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  4. Sarah Sophia Meyer: Das Leben der «Zwingli»-Darstellerin in Graz
Die Schauspielerin ist für den Schweizer Filmpreis nominiert

So schön wohnt Sarah Sophia Meyer in Graz

Im Kinodrama «Zwingli» spielt Sarah Sophia Meyer die mutige Frau des Reformators. Erhält die stille Kämpferin dafür den Schweizer Filmpreis?

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Sarah Sophia Meyer

Selbstbewusst: Sarah Sophia Meyer in ihrer Altbauwohnung in Graz. Hier lebt sie mit ihrer Freundin zusammen, einer Theaterregisseurin.

Geri Born

Es ist ihr Gesicht, das in Bann zieht. Sarah Sophia Meyer, 34, strahlt Tiefsinn aus und Ruhe, Distanziertheit und Wachsamkeit, Suchendes und Zweifelndes. Die Schauspielerin drückt durch ihre Blicke mehr aus als andere mit Worten. Man sieht es im Kinodrama «Zwingli» – und Meyer überzeugt mit ihrer Mimik schon vor Drehbeginn den Regisseur. «Ich kannte sie nicht, sah Sarah nur auf einem Foto – und schlug sie fürs Casting vor», erinnert sich Stefan Haupt, 57.

Meyer überzeugt. Eigentlich gilt die Rolle von Anna Reinhart, der Ehefrau Zwinglis, als besetzt – von Julia Jentsch. Doch die sagt ab. Für Meyer ist es die erste Kino-Hauptrolle. Zuvor spielt sie in «Schellen-Ursli» und «Tatort: Hanglage mit Aussicht». Der «Blick» lobt ihren Auftritt im Kultkrimi 2012 «als ersten kräftigen Talentbeweis». Einen starken Auftritt hat sie auch im SRF-Serienhit «Der Bestatter». 

Sarah Sophia Meyer

Vertieft: Von 40 Stücken, für die Sarah bisher auf der Bühne steht, stammen gerade mal vier aus der Feder von Frauen. 

Geri Born

In einer Künstlerfamilie aufgewachsen, wird Sarah Sophia zunächst musisch gefördert. Früh lernt sie Cello, spielt heute Klavier und Gitarre, «aber nur für mich zur Entspannung», wie sie betont. Die Familie ist zu Hause ein richtiges kleines Orchester. Der Vater ein Pianist und Dirigent, der vier Jahre ältere Bruder verdient sein Geld heute als Gitarrist und Bassist. Sarahs Mutter arbeitet als Kunsttherapeutin sowie Keramikerin, und ihre zwei Jahre ältere Schwester Anna ist ebenso künstlerisch aktiv – als Grafikerin.

Nomination für den Schweizer Filmpreis

So gut wie nichts gewusst habe sie zu Beginn über Zwingli, gibt Meyer offen zu. Obwohl, ihre erste Schule in St. Gallen lag an der Zwinglistrasse. Die Schauspielerin liest sich ein in das Leben von Anna Reinhart, erarbeitet die Rolle in enger Zusammenarbeit mit Regisseur Stefan Haupt und Max Simonischek, der Zwingli spielt. Sarahs Figur sei besonders herausfordernd, sagt Haupt. «Sie hat wenig Text, muss vieles über Blicke entwickeln. Einfach nur da zu sein, gehört zum Schwierigsten.» Sein Fazit: «Ich bin sehr glücklich, dass sie die Rolle übernehmen konnte.» Meyer ist mit der Anna in «Zwingli» als beste Darstellerin für den Schweizer Filmpreis nominiert.

Sarah Sophia Meyer

In der Altstadt: In Graz läuft sich Sarah auch mal selbst über den Weg – hier am Karmeliterplatz. Sogar auf einem Tram prangt ihr Gesicht.

Geri Born

Erste Schauspielerfahrung macht Sarah Sophia als Jugendliche in ihrer Heimat. «Ich las die Anzeige einer Schauspielerin, die Unterricht anbot», erzählt sie. Diana Dengler, 51, noch heute am Theater St. Gallen, erinnert sich an ihre jugendliche Schülerin: «Sarah war ein sehr zartes Mädchen, jung, aber sie strahlte Ernsthaftigkeit aus, und in ihrem Gesicht spiegelte sich etwas Tiefmelancholisches.»

Meyer fällt einfach auf. Sie gilt als respektvoll, feinsinnig, ehrlich. «Sarah vereint viele Facetten, ohne dass sie einem etwas vorspielen muss», so Dengler, die den Weg ihres Zöglings bis heute verfolgt.

Sarah Sophia Meyer

Auf dem Schlossberg: Bei Apfelstrudel und Tee geniesst man von hier einen Ausblick bis nach Slowenien.

Geri Born

Den ursprünglichen Wunsch, Gesang zu studieren, gibt Meyer auf. Sie absolviert ein Schauspielstudium an der berühmten Otto-Falckenberg-Schule in München, wird von dort geradewegs nach Stuttgart ans Staatstheater engagiert. Sie steht als Maria Stuart in Bern auf der Bühne und gehört nun seit über drei Jahren zum Ensemble am Schauspielhaus Graz. Anfang Jahr hat Meyer ihr Zehn-Jahr-Bühnenjubiläum gefeiert.

Heimweh nach Familie und Freunden

Obwohl in Österreichs zweitgrösster Stadt kulturell sehr viel geboten wird, fühlt sich Sarah Sophia manchmal ein klein wenig isoliert. Denn um zu ihrer Familie in die Schweiz oder zu Freunden nach Deutschland zu kommen, sitzt sie neun Stunden im Zug. «Für spontane Besuche ist das eher nichts.» So erkundet sie halt in der raren Freizeit die Kulturhauptstadt Europas 2003 auf ihrem australischen Malvern-Star-Rennrad. «Auf das Velo bin ich echt stolz.» Mit ihm legt sie auch jeweils den Weg zwischen Arbeitsplatz und Wohnung zurück.

Sarah Sophia Meyer

In der Kirche: Meyer ist nicht religiös aufgewachsen, über die Reformation weiss sie aber seit der «Zwingli»-Rolle gut Bescheid.

Geri Born

In «Zwingli» wandelt sich Sarah von einer furchtsamen Witwe zur starken Frau, die ihrem Ehemann Kontra bietet. Privat sieht sich Meyer selbst als zunächst zurückhaltende Person. «Aber sobald ich mich unter Menschen wohlfühle, bin ich da», sagt sie selbstbewusst. 

Sie ist stille Kämpferin – auch bei der Gleichberechtigung. Unverständlich findet sie, warum Frauen in ihrem Beruf nach wie vor oft weniger verdienen als männliche Kollegen. Für sich selbst verhandelt sie gut. Mit Worten – sicher auch mit ihrem Blick. Das ist ihre Stärke!

Sarah Sophia Meyer und Max Simonischek in «Zwingli»

Zwinglis Frau: Sarah Sophia Meyer spielt an der Seite von Max Simonischek dessen Frau Anna Reinhart.

Aliocha Merker
Von René Haenig am 10. März 2019 - 06:00 Uhr