Der Gesundheits-Gott meint es nicht gut mit Iouri Podladtchikov, 30. Nachdem er die Mission Titelverteidigung an den Olympischen Winterspielen wegen einer Hirnverletzung verpasste, nun der nächste gesundheitliche Schock: Beim Halfpipe-Star wurde vor drei Wochen ein Magentumor diagnostiziert, wie die «NZZ» berichtet.
Glücklicherweise Fehldiagnose
Eigentlich hätte er zu diesem Zeitpunkt zum Saisonauftakt der Halfpiper in die USA reisen sollen. Doch wegen Bauchschmerzen liess sich der Freestyler medizinisch untersuchen. Und erhielt von den Ärzten in einem Zürcher Spital die schockierende Diagnose Magentumor. Der Krebs müsse sofort entfernt werden, der OP-Termin war bereits gemacht.
Doch dann stellte sich heraus: Die Ärzte hatten sich geirrt. Glücklicherweise. Die Schmerzen rührten «lediglich» von einem Magengeschwür, das mit Medikamenten behandelt werden kann. Podladtchikov ist dennoch geschockt: «Ich habe eine komische Zeit durchlebt in den letzten Wochen.» Sie habe ihn zum Nachdenken gebracht. «Mein Fazit ist: Ich habe es dieses Jahr damit übertrieben, so zu tun, als wäre nichts gewesen.» Denn 2018 war gezeichnet von einem ständigen Kampf mit der Gesundheit.
Podladtchikov, der Schnellrückkehrer
2014 feierte I-Pod, wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird, seinen grössten Erfolg: Er gewann an den Spielen in Sotschi Olympia-Gold in der Halfpipe. Die Titelverteidigung dieses Jahr in Pyeongchang war das grosse Ziel. Selbst nach einem im März 2017 erlittenen Kreuzbandriss gab Podladtchikov nicht auf, kämpfte sich erfolgreich zurück, stand zwölf Wochen nach der Operation wieder in der Halfpipe. Die ersten Siege nach dem Comeback folgten, der Titelverteidigung stand nichts mehr im Weg.
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Bis zu den X-Games in Aspen kurz vor den Olympischen Spielen: Nach einem heftigen Sturz wurden ein Schädel-Hirn-Trauma und Hirnblutungen diagnostiziert. Der Wettlauf gegen die Zeit begann.
Podladtchikov reiste, trotz Warnung seiner Ärzte, nach Pyeongchang und erklärte sich für den Start bereit. Doch als er dann erstmals in der Halfpipe trainierte, war auch für ihn klar: Das geht nicht. Er musste Forfait geben und seinen ewigen Rivalen Shaun White das angestrebte Olympia-Gold abholen lassen.
Wieder am Leben
Würde er das Ganze heute anders angehen? Zur «NZZ» sagt er: «Ich habe viel aus meiner Verletzung gemacht, was eigentlich gut ist. Aber es ist eigentlich auch wichtig, dass man sich Zeit für sich selber nimmt.» Den Sommer nutzte er nicht nur für die körperliche Erholung, sondern trieb auch sein Kunstgeschichtsstudium voran, zog in eine neue Wohnung und widmete sich seiner zweiten grossen Leidenschaft, der Fotografie. Er habe ja auch dieses Leben leben müssen, sagt er. «Weil niemand genau wusste, wie das mit der Kopfverletzung rauskommt.»