Sonne, Strand und exotische Cocktails. Tropische Atmosphäre – und das mitten in der Stadt Luzern. In der Badi «Ufschötti» gleich hinter dem Bahnhof und dem KKL und doch weit weg von Hektik und Touristenmasse schlürft Ariella Kaeslin an der Beach-Bar einen Ananas-Orangen-Drink.
«Es ist fast wie in den Ferien hier», sagt die ehemalige Spitzenkunstturnerin. Doch bei zu viel Ruhe und Idylle wird die Luzernerin kribbelig. Sie nimmt den dunkelgrünen Seesack und packt Stand-up-Paddleboard und Pumpe aus. «Mindestens zwölf Bar müssen rein», sagt sie und beginnt zu pumpen.
«Mehr Power-Sünnele als wirkliches Workout»
Was für andere ein Training wäre, ist für sie bloss das Warm-up. Und das Stand-up-Paddeln, kurz SUP, auf dem Vierwaldstättersee danach «mehr Power-Sünnele, als wirkliches Workout.» Trotz Bewegungsdrang hat sie in den vergangenen Jahren gelernt, wie wichtig die Balance zwischen Gas geben und sich erholen ist.
Und doch ist Sport auch sieben Jahre nach ihrem Rücktritt ihr Lebens-Motor. Er füllt und erfüllt ihren Alltag. Im Beruf – sie studiert an der Uni Bern im vierten Semester Sport und Psychologie – und auch in der Freizeit. Ob Rennvelo-Fahrten, Ski-Langlauf-Rennen wie der 90 Kilometer lange Wasa-Lauf oder Halb-Ironman-Triathlons – in jeder Jahreszeit findet sie die passende Herausforderung.
Mehrfache Schweizermeisterin im Wasserskifahren
Beim Stand-up-Paddeln beweist sie, dass sie an Spannung und Balance seit ihrer Aktivzeit als Turnerin nichts eingebüsst hat. «Dafür habe ich im Studium gemerkt, dass ich in allen Arten von Ballsportdisziplinen absolut talentfrei bin», sagt die 29-Jährige und lacht.
Dafür fühlt sie sich auf dem Wasser daheim. Die mehrfache Schweizermeisterin im Wasserskifahren und ehemalige Hobby-Ruderin hat die Trendsportart SUP vor einigen Jahren entdeckt. «Sonst folge ich nicht jedem Trend, aber das gefiel mir sofort. An einem schönen Sommertag gibt es nichts Besseres.» Das einzige, was ihr hierzulande fehlt: «Die Wellen», begründet Kaeslin ihren Surf-Urlaub in Bali im Juli.
Mischung aus Grossstadt und familiärer Atmosphäre
Ihre Heimat für mehr als Ferien zu verlassen, kann sie sich zur Zeit nicht vorstellen. Auch deswegen wohnt sie in zwei Wohngemeinschaften. Unter der Woche mit Mitstudentinnen in der Hauptstadt, am Wochenende mit Kolleginnen in Luzern.
«Wieviel mir meine Heimat bedeutet, habe ich gemerkt, als ich mit 13 nach Magglingen gezogen bin», sagt Kaeslin. «Die Mischung aus Grossstadt und familiärer Atmosphäre gefällt mir hier.» Die Zeiten, in denen es ihr unangenehm war, dass sie in ihrer Stadt überall erkannt wird, sind vorbei.
Die Stunde auf dem Paddle Board mit zahlreichen Kunsttstücken übersteht Kaeslin ganz ohne nass zu werden. «Zum Glück, ich muss nämlich sofort los zum nächsten Termin.» Sie schüttelt ihr Handgelenk und schaut auf die Uhr. «Die muss man stets aufladen, sie funktioniert nur mit Bewegung.» Genau wie sie selbst.