Wasser tropft von der Höhlendecke, es plätschert. «Bei dem Geräusch müssen wir sicher bald aufs WC», sagt Michael Elsener, 31, und lacht. In den Höllgrotten in Baar ZG zeigt das Thermometer zehn Grad. Seine Regenjacke hatte Elsener zwar in den Rucksack gepackt, nur den Rucksack nicht ins Auto.
Aufgewachsen in Hünenberg, war er schon oft in der Tropfsteinhöhle. «Der klassische Ausflug in der Primarschule ist der Industrieweg entlang der Lorze auf den Spuren der Spinnerei.»
Etwas Schulwissen ist hängen geblieben
Der Kabarettist streckt in der Wurzelgrotte sein Handy in die Höhe. «Mal schauen, obs hier Wi-Fi hat.» Fehlanzeige! Wer die Grotten mit dem Audioguide begehen möchte, hätte beim Tickethäuschen die Gratis-App herunterladen müssen. Überhaupt findet Elsener Menschen, die ihren Blick nicht mehr vom Smartphone lassen können, tragisch.
Zum Glück ist bei Elsener etwas Schulwissen hängen geblieben. In der Bärengrotte gibt er seine Eselsbrücke zu den Tropfsteinen zum Besten: «Stalaktiten hängen runter, Stalagmiten stehen munter.» Vor 150 Jahren sind die Höllgrotten im Lorzentobel beim Abbau von Tuffstein entdeckt worden und seit 1887 öffentlich zugänglich.
Der Geschichtslehrer als Paraderolle
Elseners Komik- und Imitationstalent kam über hundert Jahre später in der Kantonsschule Zug zum Vorschein. Mit seinem Kumpel begann er, auf DV-Kassetten Lehrer zu imitieren. «Der stets abschweifende Geschichtslehrer war glaubs meine Paraderolle.»
Deutschlehrer Weidmann stellte Elsener und seinem Kameraden einmal im Monat seine Unterrichtsstunden vor dem Wochenende zur Verfügung. Mit Beamer und stetig neuen Ideen bespielten sie ihre Bühne im Klassenzimmer.
«Wie wenn man durchs eigene Hirn läuft...»
Ein enger Durchgang führt durchs Gestein hinunter zur beleuchteten Märchengrotte. «Es fühlt sich ein bisschen an, wie wenn man durchs eigene Hirn läuft … überall so knorpelige Masse an den Wänden, aber man entdeckt sonst nichts.» Lustig, doch tiefgestapelt.
Der 31-Jährige besitzt einen Masterabschluss in Politikwissenschaften und Publizistik, er absolvierte eine Schauspielausbildung und bildete sich «Im Wesen des Clowns» weiter. Bei «Giacobbo/Müller» und der SRF-1-Sendung «Spasspartout» parodierte er regelmässig Persönlichkeiten wie Roger Federer, Moritz Leuenberger oder Andreas «Tierlimoser» Moser.
Momentan postet er erfolgreich witzige Kurzvideos auf Facebook, in denen er zum Beispiel zeigt, wie absurd es ist, Mineralwasser zu trinken. Und ab August ist er auf SRF 3 als Figur Ronny Buser zu sehen und zu hören. In den Tutorials «Sparen mit Buser» gibt er mit basellandschaftlichem Dialekt absurde Spartipps.
«Am Schluss kommt erst der Riesenspass»
Auf Wanderungen, wenn seine Gedanken abdriften, kommen ihm oft Ideen, sagt er. «Das Produzieren der Sketche läuft danach aber eher rational. Denken ist oft nicht lustig. Am Schluss kommt erst der Riesenspass.»
Es tropft auf sein Markenzeichen, die von der Sonne gebleichten Locken. Zurück im Tageslicht, schlagen Elsener tropische Temperaturen entgegen. Spätestens beim Kiosk ist er wieder aufgewärmt: Der bayerische Grottenwart Robby Baccari empfängt ihn mit einem Fläschchen Höllgrotten-Whisky.
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