Am Strand von Malibu: Urs Inauen, 31, verstaut gerade seine Kletterausrüstung, als ein Wagen neben ihm anhält und der Fahrer die dunkel getönte Fensterscheibe herunterlässt. Ist das nicht …? Er ists tatsächlich: Owen Wilson. Der Hollywood-Star. Bekannt aus Filmen wie «Die Hochzeits-Crasher», «Midnight in Paris» oder «Zoolander». Wilson hatte beobachtet, wie sich der Schweizer Stuntman an den Klippen abseilte. Er würde gern mitklettern. Zunächst aber will er mal Inauens Telefonnummer. «Ein normaler Tag in Malibu», sagt Inauen.
Er ist ein gefragter Stuntman in Hollywood, der gebürtige Appenzeller. Für die TV-Serie «Hawaii Five-O» liess sich Inauen bei einer Explosion in die Luft jagen. Beim Oscar-gekrönten Film «The Revenant» arbeitete er mit Leonardo DiCaprio. Und in «Mike & Dave Need Wedding Dates» (ab September in den Schweizer Kinos) doubelt er Hauptdarsteller Adam DeVine an der Seite von Zac Efron. «Bei einer Komödie wie dieser bestehen die Stunts vor allem aus Ausrutschern und Stolperern. Wenn Adam in einer Szene auf dem Trampolin rumspringt, bin das auch ich.»
«Er weiss, was er tut»
Seine Narben sind aber nicht vom Job, sondern vom Snowboarden. Es würde immer alles lange und sorgfältig vorbereitet. «Fahren auf der Autobahn ist gefährlicher», findet er. «Wenn ich hier mit dem Töff unterwegs bin, werde ich dreimal am Tag fast überfahren. Im Gegensatz zu einem Stunt-Team kann man im Verkehr niemandem vertrauen.»
Urs und seine Freundin Fabienne Kappeler, 30, fahren in der Autostadt Los Angeles viel Velo. Gemeinsame Hiking- und Kletterausflüge gehören ebenfalls ins Programm. Das Paar kennt sich bereits seit der Jugend. Vor vier Jahren fragte er die Personaltrainerin aus St. Gallen per SMS um ein Date - und es funkte. Seit drei Monaten lebt sie nun mit ihm in einer Zweizimmerwohnung in Los Angeles und macht eine Weiterbildung zur Yoga-Lehrerin. Wie Urs ist sie Mitglied im international tätigen iAction.tv Stunt-Team. Und so weiss sie: «Ich brauche mir um ihn keine Sorgen zu machen. Er weiss, was er tut.»
Empfehlungsschreiben von Roger Federer
Sein Weg nach Hollywood begann 2006 bei «Stunt Hero». Der gelernte Sportartikelverkäufer und ehemalige Kunstturner gewann die SRF-Reality-Show zwar nicht, lernte dort allerdings den Schweizer Stuntman und Juror Oliver Keller kennen. Der half mit ersten Kontakten in Hollywood. Woran sich Inauen in den USA zuerst gewöhnen musste: «Zu Hause sagt man sich beim Wandern Grüezi – hier wird man ignoriert. Manchmal vermisse ich den Schweizer Anstand.»
Unterstützung gabs fürs US-Arbeitsvisum von einem prominenten Verwandten: «Roger Federer unterschrieb eins meiner Empfehlungsschreiben. Unsere Väter sind Cousins.» Persönlich traf er den Tennisstar erst zweimal bei Werbeterminen. Urs winkt jeweils ab, wenn er dem Jahrhundertsportler etwas weiterleiten soll: «Ich habe seine Telefonnummer nicht.» Dafür hat er jetzt die von Owen Wilson.