Wie man sich täuschen kann! «Ich war mir sicher, so eine attraktive Sportlerin hat schon lange einen festen Freund. Keine Chance für mich», erinnert sich Fabio Nay, 29. Und die gleichaltrige Tina Weirather machte sich damals ebenfalls wenig Hoffnungen: «Die guten Typen sind immer schon vergeben, dachte ich.»
Gut eineinviertel Jahre ist das her, und heute wissen beide: falsch vermutet! Im Gegenteil – es war der Anfang einer bezaubernden Liebesstory zwischen einer der weltbesten Skirennfahrerinnen aus dem Fürstentum Liechtenstein und dem populären Radiomoderator aus Trimmis GR.
Gemeinsam am Gurtenfestival
Dienstschluss beim Gurtenfestival in Bern. Fabio Nay hat seine Zehn-Stunden-Schicht am Mikrofon von SRF 3 beendet – fünf davon on air am Mikrofon – und wird von seiner Tina beim Sendewagen im Backstage-Bereich des Open-Air-Festivals auf dem Berner Hausberg abgeholt.
Er sei ein bisschen «geschlaucht» von der Live-Moderation aus dem aufgeheizten Studiobus, sie noch müde vom Konditionstraining im «Ländle», in dem sie derzeit mittendrin steckt. Beim Besuch des Konzerts von Stereo Luchs auf der Waldbühne werden Tina und Fabio nur vereinzelt erkannt.
«Wir mögen die Anonymität»
Radio ist halt nicht TV, Tina trotz Olympia- und WM-Medaille, neun Weltcupsiegen und dem zweimaligen Gewinn des Super-G-Weltcups kein Gesicht, das den Gurten-Besuchern sehr vertraut ist.
Klar, die Tochter der Skilegenden Hanni Wenzel und Harti Weirather ist im Winter vorwiegend mit Helm und Skibrille zu sehen. «Diese Anonymität ist uns sehr recht», sagt Fabio. «Wenn wir in Zürich sind, geniessen wir es, ungestört im Sushi-Restaurant sitzen zu können.»
Bildergalerie: So war Fabio Nays Zeit in der «JRZ»-Glasbox.
Die Energien des quirligen Duos sind bald zurück. Spätestens, als die zwei im VIP-Zelt bei einem Thai-Curry über die Anfänge ihrer Liaison erzählen, sprudelt es nur so. Die Geschichte ist auch erheiternd. Bis zur Ski-WM 2017 in St. Moritz wusste Tina Weirather nichts von einem Fabio Nay.
SRF 3 gehörte nicht zu ihren Radio-Vorlieben. Doch dann sah sie zufällig eine TV-Reportage über einen Radiomann, der als Experiment bei der Qualifikation für den WM-Riesenslalom in Zuoz mitfuhr. «Brutal wars», erinnert sich Nay, wie er da runterrutschte, er, der bisher 18 Jahre lang nur auf dem Board und nie auf Ski gestanden hatte.
«Das habe ich zuvor noch nie gemacht: einen Mann anschreiben»
Tina amüsierte sich einerseits köstlich und fand andererseits sofort Gefallen am smarten Bündner. «Dann tat ich etwas, was ich zuvor noch nie gemacht hatte: Ich schrieb Fabio über Instagram an.»
Es war der berühmte erste Schritt, aber nur einer von zweien. Denn kurz vorher hatte Fabio ihr ebenfalls eine Nachricht geschickt, in der er seine Bewunderung für ein spezielles Trainingsvideo ausdrückte. Bis dahin kannte auch er die Skisportlerin nur dem Namen nach, obwohl er bei seinen Moderations-Anfängen bei Radio Grischa auch über Sport berichtet hatte. Doch erst als sich Tina nun an ihn wandte, ploppte seine Message auch bei ihr auf. Folge: Tina und Fabio fanden sich sympathisch und vereinbarten, sich bei einem Skitag in Flims-Laax auch physisch kennenzulernen.
