Schweizer Illustrierte: Wie hätte Ihr Vorname als Bub gelautet?
Timea Bacsinszky: Es hätte zwei Möglichkeiten gegeben. Und die sind ziemlich lustig. Die erste Variante war Attila. Nom de Dieu! Danke, dass es nicht so weit kam! Das war der Favorit meines Vaters. Meine Mutter sagte, dass er schon den Familiennamen bekommt. Sie hätte mich Andreas getauft. Das ist witzig, weil mein Freund Andreas heisst. Ich liebe den Namen. Wenn ich je einen Sohn haben sollte, ist Andreas im Rennen. Meinen Freund nennen sie sowieso nur Res.
Welche war die beste Idee Ihres Lebens? Welche die dümmste?
Ich habe viele gute. Und auch viele schlechte (lacht). Ich wollte bei einem Interview in Roland Garros einen Scherz machen, der in die Hose ging. An der Pressekonferenz wollte ich sagen, dass ich die Fehler nicht extra begehe, ich sei ja kein Masochist. Was ich aber sagte war: Ich bin kein Sadomaso. Ich war gerade 14. Der Saal war voll von Journalisten. Das war vielleicht mein schlimmster Einfall. Meine beste Idee: dass ich auf Andreas gewartet habe, obwohl er zu Beginn unsicher war, ob er diese Beziehung will. Es klappt wunderbar. Holz anfassen!
Sie dürfen Ihren Wohnort konzipieren, aus welchen Städten und Landschaften würde er entstehen?
Lausanne am Meer. Vielleicht mit einem Touch von Budapest. Und dazu griechisches Essen. In Abwechslung mit Chäsfondue.
Was müssen Sie in Ihrem Alltag aus ökologischer Sicht verändern?
Ich liebe heisse Bäder. Zwar nicht jeden Tag, aber etwa dreimal pro Woche. Das ist wohl nicht ultra-ökologisch. Aber mein Körper relaxt. Also sitze ich eben in die Wanne mit meiner gelben Ente.
Haben Sie ein Tattoo?
Fünf. Auf meinem Handgelenk fliegt eine Schwalbe. Auf meinem Nacken steht mein Name auf Tibetisch. Auf meinem Fuss steht auf Italienisch der Satz: Es gibt immer einen blauen Himmel hinter den Wolken. Auf der linken Hüfte habe ich zwei Pfeile, und auf der rechten Hüfte ein Mandala-Tattoo (zieht die Hose seitlich herunter, eine Eule ist zu sehen).
Welche Musik soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
Der Song «Teardrop» von Massive Attack bedeutet mir viel. Aber vielleicht wärs auch «Don't Stop Me Now» von Queen. Ich werde sowieso irgendwann tot sein, wie alle auf der Erde. Es gibt keinen Grund, traurig zu sein.
Welche Ihrer Eigenschaften möchten Sie Ihren Kindern weitergeben, welche keinesfalls?
Meinen guten Humor würde ich weitergeben. Und den Überlebensinstinkt. Aber sie sollten nicht so wahnsinnig tollpatschig sein wie ich. Ich habe zuletzt meinen Finger in der Autotüre eingeklemmt, als ich im letzten Moment merkte, dass ich die Schlüssel noch drinhatte. Danach konnte ich drei Tage nicht spielen.
Welchen Wunsch haben Sie endgültig begraben?
Es ist traurig, aber es stimmt: eine normale Beziehung zum Vater zu haben. Ich habe es zu lange versucht. Aber es geht nicht. Und jetzt habe ich die Türe geschlossen. Das wird so bleiben bis zum Ende unseres Lebens. Aber ich bin dem Rest der Familie sehr nah. Mit meiner Halbschwester, meinem Halbbruder und meiner Mutter. Leider hat eine Person unsere Familie entzweit. Es ist halt so. Nicht alle können in einer heilen Welt leben.
Welches Gemüse sollte verboten werden?
Blumenkohl! Ich hasse Blumenkohl.
Welche Bücher, Musik, Filme, haben Ihr Leben massiv beeinflusst?
Spice Girls, Abba und Queen in Sachen Musik. Mit Harry Potter bin ich aufgewachsen. Es war eine schöne Flucht in eine andere Welt. Weil meine Kindheit nicht einfach war. Ich stellte mir vor, wie ich mit dem Zauberstab gewisse Leute in Kröten oder Frösche verwandelte. Ich habe aber auch Sachen geliebt wie «Das Parfum» von Süskind.
Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Ja. Er heisst Marc Olivier. Wir waren Nachbarn und im Kindergarten. Wir küssten uns sogar. Und sind dann weggerannt. Das war noch sehr unschuldig. Als wir in die Schule kamen, gingen wir in verschiedene Klassen. Dann sprach man natürlich nicht mehr miteinander. Wir lachen heute noch darüber.
Über welches Geschenk freuten Sie sich zuletzt?
Ich weiss, dass ich bald mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann. Das sind Geschenke, die man nicht kaufen kann. Zeit ist Geld, sagt man. Aber das ist mir egal. Ich habe zwar viel Geld, aber das bedeutet mir nichts. Ich habe ein einziges Mal etwas teurere Schuhe von Yves Saint Laurent gekauft. Solche, die ich statt für 900 für 400 Franken kaufte. Aber ich kann diese Sachen nicht mitnehmen. Irgendwann werde ich beerdigt. Und dort, wo ich hingehe, trägt man keine Schuhe.