Sophie Hunger gehört zu den erfolgreichsten Musikerinnen der Schweiz. Nicht nur hierzulande, auch im Ausland wird sie gefeiert. Doch oft muss sich die 30-Jährige auch mit negativer Kritik rumschlagen. «Ich habe schon ganz viele schlimme Sachen über mich gelesen», sagt die Bernerin im Gespräch mit Interview.de. «Die wirklich bösen Kritiken kommen aus meiner Heimatstadt. Bei denen merkt man, dass sich etwas entlädt und dass man schon längst nicht mehr nur jemand ist, der Musik macht.»
Dass ihr besonders aus der Schweiz, wo man ihren Erfolg doch eher feiern sollte, so viele Ablehung entgegenschlägt, nimmt sie einigermassen gelassen. «Ich weiss auch nicht genau, warum man das macht, aber ich empfinde bei diesen Kritiken eine aufrichtige Empörung über mein blosses Existieren - fast schon einen Hass. Damit muss ich jetzt aber leben.»
Kritikfähig, das sei sie. «In jeder Kritik steckt immerhin auch ein Fünkchen Wahrheit», findet Sophie Hunger. Sie wisse, dass sie - besonders früher - keine einfache Person gewesen sei. «Ich war früher sehr schwierig, aber teilweise habe ich das auch extra gemacht. Ich habe gemerkt, dass die Reaktionen auf mich am Anfang sehr stark waren und ich war einfach noch sehr jung und unsicher und brauchte Platz. Deswegen habe ich jeden, der mir zu Nahe kam, weggeschubst. Natürlich habe ich damit viele Leute verletzt und war damals auch sehr unglücklich darüber, aber heute bin ich froh. Ich habe mir dadurch sehr viel Respekt verschaffen.»
Auch jetzt braucht die Sängerin Platz. Und Erholung. In diesem Jahr hat die gebürtige Bernerin über einhundert Konzerte gespielt, das ging an ihre Substanz. «Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, eine Pause zu brauchen. So weitermachen geht jedenfalls nicht.» Deswegen verabschiedet sich Sophie Hunger auf unbestimmte Zeit aus der kleinen Schweiz und geht nach San Francisco. Am 22. Dezember spielt sie ihr vorerst letztes Konzert in der Schweiz.