Abendsonne ist wichtig! «Die am Morgen kriege ich eh nicht mit», flachst Toni Vescoli, 76. Um gleich darauf zu relativieren: «Als ich früher mit der Band unterwegs war, war ich meistens der Erste, der aufgestanden ist. Was das angeht, bin ich kein typischer Musiker.»
Trotzdem war die Tatsache, dass die Sonne abends lange auf die Dachterrasse scheint, einer der Gründe, warum sich der Les-Sauterelles-Frontmann und seine Frau Ruth, 84, für den Kauf ihrer zweistöckigen Wohnung in Callao Salvaje im Süden Teneriffas entschieden. Dazu kommen der atemberaubende Meerblick und die ruhige Lage abseits der Touristen-Hochburgen Playa de las Américas und Los Cristianos.
Fürs Haus verkaufte Vescoli einen Schrank
34 Jahre ist es her, seit Ruth und Toni Vescoli erstmals nach Teneriffa in die Ferien reisten. Die bergige Landschaft, die ungewöhnlichen schwarzen Strände und das milde Klima auf der Vulkaninsel hatten es dem Paar sofort angetan. Und als sie beim Warten auf ein Mietauto vor einem Geschäft landeten, das Land auf der Insel verkaufte, fackelten sie nicht lange, schlugen zu und liessen alles Bargeld, das sie dabeihatten, als Anzahlung da – fünfhundert Franken.
Zurück in der Schweiz, verkaufte Vescoli einen selbst restaurierten Schrank, um den Rest des Landes kaufen zu können, und lieh sich vom Käufer des Schranks gleich das Geld für den Hausbau. Innerhalb von eineinhalb Jahren wurde nach Tonis Plänen – der Musiker ist gelernter Hochbauzeichner – ein Fünf-Zimmer-Haus am Fuss des Vulkans Teide gebaut. Fortan das zweite Zuhause für Ruth und Toni Vescoli.
Ein Refugium fern vom Zürcher Oberland, wo Vescolis wohnen. Arbeit gab es trotzdem zur Genüge. Toni schrieb Songs – «die meisten der letzten 34 Jahre sind auf Teneriffa entstanden» –, gemeinsam kümmerten sie sich um Haus und Garten. «Irgendwann sahen wir nur noch Arbeit, wenn wir herkamen, und konnten das schöne, grosse Haus gar nicht mehr geniessen», erzählt Ruth Vescoli.
Das Meeresrauschen störte beim Musikmachen
Das Loslassen fiel zwar schwer, trotzdem entschieden sich Vescolis, ihr Haus zu verkaufen und sich nach einer Wohnung im Ort umzusehen. Sie suchten, fanden, kauften, verkauften wieder – zum Beispiel, weil die Wohnung zu nah am Meer war und das Rauschen Toni beim Musikmachen störte. Dann fanden sie endlich die ideale Residenz, über den Klippen, mit Meerblick und grosser Dachterrasse. Sie bauten um und richteten die Wohnung nach ihrem Geschmack ein, trugen Flohmarkt-Schätze und Lieblingsstücke zusammen, zum Beispiel von Tonis Onkel gemalte Bilder.
Als vor einigen Jahren die Nachbarswohnung frei wurde, schlugen Vescolis zu, mieteten und kauften sie schliesslich. Diese stellen sie ihrer Familie, Freunden, Fans und Musiker-Kollegen zur Verfügung.
Ruths Herzenswunsch
Drei bis vier Monate im Jahr verbringen Ruth und Toni Vescoli auf Teneriffa. «Wenn beruflich mal nicht mehr so viel los ist, werden wir sicher noch öfter hier sein», sagt Toni. Obwohl längst im Pensionsalter, ist er umtriebig wie eh und je, tritt sowohl mit den Sauterelles als auch mit seinen Mundart-Programmen auf. Nach wie vor ist Vescoli der einzige Künstler, der es geschafft hat, mit der Band auf Englisch («Heavenly Club») und solo in Mundart («Scho root») erfolgreich zu sein. Und müde ist er noch lange nicht. Die Songs fürs neue Album «Elei Dihei» sind parat, bald werden sie in den USA aufgenommen.
Zuerst erfüllte sich aber noch ein Herzenswunsch von Ruth Vescoli: ein neuer Hund. Das Paar besass über die Jahre immer Bullterrier. Der letzte, Linda, starb im vergangenen Jahr. Die Hundedame stammte aus Teneriffa. Nun sollte das neue Hündchen ebenfalls von der Insel kommen. «Um einen temperamentvollen Bullterrier an der Leine zu halten, habe ich aber nicht mehr genug Kraft», sagt Ruth.
So tummelt sich jetzt ein kleiner Chihuahua namens Pippa auf der sommerlichen Dachterrasse der Vescolis in Callao Salvaje. Und geniesst mit ihnen die Abendsonne.
Vescolis Top 3 auf Teneriffa
Im nächsten Teil zeigt Musikerin Anna Känzig ihr einsames und verstecktes Ferienrefugium im Engadin.
Hier gehts zum 1. Teil: Birgit Steinegger zeigt, wo sie die Post im Pyjama holt.