Sie verstehen sich blendend – obwohl alle für unterschiedliche Parteien politisieren. Am Treffen der Bewegung Helvetia ruft! im Kulturzentrum Progr in Bern zeigen Politikerinnen wie Christa Markwalder (FDP), Maya Graf (Grüne) oder Mattea Meyer (SP), was möglich ist, wenn Frauen sich vernetzen. «Damit wir in der Politik mehr Kraft haben, müssen wir solidarischer werden», sagt CVP-Nationalrätin Andrea Gmür, 54. «Das heisst, auch Kolleginnen aus anderen Parteien zu unterstützen», ergänzt Alice Glauser, 64, von der SVP.
Für die Politikerinnen von morgen sind Gmür, Glauser & Co. Vorbilder und motivieren, im Herbst 2019 bei den Wahlen anzutreten. Zurzeit sieht es mit der Frauenvertretung im Parlament düster aus: Im Nationalrat ist nur jeder dritte Sitz von einer Frau besetzt, im Ständerat gar nur jeder siebte. Mehrere Kantone haben zudem noch nie eine Parlamentarierin nach Bern geschickt. «Ein Parlament, dem grossmehrheitlich Männer angehören, repräsentiert unsere Bevölkerung nicht», sagt Flavia Kleiner, 29, von der Operation Libero.
Deshalb gründeten die Liberos letzten September zusammen mit dem Verein Alliance F die überparteiliche Bewegung Helvetia ruft! Inzwischen haben sich 444 Frauen auf der Wahlplattform registriert. Gut 70 Nationalrätinnen in spe sind zum Vernetzungsanlass nach Bern gekommen.
In Workshops lernen die «Leaderinnen von morgen» ein überzeugendes Auftreten und bekommen Tipps im Umgang mit Medien. Eine Teilnehmerin will von Coach und Militärkommandantin Sarah Brunner wissen: «Wie verschaffe ich mir in einer Runde Gehör?» – Deren Antwort: «Einfach bitte nie schreien.» Alle lachen.
Rat gibts auch von Brigitte Hauser-Süess. Die Walliserin führte Viola Amherd zum Triumph. «Ich hatte stets Freude, wenn Kolleginnen etwas erreichen.» Wichtig sei, dass Frauen ihre Netzwerke pflegen. «Ich sagte bei meiner Kandidatur für das Walliser Kantonsparlament nicht mal meinem Turnverein, dass ich antrete – dabei war das doch mein Netzwerk!» Überhaupt brauche es mehr Selbstbewusstsein: «Dass sich Hausfrauen und Mütter noch fragen, ob sie Führungserfahrung haben, darf heute nicht mehr sein.»