«Wir hätten nicht besser beginnen können. Es passte von Anfang an.»
Das Rendez-vous wurde zur Nervenprobe. «Ich holte Fabio in Sargans am Bahnhof ab und dachte auf dem Weg dorthin: O Gott, wenn er nun ein Idiot ist?» Und Fabio sass im Zug von Zürich eine Stunde lang mit schweissnassen Händen da, unfähig, ins mitgebrachte Buch zu schauen. «Doch dann wurde es ein absoluter Hammertag. Besser hätten wir nicht beginnen können, es passte einfach von Anfang an», sagt der Radiomann.
Die zwei «liessen es trotzdem langsam angehen», aber im Sommer 2017 waren sie ein Paar. Und wurden auch gegenseitig bei den Familien wärmstens aufgenommen. Tina: «Fabio hatte bei uns ein leichtes Spiel. In meiner Familie sind alle Fliegerei-begeistert, und auch weil Fabio alles über Flugzeuge weiss, war er sofort der Liebling meiner Eltern und Brüder.» Laut lachend erklärt der Skistar, wie weit das führt: «Ich lese inzwischen sogar ‹Aerotelegraph›, wo Fabio nebenbei als Redaktor arbeitet. Wenn das kein Liebesbeweis ist!»
Das grosse Glück
Noch wohnen Fabio und Tina getrennt. Für sie, die mit dem Kader von Swiss-Ski trainiert, bleibt ihre Wohnung in Vaduz FL die ideale Basis, um den Beruf einer Skifahrerin auszuüben. Und er arbeitet Schicht bei SRF 3, wo er 2013 parallel zum Politologie-Studium als Verkehrsreporter begann und heute die Abendsendung und das Quiz «WochenRundShow» am Samstagnachmittag moderiert. Deshalb ist Zürich als Wohnort für ihn gesetzt. «Und solange Tina im Rennsport ist, wird das auch so bleiben.» Danach allerdings dürfte sich das schnell ändern, denn beide sind sich völlig sicher, dass sie im Gegenüber das grosse Glück ihres Lebens gefunden haben.
«Ein gemeinsamer Haushalt und eine Familie sind bei uns durchaus Thema», sagt Tina Weirather, «aber dafür ist es einfach noch zu früh, solange ich Skirennen fahre. Wir passen aber perfekt zusammen, weil wir beide den gleichen Humor haben, im gleichen Mass zwischen chaotisch und organisiert pendeln und offen sind für Neues.»
Zeit für einander
Vorerst müssen sie sich für Zeiten der Zweisamkeit gut organisieren bei ihren vollen Agenden. Fabio schätzt aber die faire Arbeitszeit-Planung bei SRF 3, die ihm vergangenen Winter den Besuch von sechs Weltcup-Rennen Tinas ermöglicht hat. Entsprechend ist er auch im Skiteam gut integriert.
«Aber wenn ich dort Interna mitbekomme, verwende ich das garantiert nicht journalistisch.» Tina ihrerseits war schon verschiedentlich bei den Festival-Sommer-Einsätzen Fabios dabei oder wenn er für «Jeder Rappen zählt» in der Glasbox sitzt. Auch sie ist mit dem Radioteam vertraut.
Tauchen aus Liebe
Gemeinsame Hobbys? Unlängst verbrachte das Paar Ferien auf La Réunion. Ihm zuliebe wagte sich Tina, der es «scho chli gruust» vor dem, was da im Wasser so fleucht und kreucht, sogar ans Tauchen.
Mehr gemeinsamer Sport ist kaum möglich, auch wenn der einstige Unihockeyspieler Nay Tina ab und zu ins Fitnesstraining begleitet. Vorerst tuns auch die gemeinsamen Musikvorlieben am Gurtenfestival. Den harmonischen Zweiklang haben Tina Weirather und Fabio Nay längst gefunden.