Schweizer Illustrierte: Selina Büchel, über welches Geschenk haben Sie sich zuletzt gefreut?
Selina Büchel: Da kommt mir grad nichts in den Sinn. Aber ich weiss, wo mir definitiv nichts geschenkt wurde: im Hallen-EM-Final von meinen Konkurrentinnen (lacht).
Wie haben Sie sich selber für die Titelverteidigung belohnt?
Ich habe in Belgrad noch einen Tag mit meinem Freund und einem Kollegen verbracht, die dann noch weitergereist sind. Wir haben ein wenig Sightseeing
gemacht und assen fein Znacht.
Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie den Teller nicht leer essen?
Ja! Ich esse zwar recht viel, so kommt das selten vor. Aber ich finde es jeweils schlimm, wenn ich in Hotels sehe, wie die Leute Berge von Essen liegen lassen. Wenn ich mal auswärts esse und es zu viel ist, nehme ichs einfach mit und esse es am nächsten Tag.
Randen ist das coolste Gemüse
Welches Gemüse sollte verboten werden?
Wieso verboten? Ich liebe Gemüse. Im Moment esse ich sehr oft Randen - im Winter das coolste Gemüse. Ich koche gern und wenn immer möglich saisonal.
Was in Ihrem Alltag müssten Sie aus ökologischer Sicht dringend verändern?
Das Fliegen und Autofahren. Die Wettkämpfe sind meistens weit weg und so die Reisen mit dem Flugzeug unumgänglich. Weitere Strecken in der Schweiz fahre ich jedoch mit dem Zug.
Bei wie viel Franken pro Liter Benzin wäre für Sie die Schmerzgrenze erreicht?
Einen genauen Betrag kann ich nicht nennen. Doch wenn es massiv teurer würde, würde ich sicher öfter mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen.
Um wie viel Prozent müssten Sie Ihr Arbeitspensum reduzieren, damit Sie massiv glücklicher wären?
Gar nicht. Ich trainiere sehr, sehr gern. Ich habe vergangenen Frühling mein Arbeitspensum reduziert beziehungsweise meinen Teilzeitjob im Büro zugunsten des Sports aufgegeben.
Was war die bisher beste Idee Ihres Lebens?
Genau das: dass ich voll auf den Sport gesetzt habe. Und das meine ich nicht nur, weil ich jetzt erfolgreich bin. Auch wenn es nicht so geklappt hätte, wäre es die richtige Entscheidung gewesen. Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich mein ganzes Leben darauf ausrichten kann, möglichst schnell die 800 Meter zu laufen.
Berühmtheiten interessieren mich nicht
Doch Ihr Job zehrt am Körper. Wo tuts Ihnen weh?
An den Beinen. Ich bin am Tag nach dem EM-Final frühmorgens aufgewacht, weil ich starke Schmerzen hatte. Ich musste büssen, dass ich die üblichen regenerativen Massnahmen wie Auslaufen, Eisbäder, Physio und Lymphdrainage in einer Art aufblasbaren Boots nach dem Gold-Gewinn etwas vernachlässigt habe.
Falls Ihr Leben verfilmt wird: Welcher Schauspieler soll die Hauptrolle spielen?
Oh, keine Ahnung. Berühmtheiten interessieren mich nicht.
Welche Ihrer Eigenschaften möchten Sie Ihren Kindern vererben und welche keinesfalls?
Vererben möchte ich ihnen meine positive Lebenseinstellung. Diese habe ich auch von meiner Mutter. Sie hat immer darauf beharrt, dass ich die Dinge positiv anschaue. Wenn ich gesagt habe: «Das kann ich nicht», meinte sie: «Das darfst du nicht sagen. Du kannst das.» Das habe ich verinnerlicht, und es hilft mir auch
im Sport. Dazu bin ich sehr konsequent, zuverlässig und kontrolliert. Das sind sicher auch gute Eigenschaften. Jedoch würde ich meinen Kindern wünschen, dass sie auch alles einmal ein bisschen lockerer nehmen können als ich.
Wann haben Sie zuletzt etwas Selbstgebasteltes verschenkt?
Hmm... (überlegt). Das ist jetzt vielleicht nichts handwerklich Selbstgebasteltes, aber: Ich habe meinem Papi auf Weihnachten ein Trainingsprogramm zusammengestellt mit verschiedenen Stabilisations- und Dehnübungen. Ich hoffe, er machts auch wirklich (lacht).
Welche Musik soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
Das ist hoffentlich noch weit weg! Da eine Beerdigung ja eher für die Hinterbliebenen ist als für die Verstorbenen, wäre es mir egal.
Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Ja! Okay, er war vielleicht nicht mein erster, aber mein Freund Silvan war mein Schulschatz. Wir haben uns mit 20 in der BMS kennengelernt. Und sind immer noch glücklich.
Wer ist Ihr bester Freund?
Auch mein Freund. Er steht mir am nächsten, und ich kann mit ihm über alles reden.
Welche Pille sollte erfunden werden?
Eine, die mich von Ort zu Ort beamt. So könnte ich auch auf Flugzeug und Auto verzichten.