Es ist ein schöner Sommerabend, die letzten Sonnenstrahlen blinzeln hinter den Bergspitzen hervor. Biathletin Selina Gasparin, 34, kühlt kurz die Füsse im Sertiger Dorfbrunnen. Danach geniesst sie mit ihrem Mann, dem russischen Langläufer Ilya Chernousov, 32, auf der Terrasse des Restaurants Zum Bergführer einen Moment der Ruhe und Zweisamkeit. Auch ihr Gaumen wird verwöhnt: mit Blaubeer-Wähe und Schlagrahm.
Bei Selina und Ilya geht auch die Liebe durch den Magen: Gefunkt hats vor sieben Jahren in der Kantine des Trainingslagers. Und auch die Ankündigung, dass sie nach Tochter Leila, 3, ein zweites Kind erwarten, hat einen kulinarischen Touch: ein Video mit tanzenden Salzbretzeli – zwei grossen und nun auch zwei kleinen – sowie dem Kommentar: «Meistens verschwinden die Bretzeli, aber bei uns kommt schon bald eins dazu.» Anfang Oktober ist es so weit.
Die Karriere soll nach der Schwangerschaft weitergehen
Danach will die Olympia-Silbermedaillengewinnerin von Sotschi ihre Karriere fortsetzen. Sie trainiert auch während der Schwangerschaft– zwei statt vier Stunden. «Mir geht es sehr gut. Ich kenne meinen Körper und höre auf ihn.»
Gasparin hofft, im Januar wieder in die Rennen einzusteigen und die Enttäuschung von Olympia vergessen zu machen. «Es war schwierig, da ich nicht wusste, warum die Fehler passiert sind.» Umso klarer war, dass sie so nicht aufhören will. «Ich bin motiviert, und der Sport macht mir weiterhin Freude.»
Neben dem Training ist beim Spitzensportler-Paar, das in Lenz GR wohnt, auch das Thema Essen zentral. «Wir essen gern – und vor allem viel», sagt Gasparin. Spezielle Gelüste verspürt sie im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft, als sie «immer Gipfeli» wollte, nicht. «Frisch, ausgewogen und saisonal» lautet das Ernährungsmotto der beiden.
Oft kochen sie mit Zutaten aus dem eigenen Kräuter- und Gemüsegarten. Der Gärtner? Chernousov. Der Chefkoch? «Auch ich», antwortet der Russe, der mittlerweile Schweizerdeutsch spricht. «Na ja», widerspricht Gasparin, «der Chef bin ich, er ist der Koch.» Beide lachen.
Der osteuropäische, aber auch der schweizerische Einfluss widerspiegelt sich in Chernousovs Gerichten. Mal gibts die russische Spezialität Pelmeni – mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen – oder Borschtsch, mal Bündner Pizokel. «Ich koche jedoch meistens freestyle.»
Diesmal muss keiner der beiden kochen. Die Gaststube des «Bergführers» im 450 Jahre alten Holzhaus versprüht heimeligen Charme, gepaart mit edler Eleganz. Die Kuhglocken, die alten Mühlen und Pfannen an der Wand zeigen einen Blick in die Vergangenheit, auf die Teller kommen traditionelle Gerichte mit dem gewissen Extra.
«Auch die Kundschaft ist ein Spagat», wie Gastgeber Claudio Fopp erzählt. «Von Promis, die mit Champagner feiern, über Wanderer und Biker, die Pause machen, bis zur älteren Dame, die aus St. Gallen anreist, um Capuns zu essen, haben wir einen bunten Gäste-Mix.»
Auch für Gasparin und Chernousov gibts die speziellen Sertiger Capuns – mit Apfel- und Tomatenstückchen aufgepeppt. Nach dem Essen macht sich das Ehepaar auf den Heimweg. «Das nächste Mal kommen wir auf Rollski», ruft Selina. Oder vielleicht ja für einen Familienausflug zu viert.
Morgen nimmt uns Schauspieler Beat Schlatter mit aufs Kanu zum Sonntagsfährtli auf dem Rhein.
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