Halbzeit bei «Wilder»: Die 3. Folge der SRF-Serie sorgt für Klarheit. Sowohl bei Hauptdarstellerin Rosa Wilder (Sarah Spale, 37) als auch beim Zuschauer. Rosa verschafft sich Zugang zum Wohnwagen des unzugänglichen Manfred Kägi (Marcus Signer, 52). Dort entdeckt sie, dass ihr Kollege mehrere Eisen im Feuer hat: Neben der Suche nach der entführten Milliardärstochter Amina al-Baroudi, ermittelt er auch noch gegen deren Aufpasser Rashad Rahmani.
Der soll nämlich ein Terrorist sein und sieben Ingenieure in Jordanien umgebracht haben. Um Rahmani aus der Reserve zu locken, wenden Kägi und Wilder einen etwas gar plumpen Trick an. Sie konfrontieren ihn mit dem Foto eines Verdächtigen, worauf Rahmani natürlich prompt selbst die Sache in die Hand nimmt und diesen Verdächtigen aufsucht. Von einem mutmasslichen Terroristen erwartet man schon einen etwas grösseren Hang zur Vorsicht.
Dann geht endlich ein bisschen die Post ab! Es gibt eine Schlägerei, eine Verfolgung, ja Rosa zückt sogar ihre Dienstwaffe! Doch kaum ist die Action vorbei, wiederholt sich das Schema Wilder: Der Verdächtige (der mit der dicken Brille) wird verhört, Kägi wendet ein bisschen gar schroffe Methoden an, am Ende stellt sich raus, dass er es nicht war. Das war auch schon beim ersten Verdächtigen, Urs Glutz (der von der Tanke), so.
Apropos Wiederholung: Auch Rashad Rahmani wird verdächtigt, Amina entführt zu haben. Er wird verhaftet, verhört, Kägi wird grob und am Ende stellt sich raus, er war es offenbar doch nicht. Doch dann sorgen die Wilder-Macher für einen Ausbruch aus der Monotonie und eine kleine Überraschung: Kägi erfährt die wahre Identität von Rahmani. Dieser flüchtet, stürchlet aber unglücklich. Ein Zweikampf. Keuchend gesteht Rahmani, ein Terrorist gewesen zu sein. Rashad klaut Kägis Waffe. Ein Schuss fällt. Wen hats getroffen? Kägi logischerweise nicht, den brauchen wir noch. Aber Rashad ist «fein raus». Er stirbt als reumütiger Terrorist.
Noch so viele Gehemnisse
Eine gute Serie schafft die Balance zwischen Action und Emotionen. Letzteres ist bei «Wilder» fast noch besser umgesetzt. Die zwei unsympathischsten Figuren Urs Glutz und Christine Wilder (Rosas Mutter) werden plötzlich greifbar, ja sogar verletzlich. Glutz scheint echte Gefühle für die verheiratete Frau zu haben. Mutter Wilder ist überfordert und beendet die in Folge 2 aufgedeckte Liebschaft.
Folge 3 punktet auch mit komischen Szenen: Rosa ist bei ihrem Jugendfreund Dani Räber (da wird noch was gehen!) eingeladen, weil der noch nicht zu Hause ist, müssen Rosa und Nicole Räber die Zeit totschlagen. Das Unbehagen greift förmlich ins Wohnzimmer über. Das Essen bei den Räbers wird nicht besser. Robert Räber übernimmt denn auch die Rolle des Unsympathen: Erst beleidigt er die Kochkünste seiner Schwiegertochter, dann offenbart sich sein Alkoholproblem.
Die Halbzeitbilanz: «Wilder» nimmt Fahrt auf, es wird spannender. Doch es gibt auch nur noch drei Folgen und noch so viele Geheimnisse: Was will Robert Räber vom jungen Filmer Jakob? Was hat es mit dem abgetrennten Fuss auf sich? Was treibt der Hotel-Betreiber in seiner Garage? (Vermutlich hat er Amina angefahren, doch das erklärt nicht ihre Flucht durch den Wald.) Wer hat Armon Toth umgebracht?
Und natürlich: Was ist mit den zwölf Kindern wirklich passiert? Eins wurde in Folge 3 aber deutlich: Alle sind mit ihren Geheimnissen alleine. In Oberwies traut keiner dem anderen. Bleibt zu hoffen, dass den Machern von «Wilder» am Ende alles reibungslos aufgeht. Denn nichts ist unbefriedigender als unaufgeklärte Sidestorys («Lost» lässt grüssen).
Ach ja, das ging ja fast vergessen bei den ganzen Geheimnissen: Rosa hat die entführte Amina gefunden - der verwirrten Bea sei Dank! Halb erfroren liegt sie in einer Hütte. Aber sie lebt!