tuscheln.» Aber dank ihrer offenen Art, guter Organisation und Gastfreundschaft revidieren die Fremden meistens ihre Vorurteile. Die Wenger-Kinder sind im Städtchen beliebt, Freunde gehen im Haus ein und aus.
Gaby Wenger gibt zu, dass sie bei der Erziehung Glück hatte: Alle Kinder schliefen schnell durch, brauchten keinen Schoppen, neun von elf konnte sie zu Hause gebären. «Bei Adrian war ich vier Stunden später wieder fit und konnte eine Schwarzwälder Kirschtorte für Peters Geburtstag zu Ende backen.»
Sie erledigt die Hausarbeit mit stoischer Ruhe
Sie springt zum Herd. Die Bohnen brennen fast an. Und Nesthäkchen Leonie, 4, sucht ihr Kleid. Gaby Wenger erledigt ein Problem stoisch nach dem anderen, passt ihren Tagesplan ständig an, kutschiert mit dem Familienbus (14 Plätze) Kids von A nach B, behält den Überblick über Stundenpläne und Turniere von zehn verschiedenen Hobbys. Den Muttertag findet sie sinnvoll: «Hausarbeit ist oft undankbar. Da ist der Tag eine schöne Wertschätzung.» Traditionell machen die Kinder dann Frühstück und basteln für Mama.
Auf der Treppe jammert derweil Jonathan, 7, und will nicht zum Familienessen im Garten kommen. Die Mama kann ihn dann doch überzeugen. Bei elf Kindern kann sie nicht allen gleichzeitig Aufmerksamkeit schenken, muss schauen, wer sie gerade am meisten braucht. Ihre Definition einer guten Mutter: «Für die Kinder da sein und zuhören. Erst kommen ihre Bedürfnisse, dann meine.» Peter bestätigt das: «Alles, was Gaby tut, tut sie für die Familie.» Das Paar gibt seinen Kindern viel Liebe, ständig wird geherzt und geknuddelt.
Auch die erwachsenen Kinder wohnen noch zu Hause
Stolz gestaltet Gaby Wenger Fotowände, bewahrt Zeichnungen in Mappen auf. Der Clan versteht sich gar so gut, dass alle elf Kinder, die älteste Tochter Isabelle ist 24 und angehende Primarlehrerin, noch zu Hause wohnen. Das kleine Einfamilienhaus am Bach hat Maler Peter Wenger in den letzten 22 Jahren in ein verwinkeltes, aber gemütliches Heim für 13 Personen verwandelt. Sein Standardsatz: «Das hab ich selbst gebaut.» Seine Werkstatt musste unlängst dem Mädchenzimmer von Martina, 23, und Deborah, 19, weichen, und Isabelle bewohnt nun das ehemalige Wohnzimmer. Ein Treppenaufgang ist heute ein Badezimmer.
13 Zahnbürsten hängen am umfunktionierten Schraubenzieherhalter, eine Tischtennisplatte wird draussen zum Familienesstisch, und unter dem elterlichen Hochbett steht ein Schreibtisch für Büroarbeiten vom Malerbetrieb. Alles multifunktional.
Als Luxus empfindet Gaby Wenger ganz simpel, mal etwas ungestört tun zu können. Und wenn es nur zwei Stunden Velo fahren sind. Oder joggen auf dem zusammenklappbaren Laufband in der Waschküche. Für ein Hobby bleibt ihr keine Zeit, ihr Tag beginnt um sechs Uhr morgens und endet meist um halb eins nachts.
Sie freut sich über die kleinen Dinge wie das neue Kleid, das sie beim Schuhekaufen mit den Jungs zufällig gefunden hat. «Sonst trage ich immer Jeans, viel praktischer.» Im Haus ist sie laut Aussage von Deborah die Konsequente, Papa Peter gibt auch mal nach. Schreien muss sie fast nie: «Aber werde ich mal verrückt, hören die Kinder auf mich.»
«Mit 13 Leuten pünktlich abzufahren, ist eine logistische Meisterleistung»
Ferien gönnt sich die Familie höchst selten. «Mit 13 Leuten zusammen pünktlich abzufahren, ist eine logistische Meisterleistung», lacht Gaby. Ausflüge wie ein Tag im Europa-Park sind schlichtweg zu teuer. Dafür haben die Kinder Gotten und Göttis, die kleine Herzenswünsche erfüllen.
Was werden die Wengers tun, wenn alle Kinder ausgezogen sind? Schulterzucken. «Das weiss ich noch nicht», sagt Gaby, «aber ich freue mich auf die Zeit.»
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